Die schottische Loreley

Mellnik

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Die schottische Loreley

Ich weiß nicht was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus schottischen Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl in Dunkeld,
Und ruhig fließt der Tay;
Der Gipfel des Lochnagar funkelt
Im Abendsonnenschnee.

Ein wilder Hochländer stehet
Dort oben wunderbar;
Sein blanker Sgian Dubh blitzet,
Sein Kilt strahlt rot-weiß und klar.

Er trägt einen währschaften Sporran
Und spielt die Bag-Pipe dabei;
Die hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Die Milch-Maid tief unten in Dunkeld
Ergreift es mit wildem Weh;
Sie sieht nicht den Weg durch das Steinfeld,
Sie schaut nur den Held in der Höh.

Ich glaube, am Ende verstolpert
Die Maid die Milch und die Sahn;
Und das hat mit seinem Spielen
Der Laird aus dem Hochland getan.
 
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"Tay" ist ein Fluss in Schottland und wird in Schottland wie "Tee" ausgesprochen.
Es reimt sich also mit "Abendsonnenschnee".

Dunkeld ist ein Städtchen, das an diesem Fluss liegt.
Gesprochen nicht wie in "dunkelt", sondern als "Dun Keld".

Dunkeld ist eine Kleinstadt am Fluss Tay in den Schottischen Highlands. Der Ort liegt etwa zwei Kilometer nördlich des Dorfes Birnam, das in William Shakespeares Drama Macbeth als Birnam Wood eine wichtige Rolle spielt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Dunkeld
 
Nun gibt es so nach und nach auch noch ein paar Fortsetzungen. :)
Und zwar Fortsetzungen, wie sie bei Heinrich Heine fehlen. :cool:

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Den Hochländer auf seinem Gipfel
ergreift es mit wildem Weh.
Er sieht nur den bunten Rockzipfel,
er sieht nicht mehr Felsen und Schnee.

Die Milch und die Maid zu erretten
stürzt er nach Glen Clova hinab.
Doch statt sich gar lieblich zu betten
findet er fast ein zu frühes Grab.
 
Als wie die Maid war gefallen
am Ufer des Tay im Steinfeld,
so tät auch der Laird nun hinknallen
in Glen Clovas wilder Bergwelt.

Er stieß sich die Stirn und die Nase
und lag ganz von Sinnen im Grase
träumte von milchweißer Maid
und schlief bis zur Nachmittagszeit.
 
Die Milchmaid am Tore zum Hochland
- so nennt man das schöne Dunkeld -
den Gipfel des Lochnagar leer fand.
"Wo weilt er, mein Laird und mein Held?"

Schnell eilt sie nach Milton of Clova
und fraget dort nach im Hotel,
in Heide und Wald und im Hof da:
"Wo weilet der Laird? Ist er well?"

Und die Leute von Milton of Clova
ergreifet ein seltsames Weh.
Sie sprechen: "Fürwahr! Der Laird ist grad nicht da,
und auch nicht dort auf der Höh!"
 
Der Laird war einfach verschwunden.
Nicht da war er zu der Zeit.
Er hat sich bald wiedergefunden
und zwar bei der schottischen Maid!

Sprach der Laird: Was soll es bedeuten,
dass ich so freudig bin?
Der Milchmaid ein Fest zu bereiten,
das geht mir nicht aus dem Sinn!

In schönen Hotel zu Glen Clova
da feiert der Laird mit der Maid.
Whisky und Haggis gab's g'nug da,
und die Maid war zu allem beraid!


:liebe1::kiss3:
 

"The Bonnie Bonnie Banks of Loch Lomond" mag dazu passen.

Jene Landschaft kenne ich sehr gut.

Und ich dieses Lied nicht hören, ohne immer wieder neu zu Tränen gerührt zu werden.
 
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