Tommy
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Morjens 
Ich nutze mal frecherweise diesen Thread, um meine Erkenntnisse über den Lebensfilm in unmittelbarer Todesnähe kundzutun. Leider ist es etwas lang geworden, aber kürzer gings nicht. Eher länger wärs noch gegangen.
Lange Zeit schon, bevor es überhaupt so etwas wie die Erforschung von Nahtod-Erlebnissen (NTE) gab, war das Phänomen eines quasi im Zeitraffer ablaufenden Lebensfilms bei Menschen in unmittelbarer Todesnähe bekannt. Allerdings brachte man es nur in Verbindung mit Beinah-Ertrunkenen. Die Forschung zeigte aber, daß sowohl sein Auftreten, als auch der Grad seiner Intensivität von keiner speziellen Todesart abhängig ist. Lebensrückschauen haben insofern eine Sonderstellung, als sie zu jedem Zeitpunkt innerhalb einer NTE auftreten können; auch hängt ihre Charakteristik von bestimmten Faktoren ab, wie noch zu zeigen sein wird. Der kleinste gemeinsame Nenner aber ist der, daß er in außerordentlicher Geschwindigkeit abläuft, während auf der Ebene der physischen Welt nur wenige Sekunden, Bruchteile von Sekunden oder sogar gar keine Zeit vergeht. Zudem werden sie übereinstimmend als äußerst intensiv und plastisch beschrieben. Um einen ersten Eindruck zu bekommen, folgendes Beispiel:
Dieser geballte Erlebnisinhalt in nur einem oder wenigen Momenten überrascht und läßt die Frage aufkommen, ob Experiencer (so werden in der Forschung Personen genannt, die eine NTE hatten) möglicherweise während ihres Erlebnisses in eine andere Zeitebene eintauchen oder gar in eine Dimension, in der Zeit, wie wir sie kennen, außer Kraft gesetzt ist. Der Mann im obigen Beispiel sprach von einem Sekundenbruchteil. Andere Experiencer gehen weiter und reden von einem regelrechten *Zeitstillstand*, so als sei die Zeit auf der physischen Ebene eingefroren. Charakteristisch für solche Erlebnisse ist das Verlassen des Körpers; Personen in unmittelbarer Todesnähe sehen sich gleichsam von oben, aus der Vogelperspektive zu, erleben ihr Leben noch einmal in allen Einzelheiten und kehren dann in ihren Körper zurück. Nach erfolgter Rückkehr läuft dann die Zeit wieder normal. Zunächst das Beispiel eines Mannes, der bei einer Explosion vom Feuer eingeschlossen war, sich über seinem Körper schwebend erlebte und beobachtete, wie andere auf den Unglücksort zuliefen, um ihn zu retten.
Hier ein Autounfall:
Ein Überfallopfer:
Aus der Zeitwarte unserer physikalischen Welt her könnten wir sagen, daß der Lebensfilm in einer aberwitzigen Geschwindigkeit abläuft; aus der Zeitwarte des Experiencers, der diesen Lebensfilm erlebt, könnten wir sagen, daß sich die Vorgänge in der physischen Welt drastisch verlangsamen, bis hin zum Stillstand. Beide Aussagen machen Sinn und weisen darauf hin, daß es sich hier offenbar um zwei unterschiedliche Zeitebenen handelt, die relativistisch gegeneinander versetzt sind. Reinhold Messner, der die Absturzerlebnisse von Begsteigern aus dem 19. und 20.Jahrhundert sammelte, hat ziemlich aussagekräftig zeigen können, daß nicht nur objektive Todesnähe, sondern der subjektive Eindruck, es sei zuende, ausreicht, um eine NTE einzuleiten, obwohl er diesen Begriff zum damaligen Zeitpunkt offenbar noch nicht kannte. Charakteristisch ist "ein Ausbleiben von Sterbeerlebnissen, solange eine Möglichkeit bestand, den Tod abzuwehren." (5) Ist jedoch der Abstürzende felsenfest vom bevorstehenden Tod überzeugt, kommt es zur Loslösung des Ichs vom physischen Körper und dem Eintauchen in eine andere Zeitdimension. Klaus Mohrmann, der an der Westflanke des Großen Seehorns abstürzte, berichtete Anfang der 30er Jahre:
Der Alpinist und Geologieprofessor Albert Heim hatte bereits 1892 im "Jahrbuch des Schweizer Alpenvereins" eine großangelegte Untersuchung mit dem Titel: "Notizen über den Tod durch Absturz" veröffentlicht, in der er 43 Absturzerlebnisse auswertete. Es ist Messner zu danken, daß er diese Untersuchung aus den vergessenen Archiven ausgegraben und in seinem Buch komplett abgedruckt hat. Nach Sichtung von Heims Analyse muß die gängige Ansicht, Todesnähe-Forschung beginne 1975 mit Moodys "Leben nach dem Tod" korrigiert und auf 1892 zurückdatiert werden. Heim hatte selbst ein Absturzerlebnis:
Die Bühnenmetapher wird uns noch beschäftigen. In modernen NTEs verwenden die Experiencer fast ausschließlich das Bild eines "Lebensfilms", beeilen sich aber stets, hinzuzufügen, daß es anders als ein Film gewesen sei. Die Lebensrückschau verläuft in Form einer dreidimensionalen Inszenierung, in der man sich als Beobachter und zugleich als Beteiligter, gewissermaßen als Hauptdarsteller, erlebt. Eine radikalisierte Form nimmt der Lebensfilm jedoch an, wenn er in Gegenwart eines *Lichtwesens* stattfindet, eine Begegnung, die recht häufig berichtet wird, und die den Charakter des Lebenspanoramas entscheidend intensiviert und in eine neue Dimension hebt. Vorab ein paar Notizen zu diesem wohl spektakulärsten Element einer NTE. Wer oder was ist eigentlich dieses Lichtwesen? Darüber herrscht bemerkenswerte Uneinigkeit. Viele Experiencer halten es für *Gott*, andere wiederum nicht, bzw. lassen es offen:
Andere sind davon überzeugt, Jesus erkannt zu haben:
Ein Experiencer nennt es "mein Freund" (10); eine andere wiederum empfindet es eher "als etwas Abstraktes, obgleich es etwas sehr Machtvolles, Kraftvolles und Wissendes in sich barg." (11). Pam Reynolds hält das Lichtwesen nicht für Gott, sondern für eine seiner *Emanationen*, Mellen-Thomas Benedict wiederum ist überzeugt, hinter diesem Licht ein zweites, noch viel stärkeres identifiziert zu haben.
Vermutlich trifft dieser Experiencer den Nagel auf den Kopf:
Offenbar stellen hier die Experiencer- je nach individuellem Glaubenshintergrund - einen konventionellen Bezug her (oder das Lichtwesen tut es, wäre die zweite Möglichkeit), um diese Begegnung der gänzlich anderen Art überhaupt erst erfahrbar zu machen. Unabhängig von den verschiedensten Projektionen wird dieses Wesen aber übereinstimmend als *Lichtwesen* wahrgenommen, das ist der kleinste gemeinsame Nenner. Fest stehen ferner seine Qualitäten, da sie von allen Experiencern mit nahezu identischer Wortwahl beschrieben werden, sofern es zu einer Begegnung kommt:
Ich nutze mal frecherweise diesen Thread, um meine Erkenntnisse über den Lebensfilm in unmittelbarer Todesnähe kundzutun. Leider ist es etwas lang geworden, aber kürzer gings nicht. Eher länger wärs noch gegangen.
Lange Zeit schon, bevor es überhaupt so etwas wie die Erforschung von Nahtod-Erlebnissen (NTE) gab, war das Phänomen eines quasi im Zeitraffer ablaufenden Lebensfilms bei Menschen in unmittelbarer Todesnähe bekannt. Allerdings brachte man es nur in Verbindung mit Beinah-Ertrunkenen. Die Forschung zeigte aber, daß sowohl sein Auftreten, als auch der Grad seiner Intensivität von keiner speziellen Todesart abhängig ist. Lebensrückschauen haben insofern eine Sonderstellung, als sie zu jedem Zeitpunkt innerhalb einer NTE auftreten können; auch hängt ihre Charakteristik von bestimmten Faktoren ab, wie noch zu zeigen sein wird. Der kleinste gemeinsame Nenner aber ist der, daß er in außerordentlicher Geschwindigkeit abläuft, während auf der Ebene der physischen Welt nur wenige Sekunden, Bruchteile von Sekunden oder sogar gar keine Zeit vergeht. Zudem werden sie übereinstimmend als äußerst intensiv und plastisch beschrieben. Um einen ersten Eindruck zu bekommen, folgendes Beispiel:
(1)Der Laster kippte um und rutschte die Straße entlang auf eine Brücke zu. Ich hatte Angst, denn es war vorauszusehen, daß der Laster die Brücke rammen würde. Während dieses Augenblicks, als der Wagen ins Rutschen kam, lief in Gedanken mein ganzes Leben vor mir ab. Ich sah nicht alles, nur die Höhepunkte. Es war vollkommen lebensecht. Als erstes sah ich, wie ich hinter meinem Vater am Strand entlangstapfte, als ich zwei Jahre alt war. Der Reihe nach kamen noch ein paar andere Erlebnisse aus meinen ersten Lebensjahren, und danach stand mir vor Augen, wie ich als Fünfjähriger das neue rote Auto demolierte, das ich zu Weihnachten bekommen habe. Ich erinnerte mich daran, wie ich in der ersten Klasse heulend in dem grellgelben Regenmantel zur Schule ging, den meine Mutter mir gekauft hatte. Aus jedem Jahr in der Grammar School fiel mir wieder ein bißchen was ein. Jeder einzelne meiner Lehrer tauchte wieder vor mir auf, und aus jedem Jahr kam mir wieder eine herausragende Einzelheit ins Gedächtnis. Dann wechselte ich auf die Junior High School über, ging nebenbei Zeitungen austragen und arbeitete in einem Lebensmittelgeschäft, und so ging es weiter bis zu dem Punkt, an dem ich damals stand, kurz vor dem zweiten Jahr im College. Alle diese Ereignisse und noch viele andere zogen da im Geist blitzschnell an mir vorüber. Vermutlich dauerte es nicht länger als den Bruchteil einer Sekunde. Auf einmal jedoch war es vorbei, ich stand da und starrte auf den Lastwagen und dachte, ich sei tot, dachte, ich sei ein Engel. Ich kniff mich in den Arm, um herauszukriegen, ob ich noch am Leben war, oder ein Geist, oder was eigentlich. Der Laster war ein einziger Trümmerhaufen, während ich nicht einen Kratzer abbekommen hatte.
Dieser geballte Erlebnisinhalt in nur einem oder wenigen Momenten überrascht und läßt die Frage aufkommen, ob Experiencer (so werden in der Forschung Personen genannt, die eine NTE hatten) möglicherweise während ihres Erlebnisses in eine andere Zeitebene eintauchen oder gar in eine Dimension, in der Zeit, wie wir sie kennen, außer Kraft gesetzt ist. Der Mann im obigen Beispiel sprach von einem Sekundenbruchteil. Andere Experiencer gehen weiter und reden von einem regelrechten *Zeitstillstand*, so als sei die Zeit auf der physischen Ebene eingefroren. Charakteristisch für solche Erlebnisse ist das Verlassen des Körpers; Personen in unmittelbarer Todesnähe sehen sich gleichsam von oben, aus der Vogelperspektive zu, erleben ihr Leben noch einmal in allen Einzelheiten und kehren dann in ihren Körper zurück. Nach erfolgter Rückkehr läuft dann die Zeit wieder normal. Zunächst das Beispiel eines Mannes, der bei einer Explosion vom Feuer eingeschlossen war, sich über seinem Körper schwebend erlebte und beobachtete, wie andere auf den Unglücksort zuliefen, um ihn zu retten.
(2)Doch als er gesagt bekam, daß er wieder umkehren müsse, und als die Rückschau entschwand, da habe er seine konkrete Umgebung wieder erkennen können. Die Menschen, die ihm zu Hilfe eilten, sah er wie auf einem Standphoto mitten in der Bewegung erstarrt, und zwar noch genauso, wie er sie zuletzt gesehen hatte, bevor sich die Rückschau dazwischenschob. Als er zu seinem Körper zurückzukehren meinte, kam auch wieder Bewegung in die Bilder.
Hier ein Autounfall:
(3)In einer Kurve verlor ich die Herrschaft über das Steuer, der Wagen geriet ins Schleudern und kam von der Straße ab. Ich weiß noch, daß ich den blauen Himmel sah und merkte, daß der Wagen auf den Graben zusteuerte. Im Augenblick, als das Ganze anfing, hatte ich mir noch gesagt "Jetzt habe ich einen Unfall", doch von da an hatte ich dann auf einmal überhaupt kein Gefühl für die Zeit mehr, und auch meine körperliche Realität ging verloren - die Verbindung mit meinem Körper riß ab. Mein Ich oder mein Selbst oder mein Geist, egal wie man das immer nennen mag, löste sich von mir, ich fühlte es sozusagen durch meinen Kopf nach oben steigen. Es war nicht so, daß es mir weh getan hätte, es bewegte sich bloß irgendwie nach oben und befand sich dann über mir (...) In dem Augenblick schien die Zeit stillzustehen. Am Anfang und am Ende des Unfalls ging alles rasend schnell, aber in diesem besonderen Moment, gerade so zwischendrin, als mein Ich über mir schwebte und der Wagen über die Böschung stürzte, da schien es endlos lange zu dauern, bevor der Wagen schließlich aufsetzte; und während der ganzen Zeit war ich effektiv nicht mit meinem Auto oder dem Unfall beschäftigt - sondern allein mit meinem Bewußtsein.
Ein Überfallopfer:
(4)Während das Messer ihn immer wieder traf, verlangsamte sich die Zeit und blieb schließlich stehen, sie fror ein, und er vermochte viele Dinge über sein Leben zu erkennen. Nach dem Lebensfilm begann die Zeit wieder tropfenweise zu vergehen, und der Überfall ging weiter.
Aus der Zeitwarte unserer physikalischen Welt her könnten wir sagen, daß der Lebensfilm in einer aberwitzigen Geschwindigkeit abläuft; aus der Zeitwarte des Experiencers, der diesen Lebensfilm erlebt, könnten wir sagen, daß sich die Vorgänge in der physischen Welt drastisch verlangsamen, bis hin zum Stillstand. Beide Aussagen machen Sinn und weisen darauf hin, daß es sich hier offenbar um zwei unterschiedliche Zeitebenen handelt, die relativistisch gegeneinander versetzt sind. Reinhold Messner, der die Absturzerlebnisse von Begsteigern aus dem 19. und 20.Jahrhundert sammelte, hat ziemlich aussagekräftig zeigen können, daß nicht nur objektive Todesnähe, sondern der subjektive Eindruck, es sei zuende, ausreicht, um eine NTE einzuleiten, obwohl er diesen Begriff zum damaligen Zeitpunkt offenbar noch nicht kannte. Charakteristisch ist "ein Ausbleiben von Sterbeerlebnissen, solange eine Möglichkeit bestand, den Tod abzuwehren." (5) Ist jedoch der Abstürzende felsenfest vom bevorstehenden Tod überzeugt, kommt es zur Loslösung des Ichs vom physischen Körper und dem Eintauchen in eine andere Zeitdimension. Klaus Mohrmann, der an der Westflanke des Großen Seehorns abstürzte, berichtete Anfang der 30er Jahre:
(6)Der Pickel prellte mir aus der Hand, ich überschlug mich und sauste mit dem Kopf voraus ab. Gedacht habe ich nichts dabei, rein instinktiv warf ich mich auf den Bauch und versuchte, durch Vorstemmen der Hände die wahnwitzige Fahrt zu bremsen, was aber auf dem blanken Eis vergeblich war. Durch den starken Ruck, den ich erhalten hatte, war mein Tempo größer als das des Freundes, so daß ich ihn einholte. Wieder erfolgte eine instinktive Handlung: Ich stieß ihn mit aller Kraft gegen seine Schultern und warf ihn aus seiner Bahn. Kaum war dies geschehen, als ich vor mir die Randkluft auftauchen sah. Vorher hatte ich überhaupt nicht ernstlich an sie gedacht, obwohl wir sie ja überschritten hatten. Vielmehr hoffte ich, daß wir auf dem flachen Teil des Gletschers sicher landen würden. Nun erkannte ich auch die Aussichtslosigkeit jeder Rettung, und in dem Moment kam ein Gefühl der Erleichterung über mich. Ich sah wie im Blitzlicht die gegenüberliegenden kleinen Seehörner, dann ein ganz farbiges Bild, von dem ich nur die Existenz, nicht aber seine Beschaffenheit in Erinnerung habe. Aber nicht ich war es, der das sah, fühlte und erlebte, sondern ein zweites Ich außer mir, das jetzt dem dahinrasenden Körper von höherer Warte aus zuschaute. Vom Moment der Erkenntnis des Endes bis zum Aufschlag dürften nach späterer Nachprüfung nur wenige Sekunden mit 40 Meter Fallhöhe liegen, da die Spalte eher nicht gesehen werden konnte. Trotzdem erschienen sie mir wie eine Ewigkeit, die aber immerhin mit dem Inhalt des größten Glücksgefühls erfüllt war.
Der Alpinist und Geologieprofessor Albert Heim hatte bereits 1892 im "Jahrbuch des Schweizer Alpenvereins" eine großangelegte Untersuchung mit dem Titel: "Notizen über den Tod durch Absturz" veröffentlicht, in der er 43 Absturzerlebnisse auswertete. Es ist Messner zu danken, daß er diese Untersuchung aus den vergessenen Archiven ausgegraben und in seinem Buch komplett abgedruckt hat. Nach Sichtung von Heims Analyse muß die gängige Ansicht, Todesnähe-Forschung beginne 1975 mit Moodys "Leben nach dem Tod" korrigiert und auf 1892 zurückdatiert werden. Heim hatte selbst ein Absturzerlebnis:
(7)Während des Falls stellte sich die erwähnte Gedankenflut ein. Was ich in fünf bis zehn Sekunden gedacht und gefühlt habe, läßt sich in zehnmal mehr Minuten nicht erzählen. Alle Gedanken und Vorstellungen waren zusammenhängend und sehr klar, keineswegs traumhaft verwischt. (...) Dann sah ich, wie auf einer Bühne aus einiger Entfernung, mein ganzes vergangenes Leben in zahlreichen Bildern sich abspielen. Ich sah mich selbst als die spielende Hauptperson. Alles war wie verklärt von einem himmlischen Lichte.
Die Bühnenmetapher wird uns noch beschäftigen. In modernen NTEs verwenden die Experiencer fast ausschließlich das Bild eines "Lebensfilms", beeilen sich aber stets, hinzuzufügen, daß es anders als ein Film gewesen sei. Die Lebensrückschau verläuft in Form einer dreidimensionalen Inszenierung, in der man sich als Beobachter und zugleich als Beteiligter, gewissermaßen als Hauptdarsteller, erlebt. Eine radikalisierte Form nimmt der Lebensfilm jedoch an, wenn er in Gegenwart eines *Lichtwesens* stattfindet, eine Begegnung, die recht häufig berichtet wird, und die den Charakter des Lebenspanoramas entscheidend intensiviert und in eine neue Dimension hebt. Vorab ein paar Notizen zu diesem wohl spektakulärsten Element einer NTE. Wer oder was ist eigentlich dieses Lichtwesen? Darüber herrscht bemerkenswerte Uneinigkeit. Viele Experiencer halten es für *Gott*, andere wiederum nicht, bzw. lassen es offen:
(8)Wie Eisen zum Magneten zog es mich zu diesem Licht. In dem Licht war kein Gesicht, wie dies manche Leute schildern. Ich habe auch nicht Gott oder so etwas gesehen. Es war mehr eine Energie, und es war ganz wunderbar.
Andere sind davon überzeugt, Jesus erkannt zu haben:
(9)Da ich Christ bin, hatte ich das Licht sofort mit Christus in Verbindung gebracht, der ja gesagt hat: "Ich bin das Licht der Welt."
Ein Experiencer nennt es "mein Freund" (10); eine andere wiederum empfindet es eher "als etwas Abstraktes, obgleich es etwas sehr Machtvolles, Kraftvolles und Wissendes in sich barg." (11). Pam Reynolds hält das Lichtwesen nicht für Gott, sondern für eine seiner *Emanationen*, Mellen-Thomas Benedict wiederum ist überzeugt, hinter diesem Licht ein zweites, noch viel stärkeres identifiziert zu haben.
Vermutlich trifft dieser Experiencer den Nagel auf den Kopf:
(12)Ich weiß nicht, ob es religiös war oder nicht. Dort gibt es keine Religion. Nur Klarheit und Licht... Wir sehen, wen wir als Gott anerkennen.
Offenbar stellen hier die Experiencer- je nach individuellem Glaubenshintergrund - einen konventionellen Bezug her (oder das Lichtwesen tut es, wäre die zweite Möglichkeit), um diese Begegnung der gänzlich anderen Art überhaupt erst erfahrbar zu machen. Unabhängig von den verschiedensten Projektionen wird dieses Wesen aber übereinstimmend als *Lichtwesen* wahrgenommen, das ist der kleinste gemeinsame Nenner. Fest stehen ferner seine Qualitäten, da sie von allen Experiencern mit nahezu identischer Wortwahl beschrieben werden, sofern es zu einer Begegnung kommt:
(13)Es war unglaublich, wie intensiv dieses Licht war. Es war ein wunderbares Gefühl - zehnmal besser als alles andere. Das überraschte mich wirklich. Ich hatte noch nie zuvor von so etwas gehört. Es ist nicht wie ein Traum. Man vergißt Träume oder erinnert sich nur an Bruchstücke und Teile davon, aber dies hier war dermaßen lebendig. Ich war so überwältigend ruhig und friedvoll.
(14)Plötzlich ging das Licht durch mich hindurch. Es prallte nicht an mir ab und wurde zurückgeworfen oder so etwas. Es ging direkt durch mich hindurch Und dabei erfüllte es mich mit einer bedingungslosen Liebe, die so vollkommen und stark war, daß ich eigentlich neue Worte erfinden müßte, um sie zu beschreiben.
(15)Ich empfand es so, als ob das Licht und die Liebe mich durchdringen würden, ganz und gar, durch und durch. Ich empfand unendliche Zufriedenheit und Liebe, unendlichen Frieden. Dieses Gefühl habe ich nie vegessen. Von dem Moment an hatte ich überhaupt keine Angst mehr vor dem Tode.
(16)Die Liebe, die es auströmte, ist einfach unvorstellbar, überhaupt nicht zu beschreiben.
(17)Plötzlich war ich im allerschönsten Licht, und dort blieb ich. Ich fühlte mich so sehr geliebt, ruhig, friedvoll und glücklich. Ich kann es nicht mit Worten ausdrücken, wie schön das war. Ich war ganz von dem Licht umgeben, und es war auch in mir. Ich war vollständig im Licht, ohne ein Gefühl, von ihm abgetrennt zu sein. Ich dachte an nichts und an niemanden, ich brauchte dort absolut nichts. Es war eine solche mächtige Liebe, ja- soviel Liebe und Schönheit war dort. Dort ist mein wahres Zuhause, dachte ich (...) Ich weiß nicht, wie lange ich in dem goldenen Licht war, aber auf einmal spürte ich, daß ich wieder in meinen Körper zurückkehrte, und ich öffnete die Augen, und eine Krankenschwester sagte, sie hätten sich große Sorgen um mich gesagt. Ich war so wütend, daß ich sie am liebsten geschlagen hätte!