Eine Frage an die Familienaufsteller unter euch ...

Ruhepol

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An der Nordsee
Liebe Familienaufsteller,

ich habe hier im Board nachfolgenden Text gefunden …
Also, ich hatte vor 3 jahren eine begegnung. ich war noch völlig "unesoterisch" und konnte mit karma oder ähnlichem nichts anfangen. Ich konnte mir diesen schmerz, die dinge, die passierten, nachdem er mich wieder "verließ" mit meinem menschenverstand nicht erklären.Ich kam an meine grenzen, fühlte mich nur noch halb. Konnte es nciht zuordnen und wusste dann irgendwann, dass es sich um eine karmische verstrickung handelt.
Soooooo, ich habe dann nach langer zeit die entscheidung getroffen (weil es einfach nicht merh auszuhalten war) eine familenaufstellung zu machen. Es stellte sich eindeutig heraus, dass wir wohl im jahre 41/42 (also im 2. weltkrieg) einer person leid zugefügt haben. Wir waren also gemeinsam täter
Eine direkte verbindung gab es eigentlich gar nicht, also wir liebten uns wohl nicht... So zumindest habe ich es interpretiert... Die verbindung war lediglich über diese tat zu erkennen.
… und hätte gerne von euch gewusst was ihr davon haltet.

Ich möchten nicht den Inhalt des Textes zur Diskussion stellen, sondern lediglich wissen, ob derartige „karmische Verstickungen“ in einer Familienaufstellung zu sehen sind. Bisher war ich immer der Ansicht, dass diese Aufstellungen sich ausschließlich mit den Erfahrungen/Begegnungen dieses Lebens beschäftigen (ich habe nie eine gemacht) und man die Geschichten aus früheren Leben nur per Rückführung hervor holen kann.

Liebe Grüße
Ruhepol
 
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1. Ich möchten nicht den Inhalt des Textes zur Diskussion stellen, sondern lediglich wissen, ob derartige „karmische Verstickungen“ in einer Familienaufstellung zu sehen sind.

2. Bisher war ich immer der Ansicht, dass diese Aufstellungen sich ausschließlich mit den Erfahrungen/Begegnungen dieses Lebens beschäftigen (ich habe nie eine gemacht) und man die Geschichten aus früheren Leben nur per Rückführung hervor holen kann.
1. Ja.

2. Das habe ich einmal so zusammengefasst :

In der Aufstellungsarbeit können wir auch Konflikte aus Vorleben lösen, die uns immer noch beeinträchtigen und verstricken - und verhindern, das jetzige Leben voll und ganz zu leben.

Ich verstehe das nicht als "Rückführung" - sondern als "Herführung" :

Normalerweise ist mit dem Tod ein Leben abgeschlossen und beendet. Das soll man ruhen lassen und nicht bereits Abgeschlossenes wieder durch eine "Rückführung" künstlich eröffnen. Manchmal geschieht es, dass eine Seele in einem Vorleben hängen bleibt und es mit dem Tod nicht abschließt, sondern es fortsetzt - nur im Ambiente eines neuen Lebens. Sie ist noch verstrickt in den Konflikten des Vorlebens - und kann deswegen das jetzige Leben nicht wirklich leben. Sie wiederholt gleichsam das alte Stück auf einer neuen Bühne - wo es spürbar deplaziert ist.

Das meine ich mit "Herführung" : indem man mit der Seele der Person auf die "alte Bühne" des Vorlebens geht und ihr Stück dort beendet, wo es hingehört. Dann kann die Seele dieses Vorleben beenden und ganz das jetzige Leben und das Heute betreten.

Gawyrd

 
Lieber Garwyrd,

danke für deine schnelle Antwort!
In der Aufstellungsarbeit können wir auch Konflikte aus Vorleben lösen, die uns immer noch beeinträchtigen und verstricken - und verhindern, das jetzige Leben voll und ganz zu leben.
Urps, das hätte ich nicht gedacht, auch noch nie derartiges gelesen oder gehört.
Ich verstehe das nicht als "Rückführung" - sondern als "Herführung" :
Ein interessanter Aspekt! Verstehe ich es richtig, dass du es so meinst, dass nicht die Seele zurückgeführt, sondern die Situation/Begegnung herbeigeholt wird? Also Die Seele taucht nicht ab in die Vergangenheit, sondern bleibt im Jetzt und betrachtet sich lediglich hier, von ihrem derzeitigen Standpunkt aus, die vergangenen Gegebenheiten?
Normalerweise ist mit dem Tod ein Leben abgeschlossen und beendet. Das soll man ruhen lassen und nicht bereits Abgeschlossenes wieder durch eine "Rückführung" künstlich eröffnen. Manchmal geschieht es, dass eine Seele in einem Vorleben hängen bleibt und es mit dem Tod nicht abschließt, sondern es fortsetzt - nur im Ambiente eines neuen Lebens. Sie ist noch verstrickt in den Konflikten des Vorlebens - und kann deswegen das jetzige Leben nicht wirklich leben. Sie wiederholt gleichsam das alte Stück auf einer neuen Bühne - wo es spürbar deplaziert ist.
Du schreibst „manchmal geschieht es“, aber wenn ich mich hier umschaue, habe ich den Eindruck „oft“ geschieht es, oder denkst du, dass da einiges falsch interpretiert wird, dass die Menschen sich teilweise ihren Problemen nicht stellen möchten und sie dann einfach als karmische Altlasten bezeichnen? Das würde ein bisschen die Verantwortung für eigene Problematiken – die in diesem Leben geschaffen wurden – nehmen.

Ich hatte bisher massive Probleme mit den ganzen Geschichten von Karma/-auflösung und Rückführung, könnte es aber sowie du es beschreibst für mich annehmen.

Liebe Grüße
Ruhepol]
 
1. Verstehe ich es richtig, dass du es so meinst, dass nicht die Seele zurückgeführt, sondern die Situation/Begegnung herbeigeholt wird? Also Die Seele taucht nicht ab in die Vergangenheit, sondern bleibt im Jetzt und betrachtet sich lediglich hier, von ihrem derzeitigen Standpunkt aus, die vergangenen Gegebenheiten?

2. Du schreibst „manchmal geschieht es“, aber wenn ich mich hier umschaue, habe ich den Eindruck „oft“ geschieht es, oder denkst du, dass da einiges falsch interpretiert wird, dass die Menschen sich teilweise ihren Problemen nicht stellen möchten und sie dann einfach als karmische Altlasten bezeichnen? Das würde ein bisschen die Verantwortung für eigene Problematiken – die in diesem Leben geschaffen wurden – nehmen.
1. Fast. Es ist kein "Zurückgehen", sondern ein Sichtbar-Machen der Umstände, in der die Seele jetzt noch verstrickt ist (der jetzt noch wirksamen und nicht ad acta gelegten Vergangenheit). Das Vergangene braucht nicht "herbeigeholt" werden, da es Teil der Realität ist, in der die Seele jetzt noch lebt.

2. Ich drücke mich da gerne vorsichtig aus - es dürften tatsächlich viele Menschen noch in "alten" Leben verfangen sein. Die Eigenverantwortung wird dadurch grundsätzlich nicht reduziert - eher gesteigert. Es kann allerdings erleichternd sein, wenn man erkennt, warum man immer wieder dasselbe Schlamassel in diesem Leben reproduziert - dass das nicht aus Dummheit geschieht, sondern weil die Seele eben in diesem "alten" Schlamassel lebt (und es dadurch quasi immer wieder mit neuen Personen re-inszeniert). Also : mehr Eigenverantwortung, aber weniger Selbstvorwürfe.

Diese Sichtweise hat einige faszinierende Facetten und macht verschiedene Phänomene einfach nachvollziehbar :

ZB. dass immer wieder Aussehen und Verhaltensweisen von "damals" durchkommen. (Was zum Beispiel schwierig ist : wenn man im nicht-abgeschlossenen Leben das andere Geschlecht hatte, als im jetzigen Leben.) Das Beenden eines Vorlebens kann zu deutlichen Veränderungen in Gesicht und Körper führen - zB. dass sich jemand erstmals ganz als Frau / Mann erlebt und auch erstmals so eindeutig für andere erlebbar wird.

LG, Gawyrd
 
Lieber Gawyrd,
Die Eigenverantwortung wird dadurch grundsätzlich nicht reduziert - eher gesteigert. Es kann allerdings erleichternd sein, wenn man erkennt, warum man immer wieder dasselbe Schlamassel in diesem Leben reproduziert - dass das nicht aus Dummheit geschieht, sondern weil die Seele eben in diesem "alten" Schlamassel lebt (und es dadurch quasi immer wieder mit neuen Personen re-inszeniert). Also : mehr Eigenverantwortung, aber weniger Selbstvorwürfe.
Nein, natürlich, sie wird nicht wirklich reduziert, aber hat der Gedanke an karmische Verstickungen nicht auch etwas schicksalhaftes? So nach dem Motto: Ich hab (in meinem jetzigen Leben) nicht wirklich was damit zu tun, die Verantwortung trägt eigentlich die Person aus vergangenen Inkarnationen und das Jetzt-Ich trägt ggf. nur die Last der Folgen? Ich bin quasi ein Opfer der Person, die ich früher einmal war, bzw. des Lebens, das ich früher einmal geführt habe?
Ich spreche hier von der Denkweise des einfachen Geistes, der sich bisher nicht wirklich damit auseinandergesetzt hat (dazu zähle ich auch mich selbst), nicht von den Leuten, die bereits Herführungen/Rückführungen o.ä.. hinter sich haben.
Wie erkennt man was alte Verstrickungen und Verhaltensmuster sind (aus zurückliegenden Leben) und was neue (in diesem Leben erworbene)?

Ich glaube zwar an Verstrickungen, die ihren Ursprung „irgendwo anders“ haben, war aber bisher immer der Ansicht, dass ich sie nur so erlebe, weil ich in meinem jetzigen Leben bestimmte Wege gegangen bin, Erfahrungen gemacht und Entscheidungen getroffen habe.
ZB. dass immer wieder das Aussehen von "damals" durchkommt, wie man in dem unabgeschlossenen Leben ausgesehen hat. (Was zum Beispiel schwierig ist : wenn man im nicht-abgeschlossenen Leben das andere Geschlecht hatte, als im jetzigen Leben.) Das Beenden eines Vorlebens kann zu deutlichen Veränderungen in Gesicht und Körper führen - auch dass sich jemand erstmals ganz als Frau / Mann erlebt.
Kennst du derartige Geschichten aus deiner Praxis oder weißt du nur theoretisch darum?

Ich habe die Bücher von Brian L. Weiss gelesen. Er hat zwar keine Familienaufstellungen gemacht, kam aber auch über die von ihm angewandten Therapiemethoden in Berührung mit den zurückliegenden Leben seiner Patienten. Das hat schon was Faszinierendes.

Liebe Grüße
Ruhepol
 
Nein, natürlich, sie wird nicht wirklich reduziert, aber hat der Gedanke an karmische Verstickungen nicht auch etwas schicksalhaftes? So nach dem Motto: Ich hab (in meinem jetzigen Leben) nicht wirklich was damit zu tun, die Verantwortung trägt eigentlich die Person aus vergangenen Inkarnationen und das Jetzt-Ich trägt ggf. nur die Last der Folgen? Ich bin quasi ein Opfer der Person, die ich früher einmal war, bzw. des Lebens, das ich früher einmal geführt habe? Ich spreche hier von der Denkweise des einfachen Geistes, der sich bisher nicht wirklich damit auseinandergesetzt hat (dazu zähle ich auch mich selbst), nicht von den Leuten, die bereits Herführungen/Rückführungen o.ä.. hinter sich haben.
Das erlebe ich als etwas sehr Schönes, Befreiendes und Bereicherndes : Das eigene Leben als Teil des Großen Bogens zu erleben - mein jetziges Leben eingebettet in ein größeres Ganzes zu erleben.

Sich nicht von Vorleben drücken zu können (im Sinne von : Das war ja gar nicht "ich".) ist für eine verantwortungsvolle Lebensgestaltung jetzt und heute enorm motivierend. Dann wird zB. deutlich, dass es auch dort sinnvoll ist, sich ethisch verantwortungsbewusst zu verhalten, wo es rein auf dieses Leben und situationsbezogen sinnlos und wirkungslos erscheint. Es nimmt auch die Illusion, etwas tun (oder unterlassen) zu können ohne sich einmal den Folgen und Auswirkungen davon stellen zu müssen. (Das gilt insbesondere für magische Handlungen !)

Im Moment ist das für mich das treffendste Bild : die verschiedenen (Vor-)Leben sind wie einzelne Äste desselben Baumes. (Jeder Ast kann den Baum stärken oder schwächen.) Und : es ist schön, aus der Begrenztheit des einzelnen Astes zum Baum selbst durchzukommen bzw. ihn zumindest zu erahnen.

LG, Gawyrd
 
Hallo liebe Foris!

In Kürze wage ich es, mal bei einer Familienaufstellung zumindest dabei zu sein, mir das anzusehen, ob ich mich auch als sozusagen "Statist" zur Verfügung stellen werde, weiss ich nicht, da gewisse Ängste in mir dies noch bezweifeln. Vor kurzem hab ich von einer Psychologin gehört, dass das "Danach" einfach sehr heftig sein kann sprich, das was da in einer Aufstellung "hochkommt" für einen Aufsteller als auch für die aufgestellte Person nicht selten nicht gut verarbeitet werden kann, da dies oft erst nach 2-3 Tagen nach so einer Aufstellung bewusst werden kann! Sie riet, wirklich nur zu serösen Aufstellern zu gehen, nun - wie weiss ich, ob jene Person, die das leitet, wirklich erfahren ist und das alles energetisch dann auffangen kann, sodass man "Nachwirkungen" Tage später nicht zu befürchten hat?

Meine zweite Frage - allerdings nicht wirklich zu diesem Thema passend - wäre: ob man zu einer Seele, auch wenn sie schon lange verstorben ist - geistig Kontakt aufnehmen kann, sprich: man denkt oft an sie bzw. vermisst sie..macht es einen Unterschied ob diejenige Seele wieder inkarniert ist oder nur rein "energetisch" unterwegs ist? Ich hoffe, Ihr versteht, wie ich es meine!!

Danke und schönes WE Euch allen!
Enigma
 
Da das doch völlig andere Fragen sind als die, mit denen dieser Thread begonnen hat - bist Du sie lieb und machst einen neuen Thread mit Deinen Fragen auf ?

LG, Gawyrd
 
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Lieber Gawyrd,
Sich nicht von Vorleben drücken zu können (im Sinne von : Das war ja gar nicht "ich".) ist für eine verantwortungsvolle Lebensgestaltung jetzt und heute enorm motivierend. Dann wird zB. deutlich, dass es auch dort sinnvoll ist, sich ethisch verantwortungsbewusst zu verhalten, wo es rein auf dieses Leben und situationsbezogen sinnlos und wirkungslos erscheint.
Ja, richtig, aber trotzdem bleibt die Frage wie ich das unterscheiden kann. Woran erkenne ich, welche Problematiken ich aus einem alten Leben mit mir rumtrage und welche ich in diesem Leben geschaffen habe?
Ich hänge z.B. in einer jahrelangen vollkommen unbefriedigenden Verstrickung mit einem Menschen, die ich nicht fähig bin zu lösen. Ist es eine alte Verstrickung, oder eine Folge meines jetzigen Lebens, Kindheitserfahrungen etc.?
Wie kann ich erkennen was der Ursprung einer solchen Geschichte ist und habe ich überhaupt die Möglichkeit das als Laie und alleine festzustellen?
Und da kommt dann die Befürchtung ich könnte vielleicht nicht richtig hinschauen, finde im Jetzt keine Antwort, so dass ich dann einfach sage: „Ist halt was Karmisches!“.
D. h. ich frage mich: Ist es eine alte, karmische Verstrickung, die ich nicht so leicht lösen kann, weil mir der Ursprung nicht bekannt ist oder ist es eine Verstrickung, auf die ich quasi zwingend, aufgrund meiner Jetzt-Geschichte, zugesteuert bin?

Ich gebe zu, dass ich viel zu oft beim Lesen den Eindruck habe, dass Menschen ihre Probleme sehr leichtfertig mit „karmischen Verstrickungen“ erklären, nicht wirklich hinschauen, was sie hier und jetzt leben und dass auch dieses Leben Auswirkungen hat. Ich sehe es nicht unbedingt so, dass dies im Rahmen einer verantwortungsvollen Lebensgestaltung geschieht, auch wenn das wünschenswert wäre, sondern eher als Ausrede für eigene Unbeweglichkeit/Starrheit und Unfähigkeit sich dem eigenen Ich zu stellen.

Das klingt jetzt alles ganz schon verknotet, hoffentlich kannst du überhaupt verstehen was ich meine.:)
Im Moment ist das für mich das treffendste Bild : die verschiedenen (Vor-)Leben sind wie einzelne Äste desselben Baumes. (Jeder Ast kann den Baum stärken oder schwächen.) Und : es ist schön, aus der Begrenztheit des einzelnen Astes zum Baum selbst durchzukommen bzw. ihn zumindest zu erahnen.
Ein schönes Bild!

Liebe Grüße
Ruhepol
 
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