Kann ein spiritueller Mensch, der umfassend weise ist überhaupt ein Diktator sein? Da müsste er doch gegen seine innigsten Ideale verstossen, oder?
LG
Groovy
Natürlich kann er das, ohne weiteres... und im Grunde ist jeder Weise ein Diktator... Sokrates war ein Diktator, Diogenes ebenso, Jesus war ein Diktator, Ghandiji war ein Diktator.
Aber um Politischer zu werden: Diktatur ist prinzipiell gefärliche Politik aber nicht zwingend negative Politik. Als Beispiel eines "positiven" und durchaus Humanistischen Diktators darf Ach-en-Aton, bekannt als Echnaton gelten, der von de Ägyptern nach ihm Mehr gehasst wurde als jeder andere.
Echnaton hatte eine Idee, eine gefährliche Idee. Die Idee der Wissenschaft. Götter waren für ihn Abbilder, also schuf er sie ab und erhob die Sonne zum alleinigen Gott (und damit, weil auch die Sonne wiederum nur abbild war, die Vernunft, die Ratio, das Licht der Erhellung)... Echnaton unterjochte sie alle, die Priester, die Reichen, die Krieger, die Bildhauer, die Dichter, und alle hatten seiner Vision zu folgen. Waren vorher die Abbildungen der Bildhauer stark abstrahiert, Grösse in einem Bild zeigte Macht und Grösse eines Menschen in der Welt, Die Proportionen waren Idealisiert, keiner schöner oder jugendlicher als der Pharao, da zwang Echnaton die Künstler zu einer Naturalistischen Darstellung, einer Unbeschönigten, wahrheitsgemässen, so dass selbst Echnaton mit Wasserkopf und unterstztem Bierbauch dargestellt zu werden hatten und nicht mehr in der Religiösen Seitenperspektive, nicht mehr als Re-Horus in Kultischer Haltung, sondern als Mensch, der mit seinen Kindern spielt (die ebenfalls hässlich waren und so gezeichnet werden mussten.)
Die Priester entliess er, nahm ihnen ihre Priviliegen, weiter unterjochte er ganz Ägypten, machte all das Land zu seinem Land, jeden Ägypter zu seinem Sklaven... Aber... unter Echnaton erblühte die Dichtung, das Rechtswesen (also die Gerechtigkeit), die Menschen hatten Nahrung, Wohnung, Schutz, ein Festes Einkommen, Stabilität, waren keinen Göttern mehr verpflichtet ausser der Wahrheit und der Gerechtigkeit, hatten keinen Zehnten an ungezählte Mysterienkulte mehr abzuliefern nur noch den Zehnt an den Pharao...
So gesehen kann es hin und wieder vorkommen, dass ein Mensch ein Diktator sein muss, um seine inneren Ideale zu verwirklichen.
Geehrter Herr aus Iskariot
nun, um Philosophisch zu reagieren: die Warheit ist keine Demokratische Grösse und auch wenn 6 Millarden Menschen meinen 2 + 2 ergebe 5 wird der einzelne der auf das ergebniss 4 kommt trotzdem recht behalten. Insofern kümmert mich die Meinung der allermeisten sehr wenig, wenn es um Philosophische Begebenheiten geht. Insofern möge man es den allermeisten auch verzeihen, wenn sie vom Begriff Diktatur nur einen Negativen Begriff haben, ebenso wie sie von Demokratie nur einen Positiven Begriff haben mögen (und den Begriff Ochlokratie noch nie im Leben gehört haben.)...
Nun, Platons Idee war totalitär, nur war sie kein Mist, sie war vieleicht totalitärer als die Herren Reiterhosenträger um jenen Österreichischen Postkartenmaler und die Rotbefahnten Garden des jovalen Väterchens waren. Im Unterschied zu jenen beiden etwas zu kleinbürgerlichen Herren aber hatte Platon eine Vision der Menschlichkeit die ihn zu seiner Idee trieb und nicht eine Vision der Vernichtung, eine Vision der Gerechtigkeit und nicht der Selbstherrlichkeit und er selber erkannte die Probleme seiner Gesellschaftsschöpfung und erkannte weiterhin, dass sie nur Eidolon war und als solche nicht vollkommen in Wirklichkeit zu verwirklichen währe.
Womit auch schon der Grund gelegt ist, der die Platonische Idee von jenen Unideen unterscheidet: die möglichkeit zur Selbstreflektion und Selbstkritik, wie man es von einem Philosophen auch erwarten darf, der die Weiheit und nicht seine Macht anstrebt.
Übrigens währe es ein durchaus interessantes Phänomen, Philosophen an der Macht zu wissen, denn keine Menschengruppe hat sich bis jetzt mehr und besser gegen jegliche Weltliche Macht gesträubt als die Philosophen (von Aristoteles einmal abgesehen, der wie überall die Ausnahme ist, der die Regel bestätigt). Selbst Cicero hat es im Blickfeld der Macht nicht lange ausgehalten...
Wie auch immer, vieleicht sollte man auch hin und wieder Markus Aurelius oder Napoleon Betrachten, wenn man vin einer Diktatur der Philosophie spricht und so würden die Ressentiments gegen eine solche schon etwas relativiert werden...
lG
FIST, der nichts desto trotz einen Demokratischen Weg zur Platonischen Idee des Urkommunismus einer Sozialitischen Diktatur vorzieht
