Ein Traum, der mir den Kopf zerbricht

S

sanhei

Guest
...und bei dem ich nicht weiß: Was will er mir eigentlich sagen?

Im November 1997 habe ich in einem drogeninduzierten künstlichen Koma gelegen. Ich hatte unter den Schlafmitteln ziemlich heftige Albträume, teilweise mischten sich reale Inhalte mit Unmöglichem, und noch eine ganze Zeit danach war ich mir nicht sicher, ob das, was ich sehe, real ist oder nicht.

Aus dieser Zeit ist mir ein Traum in Erinnerung, den ich hier schildern möchte. Vielleicht kann mir jemand ein paar Tipps in Richtung Deutung geben.

Ich träumte, ich erwachte auf meinem Zimmer auf der Intensivstation. Ich war auf die rechte Seite gelagert, in meinem Rücken befand sich eine Lagerungsrolle, die verhinderte, dass ich mich auf den Rücken drehen konnte. Deutlich erkannte ich den zu meinem Bett gehörenden Nachttisch sowie den "Christbaum", einen Ständer mit mehreren Perfusoren und Infusomaten, von dem Schläuche zu meinem Bett führten.
Unmittelbar neben dem Nachtschrank stand eine Gestalt an der Wand. Obwohl ich nicht erkennen konnte, ob es sich um eine eher maskulin aussehende Frau handelte oder um einen etwas weiblichen Mann definiere ich die Gestalt aufgrund ihrer deutlich erkennbaren Brüste bis heute als weiblich, deshalb im folgenden "sie" genannt.
"Sie" war ungewöhnlich hoch gewachsen für eine Frau, schätzungsweise 180 oder 190 cm groß, schlank und ziemlich muskulös. Gekleidet war sie in eine Art bodenlangen Poncho, ohne Schmuck oder Stickereien, aus einem eierschalenfarbenen, schwer aussehenden Stoff. Sie hatte überschulterlanges, naturgelocktes, dunkelbraunes oder schwarzes Haar. Über der Stirn trug sie ein schmales Band aus einem matten, wie angelaufen wirkenden Metall (Bronze? Eisen? Kupfer?), auf dem etwas eingestanzt war, was ich nicht klar erkennen konnte. Ihr Gesicht würde ich als arabisch oder semitisch einstufen, sehr dunkle Haut, kräftige dunkle Augenbrauen, eine gebogene Hakennase á la Barbara Streisand. Augen und Wangenknochen wirkten eher fraulich, das Kinn war jedoch wie bei einem Mann sehr eckig und durch ein tiefes Grübchen gespalten.
In der Hand trug sie (jetzt bitte nicht lachen) eine Sense. Ein großes Gerät, etwa doppelt so groß und so schwer wie die Dinger, mit denen man früher Heu machte. Sie hielt die Sense am Stiel fest, die Klinge befand sich trotz ihrer Größe mindestens noch 30 cm über dem Scheitel. Sie hielt die Sense mit links, die rechtd hing locker über eine Art Handgriff, der am Stiel angebracht war.
Die Frau schien zu spüren, dass ich sie ansah, und erwiderte meinen Blick flüchtig, aber nur für eine Sekunde. Sie sagte nichts, lächelte nicht, blinzelte nicht, sondern schaute fast sofort ganz ausdruckslos wieder geradeaus. Ihr Verhalten erinnert mich heute an das eines Beefeaters, diese englischen Wachsoldaten, denen bei Androhung von Gott weiß was verboten ist, auch nur eine Miene zu verziehen. Keine Reaktion, weder positiv noch negativ - bestenfalls war ich ihr wohl gleichgültig. Angst verspürte ich trotzdem nicht, war nur ein bisschen verwundert.
Während ich noch zu ihr hochschaute und versuchte, durch den zähen Brei, den meine Gedanken darstellten dahinterzukommen, wie sie es geschafft hatte, dass man sie mit ihrem Mordinstrument auf die Station ließ, kam plötzlich Leben in sie. Sie schaute zu jemandem, der sich wohl hinter mir am linken Fußende des Bettes befand, der Blickrichtung nach zu deuten, und sagte: "Es ist nicht an der Zeit!" - Ich versuchte nachzuschauen, mit wem sie wohl sprach, konnte aber weder auf den Rücken rollen, noch den Kopf drehen. Eine Erwiderung hörte ich auch nicht, aber die Frau packte plötzlich ihre Sense wie eine Waffe, nahm eine tatbereite Haltung an und wiederholte: "Ich sage, es ist noch nicht an der Zeit!" Diesmal klang es eindeutig wütend, böse. Wieder hörte ich keine Entgegnung, aber sie entspannte sich plötzlich wieder, ging wieder in Ausgangsposition und stellte die Sense wieder locker vor sich. Irgendwie beruhigt schloss ich die Augen und schlief wieder ein.

Dieser Traum wiederholte sich innerhalb von 10 Tagen dreimal. In welchem Abstand kann ich nicht sagen, weil ich nicht bei Bewusstsein war und noch Tage nach Absetzen der Infusion an geistiger Verwirrung litt (sog. Durchgangssyndrom).

Hat einer eine Idee, was das soll? Ich meine, die Sense könnte ein Symbol für den Tod sein, klar. Aber: Der Tod - eine Frau?! Und: Wen stellt sie dar? Ihr Gesicht sagt mir gar nichts, obwohl es mir noch heute so deutlich vor Augen steht, dass ich es malen könnte. Und: Wenn das der Tod war - wovor hat er mich dann beschützt?

Für Deutungsversuche dankbar
Eure
sanhei
 
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Hi Sanhei

Ich würde den Traum so sehen, wie Du ihn geträumt hast. Anscheinend bist Du dem Tod näher gewesen, als dem Leben und vielleicht warst Du auch schon bereit zu sterben. Aber es war eben noch nicht an der Zeit. Hast Du schon einen behandelten Arzt gefragt, wie es um Dich gestanden ist. Du hast anscheinend eine Erfahrung gemacht, die Parapsychologen als außerkörperliche Wahrnehmung bezeichnen. Weiterhin alles Gute auf Deinem Lebensweg und es grüßt herzlich. Frido
 
danke für Deine Antwort.

Also, wenn das ein OBE war, dann danke ich schön - dann möchte ich lieber doch nicht sterben bzw. hoffe, dass nach dem Tode gar nichts mehr kommt.

Nein, mit den Ärzten habe ich nicht gesprochen. Es war so und so schon alles peinlich genug, ohne dass man mich auch noch für verrückt erklärt hätte. Ich muss wohl in meinem Tran ohnehin ziemlich viel Unsinn geredet haben, denn wie ich später erfuhr, hat man mir deshalb eine Lumbalpunktion verpasst ob der Befürchtung, das Virus habe die Blut-Hirn-Schranke passiert und mir bleibende Schäden zugefügt. Ich wollte nicht noch einen draufsetzen.

Einmal träumte mich, ich sähe einen zweiten Nachttisch. Darauf ein portabler Fernseher. Ein schablonenbeschriftetes Schild mit der Aufschrift "285 DM" war daran angebracht. Kann nicht sein, auf der Intensivstation, gelle? Ein anderes Mal glaubte ich zu erkennen, dass alle Pfleger und Schwestern Roboter in grünen Uniformen seien. Nicht die androide, menschenähnliche Form, sondern Wesen aus Draht und Metall mit Glühbirnen an Stelle der Augen. Und jedes Mal, wenn ich aus dem Fenster meines Zimmers zur gegenüberliegenden Straßenseite sah schien es mir, als habe jemand über Nacht die Häuser irgendwie verrückt und durcheinander geworfen.

Was glaubst du, hätte man mit mir gemacht, wenn ich, als ich zur allgemeinen Zufriedenheit endlich wieder "normal" war, angefangen hätte, von Riesenfrauen mit Sensen zu erzählen?! Ich wollte nur noch raus, raus, raus und alles vergessen. Ich hatte Angst, man würde mich "zur Beobachtung" vielleicht noch in die Psychiatrie stecken, deshalb hielt ich lieber den Mund. Weihnachten stand vor der Tür, und 6 Wochen Krankenhaus waren mehr als genug.

Überhaupt beschäftige ich mich heute nur deshalb noch damit, weil mir das Gesicht dieser Frau einfach nicht aus dem Kopf geht, während alle anderen Träume dieser Zeit nur noch verschwommen und mühsam erinnerbar sind. Manchmal träume ich sogar heute noch von ihr.

Jedenfalls vielen Dank für Dein Statement
sanhei
 
Hi Sanhei

Eigentlich wollte ich mich zu Deinem Traum nicht nicht näher äußern, aber irgendwie habe ich das Bedürfniss, es doch zu tun und deswegen tu ich es doch.
Ich denke mir, daß durch Deine schlimmen Erlebnisse in diesem komatösen Zustand in Dir die Überzeugung gewachsen ist, daß Du nun sterben wirst, und ich denke, daß Du schon bereit dafür warst. Um das Schlimmste zu verhindern, nämlich daß du stirbst bevor es an der Zeit ist, mußte etwas geschehen. Ich glaube, daß Dein Gesamtselbst eingriff, und das anscheinend die beste Gestalt war, um die notwendige Wirkung zu erzielen. Nun, John wird vielleicht sagen, daß es ein Geisthelfer war, andere sagen vielleicht, es wäre ein Schutzengel gewesen und ist ja auch alles möglich. Aber ich tendiere eben zu meiner Sicht.
Ist aber im Prinzip egal, wichtig ist meiner Meinung nach, daß Du im Endeffekt beschützt wirst, obwohl die Prüfungen doch sehr hart sind. Aber du bist wahrscheinlich ein Mensch, der konsequent ist und lieber Nägel mit Köpfen macht.
Nun zum Aussehen der Gestalt. Da ich zur Ansicht neige, daß diese Gestalt Dein Gesamtselbst representiert, denke ich die, daß die Erscheinungsform als männliche Frau oder weiblicher Mann einfach darauf hinweisen sollen, daß du schon mehrmals gelebt hast, und zwar als Frau und als Mann. Das diese Gestalt ein ein ägyptisches Gesicht hat, scheint darauf hinzuweisen, daß besondere Beziehungen auf ein Leben in Ägypten existieren. Nun vielleicht könnte hier auch Alwin etwas dazu beitragen.
Nun das Symbol für die Sense ist allgemein bekannt. Das gleichgültige Verhalten soll meiner Meinung nach darauf hinweisen, daß Du ein Mensch mit freien Willen bist und Du Dein Leben leben sollst, wie Du es für richtig hältst. Es wird sich im Prinzip nicht einmischen, aber Du bist geschützt, wenn es wirklich notwendig ist.
Daß der Traum noch immer so klar in Dir ist, deutet auf die außerkörperliche Erfahrung hin oder wie es mir besser gefällt, die direkte Verbindung zwischen dem Bewußtsein und dem Gesamtselbst. Das Gehirn wäre in dem damaligen Zustand wahrscheinlich gar nicht in der Lage gewesen, diesen Traum so zu verarbeiten. So, ich denke, ich habe jetzt wirklich so alles gesagt, was ich mir dazu denke.
Übrigens, wenns Dich interessiert, es gibt Psychologen, die unter Hypnose Rückführungen machen, in erster Linie, um vergangene Traumata aufzuarbeiten, die Infolge eines Schocks und durch frühe Kindheitserlebnisse verursacht wurden. Aber sie führen auch weiter zurück, in vergangene Leben. Aber ich habe keine Ahnung, wieviel das kostet und kenne momentan persönlich keinen. Aber soeinen zu finden, dürfte wohl kein Problem sein, wenn man einen finden will.
Nun habe ich aber wirklich alles gesagt und daher grüßt herzlich
Frido
 
Uh - das muss ich jetzt erst alles einmal verarbeiten. Da werde ich viel nachzudenken und zu kauen haben.

Recht hast Du mit einem: Ich habe eine gewisse Affinität zum alten Ägypten. Als ich dreizehn Jahre alt war, habe ich mich hoffnungslos verknallt - in König Tut. Zu der Zeit, als alle meine Altersgenossen Bilder von The Sweet und David Cassidy an den Wänden ihres Zimmers hängen hatten, hing über meinem Bett die Totenmaske von Tut Anch Amun.

Auch heute "fresse" ich noch alles, was ägyptisch ist. Das (damalige) Ägypten fasziniert mich ungeheuer, und ich fühle mich sehr dazu hingezogen. Das Gefühl, schon einmal gelebt zu haben, stellt sich aber dabei nicht ein.

Den Traum mit dieser Vorliebe in Verbindung zu bringen - darauf wäre ich nie gekommen.

Ich habe jetzt viel, worüber ich nachdenken muss und kann daher nicht viel mehr sagen als: Danke erstmal.

Liebe Grüsse
sanhei
 
Original geschrieben von joscha(mädchen)
a dream is just a dream
forget it

]Leider nicht nur. Ein Traum ist auch eine Botschaft aus dem Unbewussten. Insofern interessiert mich natürlich schon: a) Was ist in den Ecken, die ich nicht einsehen kann, gespeichert? b) Wie kommt es da 'rein, und - last but not least - c) wie kriege ich das wieder 'raus?

sleep deeper - With pleasure, but how?!
 
Hallo Sanhei,

es war damals kein gewöhnliche Traum. Die Frau in deinem Traum war deine Törwächter(in). Sie war damals stetts bei dir um dich zu beschützen und nicht um dich irgendwie abzuholen. Sie wird sich dir wieder zeigen wenn du sie die Erlaubniss dazu gibts.

Liebe Grüße, John :) :winken5:
 
Original geschrieben von John Olford
Hallo Sanhei,

es war damals kein gewöhnliche Traum. Die Frau in deinem Traum war deine Törwächter(in). Sie war damals stetts bei dir um dich zu beschützen und nicht um dich irgendwie abzuholen. Sie wird sich dir wieder zeigen wenn du sie die Erlaubniss dazu gibts.

Liebe Grüße, John :) :winken5:


Hallo John,

danke für Deine Antwort, aber ich bin damit (glaube ich) etwas überfordert.
Was ist eine Torwächterin? Welche Tore bewacht sie? Die zu meinem Unbewussten?
Ist sie ein eigenständiges Wesen oder Teil meines Selbst?
Ich weiß nicht, ob sie mit mir reden möchte, denn damals (im Krankenhaus) hat sie das auch nicht getan. Wie soll ich also Erlaubnis erteilen?!

Fragen produzierend am laufenden Band...
sanhei
 
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Hi Sanhei

Ich denke, Du wirst die Antworten finden. Benutze Hirn und Herz und bedenke, daß Du sie schon gefunden hast. Du willst nur nicht wahrhaben, daß das die Antworten sind. Aus irgendeinem Grund kannst Du Dir das nicht vorstellen. Aber die Antworten sind in Dir. Es grüßt herzlich Frido
 
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