M
magdalena
Guest
Auch ich musste lachen, magdalena,
als ich das las. Vielleicht aber mal zur Erklärung, weil ich dank meiner Herkunft die meisten Lutherschriften und dessen Biografie ziemlich genau noch im Gedächtnis habe:
Als einige bedeutende Juden sich Luthers Bekehrungsversuchen - er glaubte vermutlich, er könnte sie besser erreichen, da er sich direkt auf die Bibel bezog - widersetzten, ärgerte er sich so sehr über sie, dass er das Pamphlet "Über die Jüden und ihre Lügen" herausgab, eine kleine, eher unbedeutende Schrift, die die Nazis allerdings für ihre Propaganda ordentlich ausschlachteten.
Insgesamt ist Luther sehr, sehr widersprüchlich gewesen und hat an einem einzigen Tag jemanden gelobt und dann wieder in die Tonne getreten. Er war vermutlich stark seinen Stimmungen unterworfen und damals gab es weder Lektorat noch Zensur bei der Herausgabe von Büchern.
Aber da es um den Papst geht: Der Papst war in Luthers Augen immer nur der ANTICHRIST, das hat er oft und oft betont und in einer späteren protestantischen Konstitutionsschrift (DIE SCHMALKALDISCHEN ARTIKEL) fast zur Höhe eines Dogmas erhoben.
In einem Choral, den Luther selber noch dichtete und der bis heute in manchen Kirchen - manchmal aber mit Umdichtung - gesungen wird, heißt es: "Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort, und steuer des Papst's und Türken Mord..." (als er das dichtete, standen die Türken kurz vor Wien).
Herzliche Grüße,
nanabosho
auch wenn ich protestantisch erzogen wurde -
vielleicht lag's an einer lehrerin, die schuldzuweisungen auch nicht mochte -
oder es lag an mir, die sie nicht hören wollte -
es ging immer nur um bibelauslegungen, nicht um geschichtliche hintergründe, die mir bislang unbekannt waren.
ach ja - da war die ablassgeschichte.
sie wurde mir als grund für die abspaltung genannt.
und das war für mich auch plausibel - es ist doch wohl nicht möglich, sich mit geld frei zu kaufen von seinen 'sünden'.
sehr wohl habe ich über den nationalsozialismus maturiert -
spezialthema - die ursachen und hintergründe des antisemitismus.
da spielte luther keine rolle -
den ich aber nun auch nicht verteidigen will.
ist doch wohl jeder ein kind seiner zeit - oder?