Ja, Seehofer hat sich selbst dazu geäußert, und es klingt jedenfalls nicht so, als ob er deshalb zurücktreten wollte, weil er nicht mehr die Unterstützung in der eigenen Partei hatte. Dann wäre so ein Gespräch auch sinnlos. Wie sollte er sich da dann durchsetzen noch? Seine Erklärung hier:
https://www.focus.de/politik/deutsc...t-aber-noch-gespraech-mit-cdu_id_9187461.html
Kommt mir nun also mehr so vor, als wollte er mit der Rücktrittserklärung/drohung aufs Ganze gehen. Die eigene Partei muss endgültig mitziehen, denn eine Niederlage würde auch bedeuten, dass man zusätzlich auch noch einen Mann mit Profil verliert, bzw. es würde so aussehen, dass Merkel nicht nur über Inhalte sondern auch noch Personen in der Koalition komplett alleine bestimmt. Und Seehofer hat wohl darauf spekuliert, dass das dann für niemanden in der CSU mehr akzeptabel ist. Der mögliche Rücktritt sollte die eigenen Leute also endgültig auf die harte Linie bringen.
Seehofer hat nicht den kompletten Rückhalt der CSU - in der Sache vermutlich ja, im Stil eher nicht. Das Problem der CSU ist das Merkel ihnen recht geschickt den Ball zugeschoben hat. Sie sagt: Wenn die CSU jetzt wie angekündigt handelt dann würde das ihre Verhandlungsposition auf EU-Ebene schwächen und sie verweist dort auf Fortschritte und darauf, dass auf EU-Ebene viel mehr möglich wäre. Heißt also: Die harte CSU-Linie könnte dann die Regierung sprengen UND der Sache schaden, womit eines der Ziele der CSU, deren kommende Wahl, auch noch unsicher bzw. geschwächt wäre.
Der wesentlichste Aspekt ist hier nicht die Sache sondern eher "die bessere Geschichte". Und bisher würden Seehofer und CSU als jene dastehen die alles aufs Spiel setzen (Sache betreffend, dt. Regierung und Union der Parteien) wegen der Wahl in Bayern. Gerade weil Merkel sich selbst in Situationen bringt in denen sie nicht agiert sondern v.a. reagiert ist sie hier in der stärkeren Position, da sie immer sagen kann das sie keine Wahl hat.
Deshalb will Seehofer jetzt noch mal mit ihr verhandeln, sie damit konfrontieren das er zurücktreten wird, falls.... noch mal irgendeine Form von Druck aufbauen, sie zu irgendwelchen Versprechungen bringen um ihr den "Ball" wieder zurückzugeben. Sie soll eine Entscheidung treffen, damit zumindest erzählte Geschichte dann etwas besser für die CSU aussieht.
Wie gesagt, das ist eher eine Art Machtspiel, und es geht u.a. und vielleicht v.a. um die Wahrnehmung in der Bevölkerung. Wenn Merkel jetzt komplett hart bleibt, es keinerlei Schritte aufeinander zu gibt, wird Seehofer ebenfalls sagen keine Wahl zu haben und zurücktreten und dann werden sie versuchen das als Merkels Entscheidung zu präsentieren.
Das einzige was ich für sicher halte ist: Es gibt da keinen guten Ausweg. Merkel könnte zustimmen sich selbst ein neues Ultimatum zu geben, weiter auf EU-Ebene zu verhandeln und da Druck zu machen. Aber viel erreichen kann sie da sicherlich nicht, zumindest nicht in kurzer Zeit. Es gibt ja auch bisher keinerlei klare Zusagen und im Grunde nichts Neues. Insofern glaube ich das jeder Konflikt zwischen CDU und CSU bzw. zwischen Seehofer und Merkel der jetzt nicht ausgetragen wird, dann später eskaliert.