Der Grund für das Leid

Und das Nehmen von seiner Frucht war es, welche zwar schon möglich war, aber der Mensch dafür noch nicht reif war. Er war eigentlich wie ein Kleinkind, das blind glaubt, doch nahm er dennoch, trotz Warnung. Es war das Weib, das sich dazu verleiten ließ.
Dass es ein Weib war, besagt lediglich, dass Frauen zur Zeit der Niederschrift eine untergeordnete Rolle spielten.
 
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DER GRUND FÜR DAS LEID

TEIL 5 – 1. Abschnitt


Hätte diese Welt nie existieren sollen? - Diese Welt ist ihrem Wesen nach fehlerhaft. Sie ist nicht deswegen fehlerhaft, weil die Menschen die Tendenz haben, sich böse zu verhalten oder Fehler zu begehen, sondern weil diese Welt von einem unvollkommenen und unwissenden Wesen auf fehlerhafte Weise geschaffen wurde.

In der Genesis steht z.B., dass Gott das Licht, den Himmel, die Erde, das Wasser etc. erschuf und dann sah, dass sie gut waren. Wusste er das nicht vorher, dass etwas gut ist? Bestimmte Menschen sagten daher: "Wir haben es mit einem Schöpfer zu tun, der die Auswirkungen seiner Schöpfung nicht im Voraus kennt". Ein anderes Beispiel: Die Physiker behaupten, allen voran Einstein, dass das Universum nicht unendlich ist, sondern eine Art Blase, in der die gesamte Materie und Energie enthalten ist. Für religiöse Menschen heißt es, dass diese Schöpfung wie eine riesige Blase ist, in der alles enthalten ist, was vom Schöpfergott erschaffen wurde, und wir wissen nicht, was außerhalb davon existiert. Bestimmte Menschen behaupteten, es zu wissen, wie in den Schriften dieser Menschen zu lesen ist.

Diese und andere ungewöhnliche Aussagen stammen von einer weit verbreiteten Bewegung innerhalb verschiedener Religionen, insbesondere des Christentums, die zwischen dem 1. und dem 2. Jahrhundert n. Chr. entstand und sich bis heute entwickelt hat: dem Gnostizismus.

Ist Gott böse? - Der Buddhismus beginnt mit der Erkenntnis, dass das irdische Leben von Leiden erfüllt ist. Alte und moderne Gnostiker sind sich einig: Das Leiden ist in der Tat die existentielle Manifestation des Bösen in der Welt. Obwohl der Mensch mit seiner komplexen Physiologie und Psychologie Qualen einzigartiger und vielfältiger Natur unterworfen ist, sind die Angst, der Schmerz und das Elend aller anderen Kreaturen ebenfalls offensichtlich.

Die Gnostiker waren jedoch nicht der Auffassung, solche Mängel der Erbsünde des ersten Menschenpaares zuzuschreiben. Sie argumentierten, dass es viel sinnvoller ist zu behaupten, dass die Welt nicht von einem Idealzustand gefallen ist, sondern von vornherein ein trauriges und unvollkommenes Produkt war. Um es etwas abstrakter auszudrücken: Das Böse ist strukturell ein Teil der Welt, in der wir leben. Es ist Teil der existenziellen Realität des irdischen Lebens.

Wenn es tatsächlich einen Schöpfer dieser Realität gibt, dann ist es sicherlich dieser Schöpfer, der für das Böse verantwortlich ist. Da für die monotheistischen Religionen dieser Schöpfer Gott ist, erscheint die gnostische Position für herkömmliche Gläubige gotteslästerlich und wird selbst von denen, die sich für ungläubig halten, oft mit Bestürzung betrachtet.

TEIL 5 – 2. Abschnitt

Wer waren die Gnostiker?
- Die gnostische Position kann vor dem Hintergrund der historischen Tradition betrachtet werden. Nach Ansicht der meisten zeitgenössischen Gelehrten entstand der Gnostizismus in der jüdischen religiösen Matrix (wahrscheinlich in seinen heterodoxen Manifestationen) und verband sich dann mit der jüdischen Häresie, die zum Christentum wurde.

Wer ist „Gott“ für die Gnostiker? - So wurden die Gnostiker mit dem Bild des monotheistischen Gottes im Alten Testament und ihren Anpassungen im Neuen Testament konfrontiert. Sie standen einem Gott gegenüber, der oft launisch, zornig, rachsüchtig und ungerecht war. Es war leicht für sie zu schlussfolgern, dass dieser fehlerhafte Gott eine Welt nach seinem fehlerhaften Bild geschaffen haben könnte. Die größte aller Fragen, die die Gnostiker stellten, lautete: Ist dieser fehlerhafte Schöpfer wirklich der ultimative, wahre und gute Gott? Oder ist er eine geringere Gottheit, die entweder eine größere Macht jenseits von sich selbst nicht kennt oder ein bewusster Betrüger ist, der sich die Stellung der universellen Gottheit zu eigen macht?

Die Gnostiker beantworteten diese Fragen, indem sie sagten, dass dieser Schöpfer offensichtlich nicht der wahre, ultimative Gott ist, sondern eher ein Demiurg ("Handwerker"), eine intermediäre, sekundäre Gottheit. Dieser Demiurg, den sie mit der Gottheit des Alten Testaments gleichsetzten, war der Urheber des Bösen und der Unvollkommenheit in der Welt.

Die scheinbare Blasphemie, das Böse der Welt dem Schöpfer zuzuschreiben, ergibt sich daher aus der Konfrontation der Gnostiker mit dem monotheistischen Gott. Verwandtschaftliche Bewegungen, wie der Hermetismus, standen dieser Zwangslage nicht gegenüber: Als Heiden erbten die Hermetiker nicht die dunkle, ambivalente Figur des alttestamentlichen Gottes, so dass sie eine weniger scharfe Position einnehmen konnten.

Gnostizismus versus anderen Lehren - Viele haben versucht, die Anerkennung dieser fehlerhaften Schöpfung und ihres fehlerhaften Schöpfers zu umgehen, aber keines ihrer Argumente hat die Gnostiker beeindruckt. Die alten Griechen, vor allem die Platoniker, rieten den Menschen, auf die Harmonie des Kosmos zu achten, damit sie durch die Verehrung seiner Größe und seiner wunderbaren Ordnung ihre eigenen Leiden und die unzähligen Widersprüche des gewöhnlichen Lebens vergessen könnten. "Sieh dir diese schöne Welt an:" sagten sie, "Sieh dir ihre außerordentlich geordnete Art zu funktionieren und sich zu verewigen, wie kann man etwas so Schönes und Harmonisches als etwas Böses bezeichnen?" Worauf die Gnostiker immer antworteten, dass die Harmonie und Ordnung des Kosmos bestenfalls nur unvollständig sind, da die Schwächen, das Elend und die Entfremdung der menschlichen Existenz auch nicht zu leugnen sind.

Diejenigen, die von der östlichen Spiritualität beeinflusst sind, haben manchmal die Lehre des Karmas vorgebracht, wodurch die Untaten eines Menschen später oder in einem anderen Leben Unglück bringen, um die Unvollkommenheit der sinnlich wahrnehmbaren Welt erklären zu können. Ein Gnostiker könnte jedoch widerlegen, dass Karma bestenfalls nur erklären kann, wie die Kette von Leiden und Unvollkommenheit funktioniert. Es sagt uns nicht, warum ein solches trauriges System überhaupt existieren sollte.
Der für mich glaubhafte Überlieferer der Gnosis ist Johannes, der Evangelist, von dem im `Apokryphon des Johannes`, eine der Nag Hammadi Schriften, überliefert ist, wer Gott ist.

Hiernach ist Gott reines Licht, der unbewegte Beweger, der selbst nichts anderes getan hat, als den Himmel als Licht von seinem Licht und den Logos, das Wort, aus sich selbst hervorgehen zu lassen.
Das ist kein Widerspruch zur Genesis, wo in Mose Kap.1.1 der Geist Gottes über dem Wasser schwebte und gemeinsam mit den Elohim die Schöpfung in `7 Tagen` erschuf.

Nach dem `Apokryphon` geht nach dieser ersten Schöpfung die zweite Schöpfung mit Adam und Eva und der verbotenen Frucht auf den Demiurgen zurück, der eine Schöpfung der Ge- und Verbote schuf.

ELi
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Und das Nehmen von seiner Frucht war es, welche zwar schon möglich war, aber der Mensch dafür noch nicht reif war. Er war eigentlich wie ein Kleinkind, das blind glaubt, doch nahm er dennoch, trotz Warnung. Es war das Weib, das sich dazu verleiten ließ.
Letzteres ist besonders gut geeignet für fatalistische Vorurteile, die es sind, die im Weiterkommen behindern, aber es ist eben so überliefert. Die Genesis sagt nichts darüber aus, aus welchem Grund es das Weib war. Aber feministische Vorurteile der Moderne und eine durch sie falsch verstandene Gleichberechtigung, sehen als Schuldigen beleidigt den Mann als den Bösen an, der angeblich irgendwie erreichen will und wollte, die Frau zu erniedrigen.

Beleidigtsein, Vorurteile und Fatalismus sind bei Mann und Frau Behinderungen, die dazu führen, nicht weiterzukommen.
 
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Unbewusstheit=Leiden

Was für den einen ein Leid ist, ist für den anderen vielleicht eine Herausforderung.
Leiden produziert ja jeder in sich selbst, wenn Realität und Vorstellungen aufeinander prallen,
leidet man, weil unmöglich die Zusammenhänge zu erkennen.

Muss mal wieder Meister Eckhart zitieren "Der Körper ist hier auf der Erde zuhause, dem
Geist ist diese Welt fremd."
 
Vielleicht ist Leid der Gegenpol zu Glück. Ich rede jetzt nicht von menschengemachten extremen Leid sondern vom Ausgleich. Der Mensch fokussiert nur eher das Negative und nimmt das Positive als selbstverständlich hin.
@Plissken Im Übrigen ist es nicht nur der Mensch der leidet. Oder ?
Hallo,
sicher, man kann Leid und Glück als einander kompensierend betrachten, um sich z.B. besser zu fühlen, aber darum geht’s in diesem Thread nicht, sondern, warum es überhaupt Leid gibt. In den Postings 138 https://www.esoterikforum.at/threads/der-grund-fuer-das-leid.227255/page-14#post-6413768 und 139 https://www.esoterikforum.at/threads/der-grund-fuer-das-leid.227255/page-14#post-6413770 habe ich dargelegt, worin der Grund nach der gnostischen Lehre besteht. Zum besseren Verständnis empfehle ich Dir, die vorherigen Postings (Teil 1 bis 4), zu lesen.

Dass nicht nur der Mensch leidet, gebe ich Dir vollkommen recht. Aber es ist nur der Mensch, der Tieren Leid zufügt. Tiere können viel grausamer sein als Menschen: Beutetiere werden von Raubtieren bei lebendigem Leib gefressen. Die Gottesanbeterin schneidet ihren Männchen während der Paarung den Kopf ab. Maikäfer können an einem einzigen Tag bis zu 200 (!) Blattläusen fressen.

Überhaupt frisst jedes Wesen auf dieser Welt andere Wesen, um sich zu ernähren. Um überleben zu können, muss man anderes Leben zerstören. Wer so eine Welt konzipiert hat, muss Gewalt und Schmerz als zentraler Antrieb des Lebens bewusst eingebaut haben.
 
Wie erlangt man zur Erkenntnis, dass es oder dass überhaupt etwas im spirituellen Sinne richtig ist oder wie nähert man sich dem an?
Dazu gibt es z.B. ein gutes Buch von Rudolf Steiner: „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?“. In diesem Buch werden bestimmte Voraussetzungen und Grundprinzipien betont, die unerläßlich sind, um tiefe Erkenntnisse zu erlangen, unabhängig davon, ob man religiös ist oder nicht. Dazu zählen z.B. Innere Ruhe, auf Gefühle und Gedanken achten, die „Sprache der Natur“ verstehen. Mit der Zeit hat man die Kontrolle der eigenen Gedanken und man „erwacht“, d.h. man wird zum ersten Mal davon bewußt, was in sich und ausserhalb von sich wirklich geschieht.

Das wäre etwa so: Entweder besser Wikipedia auswendig lernen und durch diese Kenntnisse eine 1 bekommen oder aber, wie geht der selbstständige Weg zur Erkenntnis?
Alle Wahrheit, nicht blosses Wissen und Informationen, befindet sich in uns selbst. Deshalbt steht im griechischen Apollotempel „Gnothi seauton“ (Erkenne dich selbst!“). Jesus sagte in Mt 7,8: „Denn wer da bittet, der empfängt, und wer da suchet, der findet, und wer da anklopft, dem wird aufgetan.

Wie wird etwas geprüft, wann kommt man beim Guten an? Gefährlich wird's, wenn gemeint wird, geprüft zu haben, am Guten angekommen zu sein und das (vermeintlich) Gute ohne schlechtes Gewissen zu predigen, denn es ist ja das geprüft Gute. Oft gibt's nichts Schöneres, als seine Meinung als die richtige darzustellen und sie auch noch bestätigt zu bekommen.
Du sagst es: „ohne schlechtes Gewissen“. In jedem Menschen gibt es einen inneren Kompass, der uns den richtigen Weg zeigt. Dieser innere Kompass ist unser Gewissen. Da wir aber täglich mit allen möglichen Gedanken beschäftigt sind, sind wir für die „Wellen“, die aus unserem Gewissen ausgesendet werden, nicht empfänglich.
Religionen versuchen, diese innere Leere des Menschen durch Gesetze und Gebote zu füllen, aber die Menschen haben einen direkten Draht zur Gottheit und brauchen an sich keine Vermittler und keine Kirchen. Sie müssen nur in sich selbst hineinhörchen.
 
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Das kann ja auch nur eine Folge des physischen Lebens sein, weil Geburt und Tod einander bedingen?
Geburt und Tod sowie das physische Leben dazwischen gehören in der Tat zum System dazu. Unser Geist ist ewig und bräuchte an sich keinen Körper, wird aber gleich bei der Geburt "eingekerkert", ein Leben lang als Geisel gehalten, und durch den Tod "entnommen", um für weitere Zyklen (Inkarnationen) verwendet zu werden.
 
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Geburt und Tod sowie das physische Leben dazwischen gehören in der Tat zum System dazu. Unser Geist ist ewig und bräuchte an sich keinen Körper, wird aber gleich bei der Geburt "eingekerkert", ein Leben lang als Geisel gehalten, und durch den Tod "entnommen", um für weitere Zyklen (Inkarnationen) verwendet zu werden.

Das ist jetzt eine sehr leidvolle Sichtweise, man könnte auch sagen, dass uns ein physischer Körper geschenkt wird, damit wir verschiedene Erfahrungen machen können, die wir als Geist nicht machen könnten.
 
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