Noch etwas, und das ist mein eigener Gedanke, wollte ich loswerden. Sehr viele Buddhologen waren Faschisten und Nationalisten. Es gibt ein Foto, auf dem der Dalai Lama mit einem Extremisten und Sektanten zu sehen ist. Es gibt auch Sutren im Mahayana-Buddhismus, in denen Gewalt verherrlicht wird und Mitgefühl falsch dargestellt ist. Außerdem gibt es Berichte über sexuellen Missbrauch im tibetischen Buddhismus und vieles mehr.
Aber das würde niemals im Umkehrschluss bedeuten, dass ich den Buddhismus pauschal verteufele. Wenn man differenzierte Kritik als Wahn ansieht, dann – rein psychoanalytisch betrachtet – projiziert man auf den anderen das, was man bei sich selbst nicht wahrnehmen kann, verdrängt oder rationalisiert. Das ist eher ein Schutzmechanismus.
Meditation ist immer gut, immer gesund. Sie ist jedoch nur ein geschicktes Mittel, um den eigenen Geist zu erforschen und zu zähmen – eigentlich, um nicht von blinden Trieben versklavt zu werden. Es geht eher um innere Disziplin, darum, sich selbst ständig zu beobachten und die eigenen Automatismen zu durchschauen.
Man sollte, egal wo, keine Idole erschaffen – auch nicht im Buddhismus. Andernfalls verpasst man, was den Buddhismus wirklich ausmacht, und verliert den Zugang zum eigenen Inneren, zur Freiheit, rein spirituell (oder existenziell) betrachtet.