Dschungelpfade

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STIMMEN DES JENSEITS
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Grausilbern der Vollmond, verlockend und flehend,
erinnernd des Lebens, der Vielfalt, und leis’
dem Tode nah tunneltief Lichter fern sehend,
von Schlangen umwirbelt im Herbstwind verwehend,
die Zeit überbrückend; im Nebel der Preis.

Doch ungewiss, ob, wenn ich nicht widerstehe,
im Diesseits jemals noch ein Licht mir wird brennen.
Und ob ich mich dann nicht im Widerstreit sehe,
freudlos wandelnd, an Ufern verblassend, vergehe;
dieser Wege Tribut mag ich mich nicht bekennen.

Vielleicht drückt dieser Raum, dessen Wände beengen
nur die Psyche, verloren der Schlüssel darum.
Andernorts mag die Welt dieses Jenseits nur sprengen,
womöglich die Seele befrei’n von den Zwängen;
nicht länger verhüllend, Leere quälend und stumm.

In den Flammen Gesichter; die Kerzen verlöschen,
dunkel hebt sich der Morgen aus beinerner Nacht.
Und im Vollmondsgeflüster versteckend in Nischen,
jene Stimmen, die klagend den Blick mir verwischen,
werden leiser und leiser und verlieren an Macht.


©L.A.W.
 
DER MONOLITH
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Eine Brise durchfuhr träge schläfriges Schilfgras,
wo unruhig das Ufer erstreckte sich lang.
An jenem verloren ein Wanderer dasaß,
den Blick auf den Wellen und lauschend dem Klang.

Eine Weile verstrich und die Zeit schon verblühte,
wie die Wolken, die spielend einander umwarben.
Schon bald in der Ferne der Himmel erglühte
und die Wellen ertranken in feurigen Garben.

Aufseufzend und lächelnd ob dem, was er sah,
vertieft in den Noten im Windesgesang,
ihm nun jener Rhythmus so unglaublich nah;
den Blick auf der Wellen verzückendem Klang.

Die Gedanken verhangen, doch voller Verlangen,
erinnernd der Zyklen, die einstmals erklungen,
strich seine Geliebte ihm über die Wangen,
entschwand mit dem Wind, in die Ferne gezwungen.

Dann ballten sich Wolken mit kommender Nacht;
hell Blitze durchtrennten das dämmernde Blau.
Doch der Wanderer saß stille wartend, hielt Wacht,
im Schweigen gefangen, gebannt von der Schau.

Mit dem Morgen erneut brach die Stille herein,
wie gesäubert von wallender Klarheit durchtränkt.
Und hinter ihm wurzelnd in goldenem Schein
wurden Schatten vertrieben, neu Düfte verschenkt.

Das Wasser, es spiegelte unverdrossen;
Erinnerung bauschte erneut durch sein Herz.
Einst wandernd und nunmehr im Steine verschlossen,
auf ewig verloren vergangenem Schmerz.


©L.A.W.
 
WINTERFELDER
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Schon naht die Zeit, man riecht sie schon,
im ersten Morgenschimmer schwebend
wie schwarzverbrämt; Pianoton,
mit erster Dunkelheit fortlebend.

Würzig schwer die Wegesränder,
winddurchhauchter Auenduft,
schwängernd weite Wiesenbänder,
glitzernd Raureif in der Luft.

Stille kehrt mit großem Schritt
ein und bringt den Frieden mit.
Verstummen, wo man stete stritt,
Vergebung, wo Enttäuschung litt.

Ein Zauber, der im Wandel liegt,
sich leise über’s Herz bewegt
und darin, wie die Zeit verfliegt,
die Winterfelder hegt und pflegt.

Wie rotbetucht die Dämmerung
durchseufzt er tief der Seele Saum,
schenkt Frische und Veränderung,
erinnernd: grenzenlos der Raum.


©L.A.W. (Text)

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MORGENNEBEL
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Tief atmend nach mondlanger Nacht
streicht Nebel über Gras und Tau,
berührt’s mit Vorsicht, still und sacht,
sich spiegelnd blind in Innenschau.

Mit Fühlern tastend sucht und sucht,
gar endlos er, doch stet Geduld
umweht, im Morgengrau verbucht,
die Wälder wie in alter Schuld.

Aus Wassern steigt ein Geist empor,
aus Wolken flieht ein blasser Schein;
umtanzend sich, noch lang bevor
die Schwaden kehr’n ins Jenseits ein.

War es ein kurzes, stilles Fest,
von Feuer und von Wind benetzt?
Im Morgentau der Dunst belässt
stets ein Geheimnis, bis zuletzt.


©L.A.W.
 
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SAMADHANA
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Die Welt gleitet fort und einher fließt der Traum:
weites All, voll und leer, nichts und alles im Raum.

Aus unzähligen Tränen nur ein einzig Gedanke:
nur ein Wunsch, eine Wende, vielleicht auch ein Danke.

Dunkel bleibend nur das, was wir bloß noch nicht sehen
und in Schatten nur jenes, was wir noch nicht verstehen.

Die Unendlichkeit schwebt; mit mir fort und noch weiter,
die Zeit versinkt strudelnd, längst verlor’n ihr Begleiter.

Wie ein Schiff auf den Wellen unzähmbarer Worte,
umgeben von Stürmen, erkundend neu Orte.

Eine Tat folgt der nächsten gar wie Junge dem Schwarm
und das All denkt sich weiter; und die Kälte wird warm.

Dort im Jenseits, vergessen, wie der Waage Gewicht,
aufgewogen im Diesseits einer endlich Geschicht’.

Und das Leben, es schreitet mit Feuern im Blick;
nicht zu brennen erfordert gefühlvoll Geschick.

Manche Schritte schon leiten zum Abgrunde hin;
noch eh’ man erkennt, was noch lauert darin.

Doch am Ende siegt stets nur das silberne Licht,
mag die Fäulnis auch drücken und aufgeben nicht.

Aus unzählbar Gedanken eine einzige Träne:
nur ein Stern, der schon bald neue Hoffnung bekäme.

Jener Traum gleitet fort und einher fließt die Welt:
weites All, voll und leer, nichts von alldem mehr zählt.


©L.A.W.


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