Die Reflexionen, Gedanken und Zitate, die mich inspirieren.

Auch der Film von M. Haneke "Liebe" hatte mich sehr tief berührt. Ich habe dann sehr lange nachgedacht: Warum nicht frühzeitig einen Schlussstrich ziehen?


Mein Dad war verdammt alt, aber er hatte niemals damit gerechnet, dass er dement, blind und bettlägerig werden würde. Er sagte mir immer: "Ich will nicht wie eine Pflanze weiterleben, besser bringe ich mich um." Aber dann passierte der Schlaganfall – und klar, er hatte absolut alles vergessen. Danach lebte er viele Jahre im Heim. Ich dachte, er würde sogar mich überleben.


Das Palliativ-Team hatte ich frühzeitig eingeschaltet. Als das Ende nah war, versuchte eine Frau aus dem Hospiz, mich zu überreden, nach Hause zu gehen. Ich vermute, sie sorgte sich um mich und dachte, ich würde es nicht verkraften.


Dann kam die Beerdigung, und meine arme Mutter berührte die Ecke des Sarges. Das Wetter war eisig kalt. Und mein Herz fühlte sich an, als wäre es für immer gefroren.


Das Foto, auf dem mein junger Vater meine Mutter umarmt, steht neben meinem Bett. Ich hatte meinem Vater versprochen, ihn immer zu begleiten, auch wenn ich selbst nicht daran glaubte. Er würde immer in mir weiterleben, solange ich noch am Leben bin. Mehr konnte ich sowieso nicht tun. Denke ich.

 
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Einem Leidenszustand, wahrlich, ist diese Welt verfallen. Man wird geboren, man altert, man stirbt,man entschwindet, man taucht wieder auf. Ein Entrinnen aber aus diesem Leiden, dem Altern undSterben, das kennt man nicht. Wann wird wohl mal ein Entrinnen aus diesem tiefen Leiden, dem Alternund Sterben, gefunden werden?
(D 14, nach Dahlke)

Das waren die Fragen, die den jungen und kerngesunden Prinzen Siddhartha quälten. Mein Leben geht zu Ende. Doch als ich jung war, hatte ich mir solche Fragen nicht gestellt. Ich dachte nur an Frauen, an ohrenbetäubend laute Musik, die mich überwältigte, und an Filme, die mich aufputschten – genau wie die Drogen. Ich hatte mein Leben vermasselt, so wie die Mehrheit der Menschen eigentlich.


Aber der Prinz? Er hatte doch vier Paläste, rund um die Uhr die schönsten Kurtisanen, üppiges Essen und jede erdenkliche Musik. Dazu ein ganzes Reich. Kaum jemand heute kann wirklich verstehen, warum er all das hinter sich ließ. Es ist eine wunderschöne Meditation, darüber immer wieder zu reflektieren, zu kontemplieren und es zu verinnerlichen.


Was wollte er? Das Todlose. Aber was ist das? Es hat nichts mit einem Leben nach dem Tod zu tun – das ist nur Wahnsinn, den so viele Medien verbreiten. Das alles ist Schrott, geistiger Müll.


Was bedeutet es, das Todlose zu erlangen – und das im Hier und Jetzt? Das sollte betont werden. Aber was ist es? Die Antwort darauf ist sehr einfach. Und doch kaum verständlich für den modernen Menschen. Ha?
 
Ich sprach in meinem Herzen: Siehe, ich bin größer geworden und habe mehr Weisheit gesammelt als alle, die vor mir gewesen sind zu Jerusalem, und mein Herz hat viel gelernt und erfahren. Und ich richtete mein Herz darauf, dass ich lernte Weisheit und erkennte Tollheit und Torheit. Ich ward aber gewahr, dass auch dies ein Haschen nach Wind ist. Denn wo viel Weisheit ist, da ist viel Grämen, und wer viel lernt, der muss viel leiden.
 
Was würde mich glücklich machen? Ich weiß es nicht. Was würde mir Freude bereiten? Ich weiß es nicht. Was wil ich? Ich weiß es nicht. Was ist das Geheimnis des Lebens? Ich weiß es nicht. Warum schreibe ich hier? Ich brauche keinen Rat. Ich suche nach dem Sinn. Aber mein Herz ist so kalt. War es immer so? Es sollte egal sein. Innerlich alleine wir kommen aus Nichts und verschwinden ins Nichts. Das ganze Leben war wie der Traum. Der Film geht zu Ende. Die Show, wo ich mit dem ganzen mich identifiziert hatte, auch. Der Projektor ist aus. Alles ist hell geworden. Im nächsten Film ich versuche das leere Spiel durchzuschauen. Aber ich würde es vergessen. Das ist Samsara. Mit den eigenen Wörtern. Was ist Nibbana? Ich komme noch Dazu.
 

Vergänglichkeit​




von Hermann Hesse




"Vom Baum des Lebens fällt
Mir Blatt um Blatt,
O taumelbunte Welt,
Wie machst du satt,
Wie machst du satt und müd,
Wie machst du trunken!
Was heut noch glüht,
Ist bald versunken.
Bald klirrt der Wind
Über mein braunes Grab,
Über das kleine Kind
Beugt sich die Mutter herab.
Ihre Augen will ich wiedersehn,
Ihr Blick ist mein Stern,
Alles andre mag gehn und verwehn,
Alles stirbt, alles stirbt gern.
Nur die ewige Mutter bleibt,
Von der wir kamen,
Ihr spielender Finger schreibt
In die flüchtige Luft unsre Namen."


 
KISAGOTAMI stammte aus einer armen Familie, aber der Sohn einer wohlhabenden Familie verliebte sich in sie und nahm sie zur Frau. Aufgrund ihrer Herkunft behandelten die Schwiegereltern sie unfreundlich, aber als sie einen Sohn gebar, respektierten sie ihre Schwiegertochter schließlich doch. Als das Kind so alt war, dass es laufen lernte, starb es, und Kisagomati wurde irre vor Trauer. Sie trug das tote Kind von Haus zu Haus und bettelte um Medizin, um es gesund zu machen, und alle schickten sie fort mit den Worten: „Das Kind ist tot. Hier kann keine Medizin mehr helfen.“ Schließlich riet ihr ein freundlicher Mann, den Buddha aufzusuchen. Der Buddha sagte: „Wenn du mir einen Senfsamen aus einem Haus bringst, in dem noch niemand gestorben ist, dann gebe ich dir eine Medizin, um dein Kind wieder zum Leben zu erwecken.“ Mit neuer Hoffnung machte sich Kisagotami auf den Weg, den Senfsamen zu besorgen, aber in jedem Haus erfuhr sie, dass hier jemand gestorben war. Also kehrte sie, ihr totes Kind noch immer in den Armen, zum Buddha zurück. „Bringst du mir einen Senfsamen?“, fragte er sie. „Ich dachte, der Tod widerfahre nur meinem kleinen Sohn, aber jetzt verstehe ich, dass er jedem Lebewesen widerfährt. Unbeständigkeit ist ein universelles Gesetz.“ Sie begrub ihr Kind im Wald und kehrte zum Buddha zurück, um die Ordination zu empfangen.
Der Buddha rügte Kisagotami nicht wegen ihrer Trauer und Verzweiflung, noch lehrte er sie die unbestreitbaren Gesetze der Unbeständigkeit. Stattdessen schickte er sie ins Dorf, um auch nur eine Person zu finden, die das öde Land der Trauer, den tiefen Schmerz darüber, von den liebsten Menschen getrennt zu werden, nicht kannte. Jede Familie, die sie aufsuchte, jede Person, mit der sie sprach, konnte ihr nur aufzeigen, wie unermesslich weit die Landschaft der Verluste ist.

Wir alle haben eine persönliche und eine universelle Geschichte. Unsere persönliche Geschichte, entstanden aus allem, was wir in diesem Leben erfahren und gefühlt haben, ist einzigartig. Unsere Familien; unsere Freuden und Kümmernisse; unsere Werte, Bestrebungen und Hoffnungen; unsere Enttäuschungen; die zahllosen Ereignisse unseres Lebens haben uns zu dem Menschen gemacht, der wir sind, und sind ausschlaggebend dafür, dass wir die Welt so sehen, wie kein anderes menschliches Wesen sie zu sehen vermag. Doch wenn wir verstehen, dass unsere persönliche Geschichte die universelle Geschichte aller menschlichen Wesen birgt, haben wir die radikale Möglichkeit, die Grenzen zwischen „ich“ und „du“, „wir“ und „sie“ aufzulösen.

 

Die zwei Wirklichkeiten​

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Numata Zentrum für Buddhismuskunde
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von H Tauscher · Zitiert von: 1 — Ihr zufolge ist zwar die relative Wirklichkeit leer von sich selbst, die absolute Wirklichkeit aber leer von etwas anderem, nämlich der relativen Wirklichkeit.
17 Seiten
 
"Auf der relativen Ebene bemühen wir uns um ein positives Handeln von Körper, Rede
und Geist. Wir vermeiden dadurch, dass Leiden für andere entsteht und kreieren
weiterhin positives Karma für uns selbst.
Dazu hat der Buddha viele Ratschläge gegeben, wie die Silas (ethischen Grundsätze)
zu praktizieren, Toleranz und Respekt zu kultivieren und viele andere.
Tugenden wie Respekt und Dankbarkeit sind wichtige Übungsfelder. Es fängt damit
an, seine Abneigung gegenüber anderen abzubauen, nicht immer Recht haben zu
wollen, auch wenn die anderen sich nicht immer ideal verhalten. Unser Herz wird sich
aufgrund dieser Übungen erweitern und wir können an das große Bodhisattva
Gelöbnis denken, einerseits die Buddhaschaft anzustreben und gleichzeitig allen
Wesen bedingungslos zur Befreiung von Leiden und zur Erleuchtung zu verhelfen.
Wenn wir das täglich tun, werden wir eine Veränderung in unseren Anschauungen
feststellen."

Es sollte bestimmt ausreichen.
 

Anhänge

"Wenn ich über mein Erlebnis nachdenke, muss ich dem
Philosophen C. D. Broad in Cambridge beipflichten, »dass wir
gut daran täten, viel ernsthafter, als wir das bisher zu tun geneigt
waren, die Theorie zu erwägen, die Bergson im Zusammenhang
mit dem Gedächtnis und den Sinneswahrnehmungen aufstellte,
dass nämlich die Funktionen des Gehirns, des Nervensystems
und der Sinnesorgane hauptsächlich eliminierend arbeiten und
keineswegs produktiv sind. Jeder Mensch ist in jedem
Augenblick fähig, sich all dessen zu erinnern, was ihm je
widerfahren ist, und alles wahrzunehmen, was irgendwo im
Universum geschieht.
Es ist die Aufgabe des Gehirns und des
Nervensystems, uns davor zu schützen, von dieser Menge
größtenteils unnützen und belanglosen Wissens überwältigt und
verwirrt zu werden, und sie erfüllen diese Aufgabe, indem sie
den größten Teil der Informationen, die wir in jedem
Augenblick aufnehmen oder an die wir uns erinnern würden,
ausschließen und nur die sehr kleine und sorgfältig getroffene
Auswahl übrig lassen, die wahrscheinlich von praktischem
Nutzen ist.« Gemäß einer solchen Theorie verfügt potentiell
jeder von uns über das größtmögliche Bewusstsein. Aber da wir
lebende Wesen sind, ist es unsere Aufgabe, um jeden Preis am
Leben zu bleiben. Um ein biologisches Überleben zu
ermöglichen, muss das größtmögliche Bewusstsein durch den
Reduktionsfilter des Gehirns und des Nervensystems
hindurchfließen.
Was am anderen Ende herauskommt,ist ein
spärliches Rinnsal von Bewusstsein, das es uns ermöglicht, auf
eben diesem unserem Planeten am Leben zu bleiben. Um die
Inhalte des auf diese Weise reduzierten Bewusstseins begrifflich
zu fassen und auszudrücken, hat der Mensch Symbolsysteme
und unendliche Philosophien erfunden und immerwährend
erweitert, welche wir Sprachen nennen."

Genial!

Aldous Huxley
"Die Pforten der
Wahrnehmung
Himmel und
Hölle
Erfahrungen mit Drogen"

 
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