Lieber Markus
Ich schreibe Dir, denn ich will Dir Mut machen mit meiner Geschichte, aber es braucht einfach Geduld dazu. Du brauchst auch Geduld zum Lesen meines Posts, ist leider sehr lang geworden..
ich habe mal Deine Threads gelesen und habe mich darin zum grossen Teil wiedererkannt, meine Kindheit war nicht einfach, da ich eine sehr dominante und kontrollierende Mutter hatte, es wurde mir ständig eingeredet, dass ich dieses und jenes nicht kann.
Es war mir früh klar, dass ich ausziehen musste, denn ich sah meine Schwester die erblühte, da sie mit 21 ausgezogen war und meine Brüder, die beide krank wurden, sie waren im Elternhaus geblieben.
Ich bin dann mit 20 ausgezogen, habe viele Fehler gemacht, vor allem auf Beziehungebene, habe wohl kaum ein Fettnäpfchen ausgelassen.
Was mein Leben so in den Jahren zwischen 20 und 30 betraf, ich war dauernd am Jammern wie schlecht alles ist, vor allem über meinen Beruf, wie gemein die Kolleginnen seien und ich nur ausgenutzt werde. Ich hatte damals einen Freund, diesen habe ich sicher auch mit meinem ständigen Sich-Beklagen vertrieben.
Zwischen 28 und 35 habe ich viele Seminare und Therapiesitzungen gehabt, es war hauptsächlich, dass ich von anderen die Bestätigung bekam, dass ich ein geliebter Mensch bin, aber das hat mir nur kurzfristig emporgehoben. Mit den echt hilfreichen Tipps wie ich sie bekam, wurde meistens wütend, ich habe dann weitgehend blockiert und wollte davon nichts wissen. Aus der heutigen Sichtweise weiss ich, dass gerade diese Verletztheit, Wut der Schlüssel gewesen wäre, um aus meiner Situation herauszukommen.
Erst als ich einen Kurs wegen meiner übertriebenen Perfektionssucht abbrechen musste (Kursleitung sagte es war gut und ich hatte immer ein Aber...) fiel ich in ein sehr tiefes Loch, ich fühlte mich von allem verlassen und auch von Gott.
Die Wende brachte mir rund 2 Jahre später die Satsangs von Samarpan, der mit seiner Liebe klarmachte, dass der Schlüssel bedingungslose Liebe und Akzeptanz der jetztigen Situation ist. Seine Anwesenheit hat dies auch ausgestrahlt und ist so auf mich übergesprungen.
Am 11. September 2001 war ich in Korfu auf einem Retreat und ein Satz den Samarpan zu den Terroranschlägen sagte, brannte sich bei mir in mein Herz hinein: "When you can accept this, you can accept everything." (Wenn Du dies (Terroranschläge) annehmen kannst, dann kannst Du alles andere annehmen (gemeint war damit die persönlichen Dramen im Leben).
Am Tag danach war ich für ca. 24 Stunden wie verwandelt, habe alles aus den Augen der bedingungslosen Liebe gesehen. Jetzt bin ich dabei diesen Zustand immer öfters zu erreichen, damit ich später meine Berufung, anderen Menschen zu helfen, wirkungsvoll ausüben kann.
Heute geht es mir mehrheitlich gut, allerdings vermischt mit Vergangenheitsbewältigung, vieles geschieht durch das Forum hier, auch grad jetzt wo ich Dir schreibe.
Du kannst dasselbe erreichen wie ich, es braucht nur Geduld und Liebe dazu.
Meine Tipps an Dich (wenn Dich was nicht passend erscheint, lasse es beiseite)
Du bist ein liebenswerter Mensch, so grad wie Du bist und nicht immer danach schauen was noch falsch ist (besonders wichtig ist es, sich nichts von anderen einreden zu lassen, was Du verbessern sollst und was Du nicht kannst)
Ich denke, ein Auszug würde Dir sicherlich gut tun, denn schon alleine die Meisterung der alltäglichen Dinge steigern das Selbstwertgefühl.
Habe viel Geduld mit Dir selber
Behandle Dich mit Achtung und Liebe (konkret heisst es in Deinem Fall, nicht so streng mit Dir zu sein, wenn Du nicht alles so perfekt kannst wie Du es von Dir verlangst, Dir trotzdem mal auf die Schulter klopfen und sich Anerkennung zollen).
Versöhnung und Verzeihen der Vergangenheit (Ereignisse, Personen) eine Bekannte hat dadurch ihr psychisches Befinden stark verbessert, obwohl ihre Grunderkrankung dadurch nicht verschwunden ist.
Erkennen dass die Hilfe in Dir selber liegt (gemäss dem Motto: Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott - von aussen können nur Hinweise kommen, nur Du entscheidest, was für Dich stimmt und nur Du bist für die Umsetzung und auch konsequentes Dranbleiben verantwortlich, das kann niemand für Dich tun).
Unterstützung könntest Du durch eine Bachblütentherapie
oder durch EFT bekommen, eine Klopf-Akkupunktur, siehe hier
http://eft-info.com/home.html
Dessen Begründer sagt Grund aller negativen Emotionen ist eine Störung im Energiesystem des Körpers.
Besonders gefallen hat mir das Thema der psychologischen Umkehr, dies erklärte mir, warum das positive Denken, bzw. Affirmationen nichts geholfen hatte, da immer ein innerer Saboteur am Werke war. Die Sätze der psychologischen Umkehr werden wie folgt formuliert:
Auch wenn ich dieses ......... (hier Dein Problem einsetzen, z.B. Arbeitslosigkeit) akzeptiere und liebe ich mich voll und ganz, so wie ich bin.
Wie gesagt ist dieser Punkt nur ein Ausschnitt aus dem EFT, eine Anleitung gibt es auf obiger HP oder was noch besser ist, einen Kurs zu besuchen.
Beobachten der Gefühle, ohne dabei sich etwas zu Denken, mir haben die Bücher und Meditationen nach Eckart Tolle geholfen
Misserfolg ist nicht schlimm, ich sage immer, das Aufstehen ist das Wichtigste, denn das Hinfallen ist kein Problem, es wird erst problematisch wenn man dauerhaft liegenbleibt. Das tun die Kinder auch nicht, wenn sie laufen lernen, ich sehe es gerade bei meinem Patenjungen, dass das Laufenlernen ein Prozess ist, der ca. 6 Monate geht (das hätte ich vorher nie gedacht)
Ich wünsche Dir, dass Du wieder Hoffnung schöpfst, denn Du wärst nicht auf der Welt, wenn es keinen Sinn hat, möglicherweise liegt bei Dir der Sinn darin, dass Du Deine Schwierigkeiten überwindest.
Herzliche Grüsse
Soleika
Soleika