Das Problem des Samsara sehe ich darin, dass man sich an sein früheres Leben nicht erinnern kann. Soll heißen, dass es ohne eine Erinnerung auch keine Erfahrung gibt, die man verändern könnte.
Lieber Merlin,
das wir uns an vergangene Erdenleben nicht erinnern könne, ebensowenig wie an die Zeit dazwischen im Jenseits, finde ich sei von Gott sehr weise eingerichtet. Zu tausenden würde man noch heute vor ehemaligen Königen oder Päpsten Kotau machen und Verbrecher verachten.
Es geht aber im Kreislauf der Wiedergeburten nicht um Erfahrungen! Es geht um die Tugenden - denn sobald diese in ausreichendem Masse errungen wurden, fest verankert sind, ist der Kreislauf der Wiedergeburten beendet.
Hat eine Seele zum Beispiel die Untugend des Jähzorns, so ist es völlig unwichtig, die Erfahrungen ins nächste Erdenleben mitzunehmen, die daraus entstanden. Vielleicht hat diese Seele deswegen Menschen umgebracht oder die nächsten Angehörigen geschlagen und gepeinigt.
Details dazu sind aber im neuen Erdenleben nicht wichtig. Denn der neugeborene Mensch erkennt bald, dass er diese Untugend hat - auch ohne die Untaten des letzten Lebens zu kennen. Er hat nun aus eigener Erkenntnis heraus die Möglichkeit, Herr dieser Untugend zu werden und an sich zu arbeiten.
Die Gotteswelt gibt ihm vielleicht eine Behinderung mit ins Leben, aufdass er nicht mehr in der Lage ist, andere umzubringen oder tätlich zu werden. Ein solches Karma wäre dann durchaus als dienlich für die eigene Entwicklung zu betrachten.
demnach wären die jetzigen Reichen und Schönen zuvor die Guten gewesen: also weiter so! Tja und folglich wären dann jene die Leid tragen an ihrem Schicksal selbst schuld?
Materieller Reichtum und irdische Schönheit?? Das sind wohl kaum Kriterien, die im Jenseits eine Rolle spielen oder als Verdienste angesehen werden können.
Aber grundsätzlich ist es schon so, dass jede/r für sein Schicksal, selbst verantwortlich ist. Also nicht nur jene, die fürchterlich leiden - sondern restlos alle Menschen. Der Ort, wo wir geboren werden, ist der optimale Ort für unseren geistigen Aufstieg. Nichts ist hier dem Zufall überlassen.
Reichtum, Schönheit oder auch ausserordentliche Talente können sich als Prüfungen erweisen - denn jede Seele wird immer wieder geprüft, ob die Tugend der Nächstenliebe ausreichend befolgt wird.
Eventuell wäre es also sinnvoller, wenn wir in im Hier und Jetzt über uns Tun nachdenken, ehe es geschieht. Die Geschichte zeigt uns zudem, dass ein neues Leben nicht unbedingt als Strafe gesehen wurde, sondern eher als Privileg einer gewissen Unsterblichkeit.
So drängt sich mir die Frage auf, ob im Samsara wirklich zur Vergebung der Sünden im Hier und Jetzt beiträgt?
So kann im Christentum keine göttliche Vergebung im Hier und Jetzt oder in der Zukunft erfahren:
- wer keine Reue zu seinen Sünden zeigt
- wer die nächste Sünde oder die Gelegenheiten dazu nicht meidet
- wer seinen Feinden nicht verzeiht oder Unrecht nicht ausgleichen möchte, obwohl es ihm möglich wäre.
Merlin
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Wie wir in der Bibel nachlesen können, muss die Sünde wider den Geist auf Heller und Pfennig wiedergutgemacht werden - und zwar hier auf der Erde.
Wobei unter 'Geist' der geistige göttliche Funke in der Seele eines jeden Menschen bedeutet. Wer also den Nächsten in böswilliger Art - also eine bewusste, geplante böse Tat - schädigt, muss zwingend in einem nächsten Erdenleben dafür gerade stehen.
Wobei hier natürlich zwei Fliegen mit einer Klatsche geschlagen werden. Ein allfälliges körperliches Leiden dient besagter Widergutmachung und verhindert aber meist auch, dass die gleichen Untaten wieder ausgeführt werden können - was zu einer Verbesserung der Untugend führt.
lg
Syrius