Das ist wirklich eine sehr unscharfe Rechnung durch die Schätzungen, die Du da anstellst. Man beachte, dass es auch Hausärzte gibt, die "Alternativheilverfahren" anbieten, und wissen, wann es definitiv an der Zeit ist, davon abzulassen - und ebenso gibt es Heilpraktiker, die ebenso verantwortungsbewusst sind. Wenn die 50% der Esoterik-Gläubigen daran geraten, werden sie im Ernstfall dennoch gut behandelt werden. Kein großes Problem.
So habe ich es auch geschrieben. Mangels korrekter Zahlen ist das bestenfalls eine Abschätzung. Mehr sollte es im Zuge von FIWA's Argumentation auch nicht sein. Mir liegt nichts daran, zu beweisen wer besser oder schlechter ist.
Die große Gefahr kommt unter anderem dann, wenn die Behauptung im Raum steht, die alternativen Heilverfahren wären der Schulmedizin überlegen. Das wird u.a. schon dann suggeriert, wenn hier immer wieder auf die angeblich ach so vielen Fälle verwiesen wird, die von "der Schulmedizin aufgegeben" wurden, aber mit der "alternativen Heilmethode XY" wurde er/sie wieder ganz gesund.
Esoterik deckt sich in weiten Bereichen (nur den Heilbereich betrachtet) - mit der klassischen Medizin/Psychologie. Das wird aber sehr oft durch die eher spirituellen Grundlagen und die entsprechende Ausdrucksweise dieser Richtungen sehr verwässert.
Teilweise gehen die esoterischen Heilrichtungen auf Grund ihres anderen Ansatzes einen völlig anderen Weg. Dadurch ergeben sich möglicherweise Ergänzungen und andere Zugänge gegenüber den wissenschaftlichen Fachrichtungen - Zugänge die wissenschaftlich noch nie evaluiert worden sind.
Die Wissenschaft geht hierbei von einem technokratischen Ansatz aus - der Mensch ist ein Auto und muss repariert werden, und kommt nur schön langsam über Neurologie, Neurobiologie, Neuropsychologie in den Bereich der Verknüpfung zwischen Psyche und Körper. Weil hier stufenweise erst von den "grobmechanischen" Funktionen in die feineren Bereiche und Verknüpfungen gegangen wird.
Währenddessen der empirische Ansatz der Esoterik immer schon eine ganzheitliche Betrachtungsweise war (ich kann einen Menschen nur als Einheit von Physis und Psyche wahrnehmen). Daher werden implizit jene Faktoren mit berücksichtigt, bei denen es in der Wissenschaft noch ein großes schwarzes Loch gibt.
Aber diese Zugänge sind ebenfalls beschränkt. Einen gebrochenen Arm wird auch der Naturheiler nur einrichten und schienen können (was er bei uns sinnvollerweise nicht darf, anderswo schon). Er wird aber dann die Heilung durch Aktivierung der Selbstheilkräfte beschleunigen können, was der Arzt nicht kann (aber bereits viele Krankenschwestern), sondern den Patienten mit Pulvern und Salben schädigt (Magen, Nieren, Blasen und Hautschäden).
Aber wie definiert man Überlegenheit? Esoterik ist den klassischen Zweigen
möglicherweise überlegen. Einerseits alleine schon daher, dass der Patient/Klient in den möglichen und sinnvollen Behandlungsfällen weniger körperlichen Belastungen ausgesetzt wird. Außerdem wird der Patient/Klient in manchen Fällen schneller geheilt, was die Dauer der psychischen Belastung verringert.
In manchen Fällen wie z.B. im einfachen Fall der Allergien hat die Medizin heute keine Alternativen als eine Dauermedikation. Ist es nicht besser, wenn man diese innerhalb von ein paar Sitzungen meist fast völlig los ist? (egal jetzt mal, nach welchen Prinzipien das funktioniert)
Es geht weniger darum, wer der Bessere ist (das ist Ego), es geht immer nur um die Frage, was das BESTE FÜR DEN KLIENTEN ist.
Ist es ethisch zu rechtfertigen, aus Ego, mit Ignoranz, aus Standesdünkel, mit Scheuklappenstandpunkten, mit Ausgrenzung von Alternativen BEWUSST meine Patienten zu einer schlechteren (weil auf dem
heutigen Stand der Wissenschaft) Behandlung zu nötigen? Nur wegen Geld?
Desweiteren sei nochmal drauf verwiesen, dass nicht alle Esoterik-Opfer sich an Beratunsstellen oder ähnliches wenden.
Ebenso nicht alle Arztopfer. Insbesondere da meine Zahl nur die Beschwerden bei der Ärztekammer war, und nicht die beim Ombudsmann. Und der ist - weil neutral - die weitaus bessere Anlaufstelle, hat daher wahrscheinlich noch eine weitaus höhere Beschwerdezahl.