Das was du schreibst klingt nach einem geschlossenen System.... ich muss da irgendwie an Prometheus denken... so rein intuitiv...
Streng genommen gibt es keine offenen Systeme. Selbst eine Aussage wie "Irgendwie oder vielleicht auch gar nicht, keine Ahnung" ist geschlossen, da sie konkrete Antworten ausschließt. Prometheus als Kulturheros ist kein schlechtes Beispiel, wobei er freilich nicht mehr allzu populär ist, seit der Defätismus den Heroismus als offiziell vernünftige Haltung abgelöst hat.
Ich sehe das Ego durchaus als eng, als die komprimierte Version dessen, was sich als Information (Endlichkeit) aus der Unendlichkeit/Chaos/reines Potential selbst erzeugt und damit beides gleichzeitig ist, die einzige Illusion die in selbem Masse die einzige Realität darstellt oder zumindest den einzigen Bezugs"punkt" für Realitäten. Und doch glaube ich, dass wir soweit gar nicht auseinander liegen... wenn du schreibst:
"wobei die Belanglosigkeit aus meiner ungläubigen Perspektive natürlich insofern viel umfassender ist, als sie als Option einer totalen Belanglosigkeit des Bewusstseins und des Kosmos an sich von vornherein jede Form von überperspektivischem Sinn ausschließt."
Nur die Standpunkte differieren... denn was anderes sollte die zwingende "Option einer totalen Belanglosigkeit des Bewusstseins und seines Kosmos" sein als eben genau jene Belanglosigkeit das Ego betreffend?
Die Korrektur ändert nichts, denn diese totale Belanglosigkeit geht, wenn sie zutrifft, vom objektiven Universum aus. Es kann sein, dass wir näher beieinander liegen als es scheint, nur hatte ich den Eindruck, du betrachtetest die Wahrnehmung von Belanglosigkeit für das Ego in diesem Fall als unweigerlich, wohingegen ich nur von der Wahrnehmung einer potenziellen Belanglosigkeit sprach.
Jetzt wäre die Frage, was der Ungläubige denn nicht glauben will und auch, was, sprich welches Wissen, welcher Wille und welche Überzeugung seinen Unglauben nährt?
Die ist sehr leicht zu beantworten, wenn wir mal unsere spirituell spintisierende Ebene verlassen und nüchtern werden. Glaube ist nötig, wenn die Existenz einer Sache bzw. die objektive Validität einer Idee nicht sicher ist oder nicht gesichert werden kann.
Aber da du sagst, der Ungläubige
wolle nicht glauben: Erscheint es dir abwegig, nicht jeden Quatsch glauben zu können? Hinter dir steht gerade eine unsichtbare viereckige Erdbeere, die deinen Stromzähler ablesen möchte. Das ist spirituelles Wissen. Glaubst du nicht? Warum nicht? Warum willst du nicht daran glauben, welche Überzeugung hält dich davon ab? Welche Überzeugung hält dich davon ab, vom Hausdach zu springen und hoch zum Mond zu flattern, um dort mit den Walen zu tanzen? Warum willst du nicht glauben, dass ich mit deinem Computer identisch bin, während du eigentlich eine der Glühbirnen bist? Es ist schon unpraktisch genug, akzeptieren zu müssen, was erwiesenermaßen objektiv real ist, da muss man sich nicht noch zusätzliche, absurde Stolpersteine zusammenglauben. "Glauben" = "ohne zwingenden Grund für wahr halten". Auf der anderen Seite garantiert z.B, der Glaube eines Mittellosen, jederzeit einen gedeckten Tisch vor sich zu haben, den Hungertod, und der Glaube des Soldaten im Krieg an die eigene Unverwundbarkeit garantiert mindestens schwere Verletzungen. Glaube unter Willen ist im Subjektiven und im Objektiven Gold, keine Frage, aber Wille unter Glauben - die Regel, wo der Glaube blüht - bedeutet im Subjektiven Wahnsinn und im Objektiven Lebensgefahr.
Wenn die Wahl, und es ist eine Wahl angesichts der Tatsache/Erkenntnis, dass zunächst mehr als Option, als pures Potential nicht möglich ist... also, wenn die Wahl die Unmöglichkeit der Herausfilterung eines überperspektivischen Sinnes ist, würde es dann nicht bedeuten, dass die zur Erfahrung des Überperspektivischen notwendige Zersetzung des Bewusstseins/Egos lieber umgangen sein will? Wobei ich fürchte, dass der Wille (egal wie geartet, ob der die Zersetzung will oder zu umgehen sucht) hier kaum Macht hat...
Zersetzung braucht es da eigentlich nur, wenn man so fest am Paradigma hängt, dass man sich zerreißen muss, um es zu wechseln. Viele Perspektiven wiederum lassen sich im Leben schlicht nicht einnehmen, da die körperliche Existenz sie nicht erlaubt, und zwar nicht, weil sie sie nicht erlauben will, sondern weil sie es nicht kann. So lange der Fisch als Fisch lebt, kann er kein Vogel sein, bestenfalls darüber schwadronieren, wie seiner Überzeugung nach ein Vogel wahrnehme. Der Raupe geht es mit dem Schmetterling nicht anders, und in der Magie hocken allerlei spinnerte Raupen herum, die keinen Kokon spinnen wollen oder können, und tönen: "Ich muss nichts mehr tun, ich habe Flügel!"
Wenn wir das Gleichnis Raupe/Schmetterling setzen, dann wird es mit jeder Häutung der Raupe, was hier symbolisch für die Bewusstseinserweiterung und damit der spezifisch erneuerten Abgrenzung gegenüber "der Umwelt", aber auch der neuen Möglichkeiten mit dieser zu interagieren steht, die Raupe selbst, die ich hier als Symbol für das Ego, das perspektivisch noch immer nicht über sich selbst hinaus kann, stelle... also dann wird mit jeder dieser Bewusstseinserweiterungen auch das Ego grösser. Jetzt ist das System Raupe/Schmetterling so angelegt, dass an dem Punkt der geringst möglichen Bewusstseinserweiterung, da erkannt ist, dass es für die Raupe scheinbar keinen überperspektivischen Sinn gibt, es diesen nicht mehr geben kann.... diese ein Kokon erzeugt in das sie sich einspinnt... um sich selbst zu zersetzen und als Schmetterling wiedergeboren zu werden. Wobei die Finalität hier eine Absicht nahelegt, die eben genau nicht Bestandteil dieses Prozesses sein kann... vielmehr gehts da um Hingabe. Oder anders...sie kann nur in Form der Annahme/Hingabe dessen Bestandteil sein...
In diesem Gleichnis steckt die Botschaft, dass es nicht um die vernichtende Zersetzung des Egos gehe, sondern um die transformierende, transgressive Zersetzung, die freilich der Bereitschaft bedarf. Naiv klingt das nicht und ich würde es auch nicht als zu optimistisch bezeichnen.
wie immer, nur Inspiration ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit....
Sowieso und dito
