Hallo
@sadariel,
Zunächst einmal eine provokante Frage: Glaubst Du wirklich, dass der grosse unsichtbare Geist, aus dem wir alle abstammen, ob man ihn Gott oder wie auch immer nennen will, sich gewünscht hat, dass wir aus welchem Grund auch immer leiden sollen? Ein solcher Gott wäre bestimmt ein Sadist.
Wenn Er kein Sadist ist, kann Er offensichtlich nichts gegen das Leid tun. In diesem Fall wäre Er ein schwacher Gott. Ich habe gerade das sogenannte Problem der Theodizee stark zusammengefaßt, das Theologen und an Religion Interessierte jahrhundertelang beschäftigt hat. Es wurden viele Antworten auf dieses Problem gegeben. Für mich ist die überzeugendste Antwort die der Gnosis.
Die Gnostiker lösen dieses Problem dadurch, dass sie Gott als Schöpfer von Gott dem Erlöser unterscheiden. Damit gäbe es zwar zwei Götter. Bei näherer Betrachtung stellt sich aber heraus, dass der wahre Gott nicht der biblische Schöpfergott, sondern ein uns unbekannter überweltlicher Gott ist, den Jesus „Vater“ nennt. Dieser Gott namens „Vater“ ist nicht zu verwechseln mit dem alttestamentarischen Jahweh, die z.B. die Zehn Gebote verkündet hat.
Der Mensch ist nach gnostischer Sicht kein sündiges Wesen, sondern der Kampfplatz, auf dem sich der Kampf zwischen dem guten und dem bösen Prinzip abspielt. Es komme nicht so sehr darauf an, dass der Mensch durch die Wiedergeburt in Christus ein besserer Mensch werde, sondern dass er den weltumspannenden Kampf des Guten mit dem Bösen in sich schaue und erkenne. Diese Erkenntnis tritt mehr und mehr an die Stelle des Glaubens und gibt dieser Richtung auch ihren Namen.
Die Gotteserkenntnis sei letztlich eine Sinne und Verstand überschreitende ekstatische Vereinigung mit dem Göttlichen, die Rückkehr alles Seienden in den göttlichen Urgrund.