Lieber Alamerrot,
Dass dies nicht einfach ist, dürfte klar sein, denn es ist eine immerwährende Aufgabe. Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, dass Gleichmut keine Frage des Alters ist, sondern der inneren Einstellung.
Ich schreibe nicht über die Magie, sondern über die Zauber- und Hexenkünste. Es spielt deshalb bei den Zauber- und Hexenregeln schon eine Rolle:
"Solange es niemand schadet, tu, was du willst!"
"Alles, was von dir ausgeht, fällt dreifach auf dich zu zurück!"
"Age, quod agis!" oder auch "Tu, was Du tust!"
Über die Empathie lassen sich viele subtile Botschaften austauschen, die in Zusammenhang mit der Aura einer Person auch gewisse Kräfte freisetzen können. Botschaften, die sich auf das Verhalten und somit auch auf die inneren Prozesse auswirken.
Unabhängig davon bete ich gerne für das Seelenheil eines anderen und habe da gute Erfahrungen gesammelt. Ich frage dabei aber nicht, warum das gelingt – denn wir wissen nicht alles über die Kraft der Gedanken. Der Erfolg dürfte zum guten Teil darin, die rechte Formel des Gebetes zu finden.
Meine Eltern hatten sich einen milden Tod gewünscht und so habe ich dann in ihrer Zeit zum Sterben darum gebetet. Sie sind dann beide einfach nur eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Etwas, das auch mir den Abschied leichtgemacht und mir Trost gespendet hatte. Das ist dann auch das, was ich unter einem Zauber verstehe.
Er soll die Menschen verzaubern, dass sie glücklich sein können und zu ihrem Seelenheil finden können und nicht ihre Seelen zerstören. Auch wenn ich den Zauber verstehe, muss ich mich auch selbst verzaubern lassen können. In diesem Augenblick möchte ich nicht darüber nachdenken, warum das geschieht und wie das möglich ist – ich lasse es einfach geschehen.
Wer den Zauber auf das Böse reduziert, hat das Zaubern nicht verstanden – das überlasse ich lieber der Magie. Ein Grund auch, warum ich im Forenbereich Magie nur ungern und wenig schreibe.
Merlin
Hallo lieber Merlin,
Ich lese mit grossem Interesse alles, was Du schreibst, denn es hat Gewicht.
Zunächst etwas zum Gleichmut. Um eine Frage oder ein Problem zu klären, benutze ich gerne praktische Beispiele. Hier eines, das mich selbst zum Protagonisten hatte.
Ich war als Kleinkind sehr jähzornig. Wenn mir etwas nicht passte, schmiss ich mich auf den Boden und begann, mich darauf herumzuwälzen, schrie und heulte. Dies passierte einmal, als ich im Kindergarten war. Bei dieser Gelegenheit begnügte ich mich nicht damit sondern biss der Kindergärtnerin auch noch kräftig in die Wade. …
Heute bin ich alt. Wenn ich daran denke, überkommt mich das Lachen. Jähzorn ist mir seit vielen Jahrzehnten einfach unbekannt. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal jähzornig war. Was ist inzwischen passiert? In keiner Weise habe ich mir vorgenommen, meine innere Haltung oder meine Einstellung zum Jähzorn zu ändern. Wut oder Zorn sind einfach von mir mit dem Alter abgefallen und haben dem Gleichmut oder der Gelassenheit Platz gemacht. Wenn ich heute neben meinem Nenn-Enkel im Auto sitze, er am Steuer, und sehen muss, wie er sich aufregt und wütend wird angesichts des Leichtsinns und der Unverschämtheit anderer Verkehrsteilnehmer, rate ich ihm, sich vorzustellen, dass er sich in einem Narrenhaus befände und man die Narren nicht verantwortlich machen könne für die Verrücktheiten, die sie begingen. Ich rate ihm also, seine Einstellung zu ändern. Aber ich meine, dass dies nicht die gleiche Wirkung hat wie das Altern und denke schon, dass es etwas mit dem Heranreifen einer Persönlichkeit zu tun hat.
Zauberei, Hexerei und Magie. Zugegebener Weise, ich habe bisher alle drei in denselben Topf geworfen und meinte , eines sei das Synonym für das andere. Offenbar siehst Du das anders. Deshalb möchte ich Dich bitten, zu klären, wo Du hier die Unterschiede siehst. Auch hier wieder möchte ich praktische Beispiele anführen. Ich schrieb, meine Lebensgegfährtin sei eine Magierin gewesen.
Eines Tages besuchte sie in Buenos Aires mit der jungen Tochter einer Freundin eine Modeschau. An deren Ende gab es eine Tombola. Erster Preis: ein wertvoller Pelzmantel. Es wurden Lose verkauft. Das junge Mädchen, das eine Neigung zum Defaitismus hatte, meinte, es habe keine Zweck, ein Los zu kaufen, sie gewänne ja sowieso niemals etwas. Nun, meine Freundin kaufte wortlos ein Los für sie. Ergebnis: Das Mädchen gewann den Pelzmantel.
Wir hatten seinerzeit vor kurzem ein Haus gekauft mit einem Hinterhof, in dem sich allererlei Unrat befand, u.a. Holzbretter, aus denen grosse, verrostete Nägel nach oben standen. Den Hof benutzten wir, um frisch gewaschene Wäsche dort trocknen zu lassen. Wir gingen beide nach hinten, um ein Wäschestück von der Leine zu nehmen. Wir mussten in’s Stadtzentrum von Buenos Aires fahren und meine Freundin war noch nicht angezogen zum diesem Zweck und ging mit leichten Hausschuhen nach hinten in den Hof. Dort trat sie mit einem Fuss auf eines der Bretter mit den verrosteten Nägeln, von denen einige tief durch die dünne Sohle in ihre Ferse drangen. Wir hatten grosse Eile, weshalb meine Freundin laut sagte: Das ist nicht passiert, schenkte dem Umstand keine weitere Aufmerksamkeit und begann sich umzukleiden. Als wir am Abend nachhause kamen , sahen wir uns den Fuss an: Kein Schmerz, keine Einstichstelle, keine Schwellung, keine Entzündung, kein Tropfen Blut, nichts war zu sehen. Sie nahm weiterhin auch keine Antibiotika oder ein Medikament gegen Tollwut. Und damit war die Sache erledigt.
Von meinem Hatha-Yoga Lehrer, der meine Frage danach, ob er ein Sufi sei, mit einem schlichten ja beantworte, ging das Gerücht um, er habe paranormale Fähigkeiten, was aber einige Leute für Schwindel hielten. Dies kam ihm zu Ohren, worauf er seine Schüler mit noch einigen anderen Leuten zu einer kleinen Veranstaltung einlud, um einige seiner Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und damit Zweifel auszurotten. Er durchbohrte bei dieser Gelegenheit das Muskelfleisch seiner Oberarme und seiner Kehle mit einer Art sehr dicker langer Stricknadel , die zuvor nicht desinfiziert wurde. Ich persönlich zog bei einem dieser Vorgänge die Nadel aus seinem Körper, was garnicht so einfach war, da das Fleisch Widerstand leistete. Er verspürte hierbei nicht nur keinen Schmerz, es floss kein Tropfen Blut und es war danach keine Stelle des Eintritts oder Austritts zu sehen. Es gab auch danach keine Infektion oder Entzündung. Anschliessend wiederholte er denselben Vorgang am Körper seiner damaligen Freundin, die währenddessen auf einem Stuhl sass und mit uns plauderte. Das Resultat war dasselbe.
Anschliessend wickelte er eine Glühbirne in ein Tuch und zerschlug diese mit einem Hammer. Die sich daraus ergebenenden Scherben steckte er dann in seinen Mund, kaute darauf herum und schluckte sie herunter. Ich sah ihn am nächsten Morgen kerngesund.
Dies sind nur zwei der Dinge, die er tat. Aber ich denke, dies genügt für die Klärung meiner Frage.
Ich selbst beging in meiner Jugend sehr bewusst einmal ein Wagnis, bei dem ich mein Leben auf’s Spiel setzte und dessen Ausgang mit etwa 1:100.000 oder noch weniger gegen mich sprach. Ich habe das Wagnis gewonnen. Aber dies gehört nicht in die Öffentlichkeit ebenso wenig wie der gelegentliche Ausspruch meiner Freundin “Es ist alles so zerbrechlich, es ist alles so zerbrechlich”. Viele Jahre hatte ich nicht verstanden, was sie damit meinte. Heute weiss ich es. Aber auch dies ist nicht für eine breitere Öffentlichkeit bestimmt. Vielleicht hast Du, Merlin, eine Vorstellung davon, was sie meinte. Ich bin gern bereit, in einer privaten Unterhaltung darüber zu schreiben.
Ja, mit absoluter Sichheit fällt alles, was ,man tut oder lässt, auf einen zurück. Es ist meines Erachtens aber gleichgültig, ob man dabei Magie. Hexerei , Zauberei oder gewöhnliche Methoden verwendet. Und immer stehen die Folgen in einem adäquaten Verhältnis zu dem, was man tat oder nicht tat.
Von dem, was Du über Empathie, subtile Botshaften und die Aura schreibst, weiss ich zu wenig. Aber ich vertraue darauf, dass Du recht hast.
Was Du nachher über das Beten, das Seelenheil, die Kraft der Gedanken und den Tod Deiner Eltern schreibst, hat mich sehr berührt. Es ist einfach wundervoll , was Du über die Menschen und ihr Seelenheil zu sagen hast, und ich möchte Dich dazu beglückwünschen. Wenn es nur mehr Menschen wie Dich gäbe!
Zaubern, Magie ist meiner Meinung nach dasselbe Instrument, das man für gute oder üble oder auch neutrale Zwecke verwenden kann.
Aber nun möchte ich gern Deine Meinung zu den oben erwähnten Beispielen erfahren.
L.G.
Alamerrot