TRAUMNETZE UND
IRRELEVANTES
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So viel an Meinung, Theorien,
weilt unser Leben doch nicht lange;
zeitlebens wollen wir versteh’n,
dem Ende ist uns angst und bange.
Mit Wissenschaft, Philosophien,
versuchen wir dem Herr zu werden:
dem Wunsch, nicht völlig zu vergeh’n,
dass etwas bleibt noch hier auf Erden.
Wie Spinnen weben wir hauchfein
ein Netz; und Fäden alle Wege,
elastisch und doch zart ihr Sein,
ein Muster, vorgefertigt Stege.
So wie in Dunkelheit ausharrend
all unser Sinnen gilt dem Licht,
schau’n wir auf die Vergangenheit,
der Zukunft sprießt ein neu Gesicht.
Doch häufig stolpernd unversehens,
aus unsrer Hast ward Wind geboren;
erlischt die Flamme, Gier erwacht,
ein Licht schon scheint zu viel verloren.
Nun sehnen wir, was vormals nie
Teil unsrer Ziele Absicht war;
das weitverzweigte Fädenmeer
längst zu komplex und uns Gefahr.
Und eh’ zu Ende dies gedacht,
schon handeln wir, doch viel zu spät,
erkennen dann, was wir entfacht,
was wir geerntet, einst gesät.
So viel an Meinung, Theorien,
all unser Sinnen galt dem Licht,
doch selbst als es am hellsten schien,
Zufriedenheit war unsers nicht.
Oft erst, wenn es zusammenbrach,
verstanden wir das eine Spiel:
Es ging nie wirklich ums Danach,
der Weg bleibt unser einzig Ziel.
Mit Wissen und Gedankenmacht
ist diesem zwar auch beizukommen;
doch offen schläft, in dunkler Nacht,
die Einfachheit, die uns genommen.
Tief in des Lebens Fäden irrend
scheint Offensichtlichstes verdeckt,
so vieles finden wir verwirrend,
haben uns selbst darin versteckt.
Und endet erstmal dieser Traum,
die Sicht, die wir allein verstellt;
schon ist ein Baum nur noch ein Baum,
ein Netz ein Netz in unsrer Welt.
Nicht relevant, wie viele Äste
am Stamm sich in den Himmel recken.
Sind wir doch selbst nur kurz mal Gäste,
auch mit genügend Dreck am Stecken.
©L.A.W.