Raeubertochter schrieb:
Hallo Condemn,
ich hätte da mal eine kurze Frage: Du schreibst, es gibt eine innere Leere, die der Grund dafür ist, dass ich Dinge nach außen projeziere, sie dort erlebe (wenn ich dich richtig zusammengefasst habe). Ich muss sie annehmen, damit ich da raus kommen.
Jetzt meine Frage: Woher komme diese innere Leere für dich?
Hi Raeubertochter!
Meinst Du was ich allgemein denke, oder meine eigene, persönliche innere Leere?
Obwohl ist eigentlich beides im Kern dasselbe. Mit "Innere Leere" meine ich nicht NICHTS wie es Taothustra verstanden hat. Diese Leere ist ein Gefühl des Mangels, ein Abgetrenntsein von sich selbst. Wenn Du Dich fragst was Du Dir vom Leben wünscht und ich meine das jetzt sehr direkt und auf Dich bezogen, also das Du vielleicht sagst: Lottogewinn, tollen Mann, gesunde Kinder, Haus am Strand, tollen Job etc. Alles Beispiele...
Dann schau Dir an was Du Dir davon erwartest. Was stimmt jetzt nicht und ruft nach Veränderung? Wenn Du Dich fragst was Dich ausmacht, und Du Dich selbst charakterisierst und sehr persönlich darstellst, wirst Du sehen, dass das alles für Dich Bedeutung hat. Wenn Du sagst das Du leider ohne Disziplien bist findet das seinen Ausdruck und es hat Bedeutung. Wenn Du sagst das Du sehr schön bist, ist das etwas über das Du Dich definierst und es wäre schlimm für Dich diese Schönheit zu verlieren, denn sie ist ein Mittel um die Leere auszugleichen. Und so ist alles was wir tun und sind, im Kern der Versuch diese Leere auszugleichen und zwar im Aussen. Die Leere selbst, der Mangel ist ein Mangel an Selbstwert, an Liebe, wie auch immer man das nennen will und das liegt daran weil ein Teil den anderen verurteilt und es verurteilt immer der Verstand, weil er "gelernt" hat, das dieses und jenes nicht akzeptabel ist. Er weigert sich anzuerkennen WAS IST, weil er den Sinn nicht sieht. Wenn man jetzt sagt: "Ah ja, der Verstand ist das Problem." kommt man schnell dahin das man ihn dazu bringt sich selbst zu verurteilen. Das bringt einen aber kein Stück weiter. Er muss aufgebaut werden, er muss bewusst werden. Nicht mehr automatisch funktionieren und urteilen, sondern hinterfragen was er zu wissen glaubt. Jede Situation als einmalig sehen und nicht ständig in Schubladen zwängen. Und dann passiert etwas erstaunliches. Er erkennt ganz von selbst, wie eng die Verbindung von Aussen zu Innen ist. Er erkennt das äusseres Leid das er verurteilt Folge der Ablehnung ist die schon vorher bestand. Er erkennt, das man sich selbst im Aussen spiegelt, man wie ein Künstler in jedem Moment ein Bild und sich selbst gleich mit hineinmalt. Er erkennt die Macht die man hat, gerade WENN er einen Schritt zurückgeht. Und weil man das alles erkannt hat, fängt man an, im Aussen, in allem das man bewertet, sich selbstund den inneren Mangel zu erkennen der sich in dem spiegelt was man schön findet, weil man es braucht und den Verlust fürchtet und in allem was man erfährt aber ablehnt und dadurch leidet. Das alles ist man selbst. Jeder Gedanke ist der Versuch einer Darstellung des Inneren Bildes wie es sich genau in dem Moment zeigt. Und wenn man dem Leid bewusste Aufmerksamkeit schenkt, ohne es selbst oder dessen vermeintlichen Verursacher zu verurteilen, und auch nicht sich selbst, dann schenkt man genau diesem inneren Loch, den verkannten Anteilen des Selbst Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeit ohne Urteil ist Annahme und das ist Liebe. Wir alle streben nach Aufmerksamkeit. Das gibt uns Energie. Ein Kind das Tassen auf den Boden schmeißt verlangt dadurch Aufmerksamkeit, eine Frau die alles für ihren Mann tut, wünscht sich dessen Aufmerksamkeit, der Star der auf der Bühne einen Seelenstriptease in Form seiner Songtexte hinlegt wünscht sich Aufmerksamkeit. Wir schenken Aufmerksamkeit und wir suchen sie, aber wir schenken sie uns selbst sehr selten. Und wir können auch erst wirkliche Aufmerksamkeit schenken, wenn wir innen geheilt sind. Erst dann kann man jemand anderen als das sehen was er ist und nicht nur als die vielen Urteile die der Verstand schon ausspuckt wenn man ihn das erste mal vom weiten sieht.
Und eine zweite: Was ist mit Kindern? Wann im Leben beginnt dieses Projezieren? Oder beginnt es noch vorher? Suche ich mir ein Leben aus, in dem ich genau mein Inneres projezieren kann? Oder wie?
Erste Frage: Kinder sind ja in der Regel sehr offen. Sie urteilen nicht und sie sind erst einmal voller Vertrauen, das allerdings schnelle gestört werden kann. Aber sie beginnen natürlich zu lernen. Das ist gut das ist schlecht. Wir sind Christen das sind Buddhisten. Tu das und Du wirst bestraft, tu jenes und Du wirst belohnt. Alles spielt sich zwischen Polaritäten ab. Von Anfang an. Und ich nehme an, dass es bei Kindern ebenso ist, das sie sich in ihrer Welt spiegeln und auch, das sie nicht zufällig wo auch immer geboren werden. Wenn Du Dir solche Fragen lesenswert und glaubwürdig beantworten willst, dann schau Dir mal Seth an. Ich weiß leider nicht mehr genau was er über Kinder sagte.
Ob man sich ein Leben aussucht... Davon gehe ich aus. Nicht nur weil ich es so gelesen habe und es im Gesamtkontext logisch ist, sondern auch weil ich selbst in meinem Leben immer wieder das Gefühl hatte das etwas gewollt ist das ich so nicht wissen kann. Als ob da ein innerer Wille ist, den ich nicht formulieren kann, aber der sich Ausdruck verschafft und wenn ich mich dagegen wehre wird es leidvoll. Ich weiß nicht ob das bei jedem so ist, bei mir ist es extrem, aber in etwa denke ich das schon. Schau Dir einfach Dein Leben an, und finde den roten Faden. Das ist einmal die Motivation die allem zugrunde liegt was Du tust und getan hast und das kann ich Dir schon mal sagen: Es ist wieder Anerkennung, Aufmerksamkeit, Liebe von Aussen. Das scheint hinter allem zu stehen. Bring Dich in Kontakt mit dem inneren Mangel. Alleine das gleicht ihn aus. Versuch soviel wie möglich bewusst im Jetzt zu sein, und Dich selbst sozusagen zu beobachten. Das bringt mehr Erkenntnisse wenn man geduldig und gelassen bleibt, als die klügsten Bücher. Und das ist nicht angelesen. Das habe ich wirklich schon oft festgestellt. Aber auch, das man immer wieder vor dem Jetzt flieht.
@Reisender: Ich denke das trifft es ziemlich gut. Aber ich glaube auch, das der Verstand es in gewisser Weise blitzartig erfassen kann. Ich hatte das mal aus heiterem Himmel, wo mir vollkommen klar war, ich auch logisch begründen konnte das die Gegensätze dasselbe sind, und Paradoxe sich in sich selbst bestätigen, aber das ging nicht lange. Auf jeden Fall glaube ich, das man den Verstand aufbauen muss insofern, das er dann einen Schritt zurück macht, weil er versteht das vertrauen kann.
Viele Grüße,
C.