Die Wirtschaft wächst wieder. Leider!

Benjamin

Aktives Mitglied
Registriert
9. November 2003
Beiträge
626
In der Wirtschaft herrscht Euphorie. Sie wächst wieder. Leider muss man sagen. Der Grund des aufkommenden Wirtschaftswachstum hat überhaupt nichts mit unserer Regierung zu tun, sondern ist allein auf das globale Wirtschaftswachstum zurückzuführen. Und das ist leider die Folge eines völlig verkehrten Systems, das auf der Ausbeutung von Mensch und Umwelt fußt.

Leider haben die Menschen aus der "Wirtschaftskrise" von vor knapp 10 Jahren nichts gelernt, sondern haben weiter gemacht wie zuvor. Angesichts dessen sollten die jetzigen Prognosen einen nachdenklich stimmen. Wachstum kann nicht ewig gehen, denn ein endliches System (unser Planet) kann nicht unendlich wachsen! Der Mensch verhält sich aber leider so, und strebt nach immer mehr. Damit agiert er wie Krebs. Wachstum ohne Rücksicht auf das Gesamtsystem. Und das trifft das Verhalten der meisten Menschen leider sehr gut. Sie verhalten sich wie Krebszellen.

Dass unser fortlaufendes Wirtschaftswachstum eines Tages in einem totalen Kollaps enden wird, haben übrigens schon viele vor mir gesagt. Eine beachtliche Studie dazu ist z.B. das Buch "Grenzen des Wachstums" von Meadows und Wright, die schon in den 1970er Jahren die Folgen von ungebremsten Wachstum mit Rechenmodellen abgeschätzt haben, und bei unverändertem Agieren der Menschheit einen totalen Kollaps der Weltwirtschaft in Mitte des 21. Jahrhunderts vorausgesagt haben. Wenn man die Ergebnisse dieser vor bald 50 Jahren angelegten Studie ansieht, stimmen die Vorhersagen erschreckend genau mit den Daten heute überein.

Ich teile ihre Einschätzung, dass dieses System kollabieren wird, und die Jungen heute werden es noch miterleben. Ja, jetzt haben wir wieder ein bisschen Wirtschaftswachstum, aber das wird nicht lange anhalten, denn das System ist zum Bersten gesättigt. Wir leben heute am Limit dessen, was dieser Planet noch ertragen kann. Es ist bedauerlich, dass die Menschen das nicht erkennen. Aber die Folgen davon werden ihnen nicht erspart bleiben.

Es wird Zeit, dass die Menschen bescheidener leben! Den Konsum zurückstellen, anstatt in noch künstlich voran treiben. Nicht Wachstum, sondern Gleichgewicht! Ansonsten ereilt uns das Schicksal der Zellen, die ungebremst wachsen.
 
Werbung:
Der Kandidat "Benjamin" hat 99 Punkte...allerdings muss auch dazu gesgt werden, dieser "Wachstumswahn" der Wirtschaft passt gut zu Wassermann-Zeitalter ..."Wer nicht lernen will, muss fühlen"...Ich werde es nicht mehr erleben, höchstens im nächsten Leben...

Shimon
 
Ich halte den Wirtschaftswachstum, der mit aller Gewalt erzwungen wird, auch für schädlich für den Planeten. Überall wird Natur abgeholzt, weil ja fast jeder erstmal ein eigenes Haus braucht und überall Riesen-Einkaufscenter, samt Parkplätzen, dafür werden Bäume gefällt, damit ja immer genug Geld ausgegeben werden kann. Wären die Menschen bescheidener und nicht so konsum-geil, müsste das nicht sein, und es gäbe auch mehr Platz für die Natur.
 
Das möchte ich bestreiten. Die Umweltschäden entstehen primär nicht dadurch, dass wir unbeschieden sind. Sondern dadurch, dass die europäische und amerikanische Lebensart als Maß aller Dinge dargestellt wird. Und dass arme Staaten durch den Verbrauch ihrer natürlichen Ressourcen versuchen, an dieses Modell Anschluss zu finden, weil sie ihren natürlichen Entwicklungsweg durch die Globalisierung nicht mehr gehen können/dürfen. Zum Teil wegen Neid, zum Teil aber auch dadurch, weil sie von den Industrienationen ausgenutzt werden.

Gerade die unbegrenzten Informationen im Internet schüren natürlich Neid, und keinem Volk ist es beizubringen, dass man sich diesen Luxus den Europa und die USA (trotz ihrer schlechten wirtschaftlichen Verältnisse) haben erarbeiten muss.Letztendlich dient dieses Schüren von Bedürfnissen aber nur einem Zweck ... neue Märkte zu erschließen, um Absatzmärkte für die Industrie der Industriestaaten zu schaffen. Die einzigen die die Kurve gekriegt haben waren die asiatischen Staaten, die den Luxusbedarf der Industriekulturen erkannt haben, und selber eine Luxusindustrie aufgebaut haben, um die Bedürfnisse zu erfüllen und darüber selber zu einer reichen Industrienation zu werden.

Das Problem dabei ist nur ... egal ob man nach Russland schaut, ob nach China oder die Ölstaaten ... überall dort wo der Westen in Länder Geld pumpt, die in ihrer Entswicklung noch nicht so weit sind, entsteht eine Oligarchie die vom Volk total abgehoben ist. Das Volk hat nichts von dem vielen eingenommenen Geld, nur Einzelne die sich bereichern.
 
Wie manche von euch wissen, bin ich von meiner Ausbildung her theoretischer Physiker. Ich bin es daher gewohnt, die sozusagen “letzte Ursache” eines Problems zu suchen, die Wurzel – wenn man so will. Und die Wurzel des Konsumwahns hat – soweit ich das heute sehe – eine einzige Wurzel, und diese Wurzel ist Egoismus.

Ich will das an einem Beispiel, das die Problematik unserer Wirtschaft ganz gut trifft, erklären:

Stellt euch eine Kleinstadt vor, von wenigen tausend Einwohnern. In dieser Kleinstadt gibt es zwei Sägewerke, deren Betreiber umliegende Wälder besitzen. Sagen wir, es gäbe ein wirtschaftliches Gleichgewicht, so dass über ein Jahr gerechnet gleich viel Holz abgeschlagen wird wie nachwächst, und so dass der Bedarf an Holz für alle Bewohner gedeckt ist. Die Wälder sind bunte Mischwälder und wachsen ohne großen Einfluss der Dorfbewohner, so dass auch dort ein natürliches Gleichgewicht bestehen kann. Das heißt, wirtschaftliches und natürliches Gleichgewicht existieren harmonisch nebeneinander. Das wäre der Idealzustand, der auf unserem Planeten nicht nur nicht erfüllt wird, er wird nicht einmal angestrebt.

Doch warum ist das so?

Dazu male ich die Geschichte aus, und zwar in der Art, wie wir es im Grunde tagtäglich erleben. Einer der Sägewerksbesitzer kommt auf die Idee mehr Holz zu schlagen und mehr zu produzieren, damit sein Gewinn steigt. Dazu lässt er das Sägewerk modernisieren, wofür er sich Geld von der Bank leiht. Als das Werk modernisiert ist, beginnt er mehr Holz zu schlagen und mehr zu produzieren. Er merkt nun aber, dass die Leute nicht mehr kaufen. Er hat also ein Problem, denn wenn der Verkauf nicht zunimmt, kann er die Schulden nicht wie vereinbart zurück zahlen.

Er stellt nun Überlegungen an, wie er den Konsum steigern kann. Auf der einen Seite spielt ihm das Verlangen der Menschen immer mehr haben zu wollen in die Hände. Denn auch wenn die Menschen gar nicht mehr Holz bräuchten, werden sich welche finden, die es trotzdem kaufen. Doch das reicht noch nicht. Der Konsum ist noch zu gering, um seine Schulden abzahlen zu können. Also beginnt er Werbung zu machen, oder auf die Politik Einfluss zu nehmen, z.B. dass er ein Gesetz fordert, dass gewisse Produkte nur noch aus Holz sein dürfen (Lobbyismus), oder es werden staatliche Baumaßnahmen getroffen (wieder auf Schulden), die den Konsum ebenso nach oben treiben.

Nicht das all diese Maßnahmen ohnehin schon das Gleichgewicht gefährden oder sogar schon verletzen, trifft er noch eine weitere Maßnahme: Er verkauft billiger. Obwohl er eigentlich teurer verkaufen müsste, um die Schulden zu zahlen, macht er genau das Gegenteil. Und zwar aus dem Grund, um wieder Konsum zu fördern, aber vor allem auch aus dem Grund, um billiger zu verkaufen, als das zweite Sägewerk in der Stadt. Damit gewinnt er nun auch zunehmend die Kunden des anderen Werks.

Auf diese Weise geht die Rechnung auf, und er wird die Schulden bei der Bank abzahlen können. Doch der Besitzer des zweiten Sägewerks erkennt schnell, dass er Gefahr läuft pleite zu gehen. Also macht er es dem ersten gleich und modernisiert sein Werk. Nur so kann er dem Preisdruck standhalten und garantieren, dass er seine Kunden nicht alle verliert. Natürlich muss auch er dafür Schulden aufnehmen.

Die Spirale beginnt. Sowohl das erste als auch das zweite Sägewerk stehen jetzt unter Zugzwang. Sie müssen beiden mehr verkaufen als zuvor. Das heißt, sie werden nun beide danach streben, den Konsum anzukurbeln. Wohl gemerkt aber auf Kosten der Wälder, die nämlich über das natürliche Gleichgewicht hinaus abgeholzt werden.

Wenn es einem Sägewerksbesitzer möglich ist, wird er weiter modernisieren, um noch günstiger produzieren zu können. Und das wird er auf Schulden machen, denn wer zuvor das Geld anspart, würde Jahre verlieren, die der schon hat, der gleich auf Schulden modernisiert. Es entsteht also der Zwang Schulden zu machen, und gleichzeitig der Zwang mehr Konsum zu haben, damit die Schulden zurückbezahlt werden können.

Der blinde Staat greift dann sogar noch solchen Unternehmen unter die Arme, sollte einmal ihre Rechnung nicht aufgehen. Es geht immerhin um Arbeitsplätze. Das dabei jedoch das Gleichgewicht völlig zerstört wird, bedenkt niemand. Außerdem verschuldet sich der Staat selbst bei solchen Unternehmungen. Schulden, die er nur zurückzahlen kann, wenn die Wirtschaft wächst. Deshalb sind nahezu alle Staaten der Erde verschuldet und deshalb versuchen alle Wirtschaftswachstum zu generieren. Koste es, was es wolle.

Jedes Gleichgewicht wird dabei zerstört. Und irgendwann sind die Grenzen erreicht, und weiteres Wachstum ist nicht möglich. Soweit ich das sehe, hat die Menschheit diese Grenze eigentlich schon erreicht, sie haben sie nur durch künstliche Bemühungen nach oben verschoben, indem sie Monokulturwälder angesetzt haben, Unmengen an Kunstdünger nutzen, Spritzmittel oder sogar Gentechnik.

Nichtsdestotrotz wird dieses System kollabieren müssen. Die Schulden werden nicht zurück gezahlt werden können. Der Verlust aller Ersparnisse der Bevölkerung wird dabei das geringste Problem sein. Größer ist die Gefahr für all jene Länder, die ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung, Hausbau, medizinische Versorgung nicht selbst ausreichend decken können.

Das Grundproblem unserer Welt würde ich also wie folgt zusammenfassen: Durch das Streben nach Gewinnmaximierung der Unternehmen und das Streben der Menschen mehr zu haben und das möglichst günstig entsteht eine Spirale, die immer mehr Wirtschaftswachstum erzwingt. Dadurch wird sowohl das wirtschaftliche, das soziale also auch das natürliche Gleichgewicht zerstört.

Es ist höchste Zeit, dass die Menschen diesen Wahnsinn erkennen. Es sind nicht einige wenige, die diesen Planten und das Leben darauf gefährden, es sind die großen Maßen der Menschen, die sich äußerst egoistisch verhalten. Wir müssen uns ändern, damit dieser Irrsinn endet.
 
Wie manche von euch wissen, bin ich von meiner Ausbildung her theoretischer Physiker. Ich bin es daher gewohnt, die sozusagen “letzte Ursache” eines Problems zu suchen, die Wurzel – wenn man so will. Und die Wurzel des Konsumwahns hat – soweit ich das heute sehe – eine einzige Wurzel, und diese Wurzel ist Egoismus.

Leider falsch. Der ganz ursprüngliche Grund für den Konsumwahn ist Bequemlichkeit. Es ist eine der herausragenden - weil ein ganz wunderbarer Treiber für Innovation - des Menschen, sich das Leben bequemer machen zu wollen. Haben im 19. Jahrhundert Leinenweber noch 12-14 Stunden am Tag geschuftet, so sind es heute mal knapp 8 Stunden. Dadurch entstehen Gadgets, die uns das Leben leichter machen, vom gewöhnlichen Hammer bis zum Computer und Handy. Alles was es uns einfacher macht, Zeit nicht in Entspannung, in "Leben", sondern in Arbeit zu investieren.

Egoismus kommt nur bei einzelenen Menschen ins Spiel, die das Bedürfnis des Menschen zur Bequemlichkeit ausnutzen ... nicht um es den Menschen bequemer zu machen, sondern die daraus generierte "Freizeit" durch Arbeit zu füllen, die ihrer eigenen Bereicherung dient. Heute müsste weltweit jeder Mensch nicht mehr als 4-5 Stunden arbeiten, wenn wir alle Technologie ausschließlich zum Nutzen des Menschen verwenden würden ... nur das passiert eben nicht.

Die Menschen wurden aber schon über Jahrhunderte hinweg an diese Ausbeutung gewöhnt. Primär mit Unterstützung der christlichen Kirche in Europa (im Leben leiden mit dem Versprechen des Paradieses => jüdisch/christliches/islamisches religiöses Gedankengut). Warum grade die Kirche? Weil sie der Nachfolger des Wirtschaftsmodells Ägyptens ist ... eine sich bereichernde Priesterkaste, die den Herrscher kontrolliert und schafft (ägyptische Gottkönige). Das Ganze wurde dann im Mittelalter von Herrschern (erlernen der Schrift => übernahme der Kontrolle, abwertung der Kirche) und später von herrschenden Triumvirat (Politik / Kirche / Wissenschaft) als Erfolgsmodell zur Bereicherung übernommen.

Früher diente diese Bereicherung mehr oder weniger dem Gemeinwohl (eine Herrscherkaste die das Volk beschützt), später wurde aus dem Beschützern Unterdrücker. Diese haben sich im Sinne der Demokratie zu Regierungen gewandelt ... mit dem Erfolg, dass sie glauben über das Volk bestimmen zu können (merke Verfassung: das Recht geht vom VOLK aus!) und selber Teil des Bereicherungssystems zu werden.

Mit der Entwicklung der Demokratie ist etwas fieses gelungen ... seitdem wird die arbeitende Bevölkerung an den Gewinnen (minimal) beteiligt ... was einerseits Aufständen vorbeugt, andererseit einen Markt für Produkte schafft, an denen sich Einzelne weitaus besser bereichern können. Jeder hat die (scheinbare) Chance ebenfalls so reich zu werden, wie die Reichen (was halt nur extrem einzelnen Personen gelingt). Ganz extrem sieht man das in den USA - "vom Tellerwäscher zum Millionär" ... nur keiner sagt den Menschen dazu, dass dazu mehr gehört als nur Teller zu waschen ....

Konklusio: das was Du beschriebst ist nur eine Teilfacette des Systems. Und es ist nicht ganz die tatsächliche Ursache. Die Folgen dieses Systems sind klar ... mittlerweile hat das Geld die politische Macht übernommen ... der Job der Politiker ist nicht mehr, ein Land zum Wohle des Volkes zu führen, sondern einem (bequemen) Volk die Ausbeutungen schmackhaft zu machen.
Letztendlich gehören wir ALLE schon irgend jemandem, unsere ganze Arbeitsleistung gehört nicht mehr uns, sondern wird von den eigenen Regierungen verschwendet oder landet letztendlich als Ertrag bei einem Investor. Wir haben nur ein bisserl kleine Vorteile davon ... gerade soviel, um zu verhindern, dass wir auf die Barrikaden gehen.
 
Lies doch meinen Text bitte ganz. Und denk drüber nach.

Danke für die Belehrung. Ich habe deinen Text ganz gelesen. Und er geht einfach von falschen Voraussetzungen aus. Denn auch beim Sägewerkbesitzer geht es letztendlich um Bequemlichkeit. Denn wenn die Firma klein ist, dann muss auch der Besitzer in der Regel viel arbeiten. Überschreitet eine Firma aber eine gewisse kritische Grenze, dann wird sie zum Selbstläufer, und als Besitzer lukriert man nurmehr die Erträge.
Natürlich spielen auch noch andere psychische Faktoren mit ... primär Sicherheit, diese aber in beide Richtungen.
 
Werbung:
Aber hast du auch darüber nachgedacht - wirklich nachgedacht?

Ja. Nur Du suchst einen Bösen ... den es eben nicht gibt ... es gibt nur einzelne Menschen die ihre psychischen Dispositionen leben, egal ob es sich um Gier, um gesteigertes Bedürfnis nach wirtschaftlicher Sicherheit oder einfach Interesse an einer Materie ist ... und es gibt die grosse Merheit, die in den Tag hineinleben, selber nichts machen wollen oder auf Grund ihrer Bildung oder ihres Interesses nichts machen können, sich führen lassen wollen, oder einfach andere Prioritäten haben. Ja letztendlich sogar zu faul sind, gegen die "Andern" zu rebellieren, wenn sie es zu toll triben.

Alles das ist Mensch, alles das ist "breite Masse" und einzelne Menschen die halt - zum Wohle oder zum Schaden dieser Gemeinschaft - aus dieser herausragen.

Du deklarierst dich mit deiner Theorie zum Opfer ... machst andere vernatwortlich dafür, was passiert. Nur ... jeder hat es selber in der Hand ... und nachdem halt die demokratiosche Mehrheit zu bequem ist, etwas zu verändern, wird sich halt auch nichts ändern (oder wenn, dann nur sehr langsam).
Die meisten Menschen haben nich einmal einen Plan, wie es eigenbtlich anders sein könnte ....
 
Zurück
Oben