„Gleich mehrmals öffnet sich der Boden unter den Figuren, der Hass droht sie zu verschlingen, dann springen sie zurück und bedecken den Abgrund mit einem provisorischen Boden: Small Talk, Schmeichelei, einem Seien-wir-doch-vernünftig! Jedoch, schon ein paar Minuten später tut sich der Abgrund wieder auf, ein Zimmervulkan der verdrängten Wut offenbart sich, es ist der Gott des Gemetzels, der Hass zwischen uns allen. Es ist die pure Mechanik, und sie können nichts dagegen tun, es ist stärker als sie. Das Zwanghafte, es sitzt in den Augenfalten von Jodie Foster, im gemütlichen Gesichtsfett von John C. Reilly, im Grinsen von Christoph Waltz, in der bodenlosen Nervosität von Kate Winslet. Wenn man davon redet, dass hier ein Turnier unter Großmeistern stattfindet, dann muss man auch sagen, wer es gewinnt. Es ist der Europäer Christoph Waltz, dessen ergebenes Höflichkeitsgrinsen die Errungenschaft einer offenbar untergehenden Zivilisation ist: ein elastisches, überdehntes, an die Grenzen des Möglichen gehendes Friedenssignal, unter welchem die Mundwinkel und das ganze Waltz-Gesicht zu zerreißen drohen, ein Lächeln, welches an einen überspannten Bogen erinnert: die größte Wut, in einen Habitus umgeschlagen – nach innen gestülpter, konkaver Hass sozusagen.“