Tarbagan
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Da möchte ich dir mal ganz grundsätzlich zustimmen - die Drogenpolitik hier ist absolut schrecklich. Mal ganz abgesehen davon, dass man Menschen nicht verbieten kann, ihren Körpern vorsätzlich potentiell giftige Substanzen zuzuführen, geht's allein um das Bild der Drogen in den Köpfen der Menschen. Drogenkonsum bzw. Drogenverkauf wird von vielen auf eine Stufe gestellt mit Mord und Vergewaltigung - wo kommen wir da hin? Der Hauptschuldige für die wahren "Verbrechen", die direkt auf Drogen zurückzuführen sind ist der Staat selbst durch die Illegalisierung.Die ganze Drogenpolitik gehört von Grund auf überarbeitet und das ohne Lobby's und Einfluss von Macht/Geld.
Abgesehen davon ist die Gesetzlage einfach extrem willkürlich, Rechtsschutz gibt's in dem Gebiet praktisch gar nicht - die Behörden können sich aufführen wie in totalitären Rechtssystemen und man kann nichts dagegen unternehmen, selbst bei den aller-offensichtlichsten Misshandlungen. Bestes Beispiel sind die GBL-Hausdurchsuchungen von vor 3 Jahren.
Kurze Backgroundinfo: GBL ist ein Lösungsmittel, das industriell Anwendung findet. Man kann es aber sehr sehr leicht in GHB umwandeln, das extrem euphorisch und leicht einschläfernd wirkt ("liquid ecstasy"), von der Wirkung dem Alkohol nicht unähnlich, allerdings ohne die Nebenwirkungen und schwerer zu dosieren. Außerdem kann man GBL auch einfach so konsumieren, allerdings is das sehr ungut für die Leber.
Jedenfalls konnte das Zeug damals als Putzmittel frei übers Internet vertrieben werden - in Literquantitäten. An einem Morgen gab es dann zeitgleich in Österreich und Deutschland um 7°° Früh hunderte Hausdurchsuchungen bei Kunden der Vertreiber (die werden vom Steuerzahler bezahlt, nicht vergessen!), die Vertreiber selbst wurden festgenommen wegen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und so weiter - man bemerke: GBL ist WEDER als Betäubungsmittel im Sinne des BtmG noch als Vorläuferstoff im Sinne des GüG klassifiziert (gewesen?). Die Leute haben einfach eine Chemikalie gekauft, die als Putzmittel vertrieben wurde.
Dass der Großteil der Leute das Zeug zum Drogenkonsum verwendet haben, ist dabei irgendwo irrelevant, weil einfach die rechtliche Grundlage nicht da war, man konnte ihnen ja quasi nichts nachweisen. Ein Freund von mir bestellte sich 100 ml, allerdings tatsächlich als Lösungsmittel und nicht als Suchtmittel (er war Chemiker). Seine Bude wurde komplett ausgeräumt, sein Heimlabor als Drogen/Sprengstofflabor klassifiziert (ohne jegliche Beweise dafür außer das GBL) und er hatte ne saftige Anzeige am Hals, die ihn wohl sein restliches Leben wird verfolgen (und die Ausübung seines Lieblingshobbies - Chemie - unmöglich macht).
Sein Anwalt konnte leider nichts unternehmen, da einige "potentiell gefährliche" Stoffe umgehend vernichtet wurden (aus "Sicherheitsgründen") und somit alle Beweise, die für ihn gesprochen hätten, weg waren. So etwas darf einfach nicht sein. Das widerspricht in jedem Sinne der Rechtsstaatlichkeit.
Beim Drogenverkauf (bzw. der Legalisierung) sieht die Sache allerdings komplizierter aus, da sich die Sachlage hier mit dem Arzneimittelgesetz spießt - selbst wenn alle Drogen legalisiert wären, was ist dann ein Arzneimittel (und somit rezeptpflichtig), und was ein Genussmittel (und somit wie Alkohol frei erhältlich)? Die meisten Drogen (auch THC) würden ohne Zweifel in die erste Gruppe fallen, und demnach würde sich ein reger Schwarzmarkt, wie es momentan z.B. mit Oxycodon, Tramadol sowie versch. Benzodiazepinen der Fall ist.
Allerdings wäre eine Legalisierung mit Rezeptpflicht im Gegensatz zu dem Zustand, den wir momentan haben, ein Fortschritt.
Das Problem, dass der Staat mit dem Drogenhandel hat: Es ist ein Verbrechen, bei dem es grundsätzlich von der Handlung her keine Opfer gibt, und die beiden Parteien einvernehmlich handeln. Er kann also nur total schwerlich eingreifen - er ist sozusagen machtlos. Deswegen greift er zu immer strengeren und immer extremeren Maßnahmen, um Drogenhandel zu unterbinden - vor 30 Jahren wurde daher der diesen Umstand peinlich korrekt bezeichnende Term "War on Drugs" geprägt. Es wurde immer mehr Geld ausgegeben, um Drogenhandel einzudämmen, und wisst ihr, was passiert ist? Der Drogenhandel und -konsum ist stetig (!) gestiegen. Der Staat führt hier Krieg gegen seine eigenen Bürger.
Es handelt sich um ein einfaches Rückkopplungssystem: Gehen wir von wenigen Strafen bei Drogendelikten aus, haben viele Leute Anreiz, z.B. mit Drogen zu handeln. Dadurch gibt es einen großen Markt. Jetzt führt der Staat strenge Strafen ein - dadurch geht der Drogenhandel zurück und gesetz dem Prinzip "Angebot und Nachfrage" schießt der Preis in die Höhe (relativ steigt die Nachfrage wg. absolut sinkendem Angebot). Jetzt haben wiederum mehr Leute den Anreiz, Drogen zu verkaufen, weil sie ja mehr Geld damit machen können - Angebot steigt wiederum. Diesen Mechanismus kann man einfach nachvollziehen, indem man die seit 30 Jahren stetig steigenden durchschnittlichen Drogenpreise beobachtet.
Das System, wie es so ist, ist zum Scheitern verurteilt. Und das bestätigt ein geheimer Bericht, der 2005 geleakt wurde.