F
Faydit
Guest
Ich glaube nicht, dass es Erleuchtung erst seit Osho gibt. Weder in Indien, noch im Westen.
Wenn du genau gelesen hättest, dann wäre dir aufgefallen dass ich vom Hype, der um Erleuchtung gemacht und zelebriert wird, schrieb, nicht allgemein über Erleuchtung.
Erleuchtung gab es schon vorher und auch in der Sprache wurde das benutzt was man Erleuchtung nennt: es gab schon lange Geistesblitze, ja genau, es beschreibt ja noch präziser, was Erleuchtungsmomente sind ... es wurde auch gerne mit hell umschrieben: Mensch sei helle! Er hatte einen hellen Moment. Das Dunkel erhellte sich. Die katholische Kirche war immer sehr um Lichtgestalten bemüht ... Therese von Konnersreuth ... ja ... wenn wir es genau nehmen, dann knabbern wir heute noch an unserem zerstörten Selbstwert, weil auch ein Hitler Erleuchtungen hatte ... dass daraus die Erleuchtungen der Nacht wurden, weil deutsche Städte lichterloh brannten ... weil Mündungsfeuer nachts aufleuchtete und schließlich und endlich zwei bis dato unbekannte Erleuchtungszustände über Hiroshima und Nagasaki zeitgleich hunderttausende in den unfreiwilligen Samadhi schickten ... das - so würde ein Zyniker sagen - kommt davon, wenn Kinder meditieren ohne (gesunden) Lehrer und dabei zwar eine Erleuchtung haben, aber nicht wissen, ob diese Erleuchtung vom Höllenfeuer stammt oder vom Himmelslicht.
Aber auch Goethe, Nietzsche, Bach, Beethoven, Hesse war die Begrifflichkeit um Erleuchtung - wie auch immer sie die nannten - gängig.
Im Englischen ebenso, bezeichnet Erleuchtung dort zugelich Erleichterung, was ein schönes Wortspiel ist: Enlightenment.
Da habe wir ja schon ein Grundproblem, ist ein Geistesblitz, irgendeine Art von Erkenntnis bereits so etwas wie Erleuchtung oder nicht?
Was ist Erleuchtung überhaupt, was nicht? Und kann sich Erleuchtung auch irren? Oder entstehen die Irrtümer erst bei der eigenen, subjektiven "Übersetzung"?
Erleuchtung, Bewußtsein, Bewußtseinserweiterung, Geistesblitz, Erleichterung, Verständnis, Güte, In Zungen reden, Inspiration, Geistige Befruchtung, vergeistigt, abgehoben, himmlische Sphären(musik), Silberstreif am Horizont, Hoffnung, Innerlichkeit, Herzensgüte, nicht von dieser Welt, Jenseits, Passion Christi ...
Du packst da aber eine ganze Menge in (d)einen Erleuchtungstopf.
Was hätte, nur mal exemplarisch rausgenommen, Erleuchtung direkt mit Jenseits zu tun? Sterben Nichterleuchtete nicht, oder nur Erleuchtete, oder wo siehst du da eine Art von Bezug?
Mir geht es auch besonders darum, wo Erleuchtung, egal wie viel oder wie wenig es ist, das Leben erleichtert, erleuchtet, diese hellen Momente, die durchaus auch (nach der Zeit des Höhenfluges) niederschmetternd sind ... oder die einfach nur niederschmetternd sind ...
Das ist ja ein durchaus interesante Aspekt, den du da anschneidest.
Es gehört eben mehr Kraft und Mut und Stärke und Gewissheit dazu, zu sehen, was uns Menschen auf der einen Seite möglich ist: eine Harmonie, die allen gut tut, ein glückliches Leben in Fülle und Wohlstand, eine friedliche Koexistenz mit Allen oder auf gut deutsch: Leben im Wohle Aller und wo wir heute noch leben: in einem Schweinestall, im Krieg, in Horrorfilmen, in Armut, in Leid, in Schmerz und in Unverständnis.
Es ist mir schon klar, warum hier nicht so viele wirklich erleuchtet sein wollen, denn Erleuchtung heißt, Du siehst viel mehr als früher und natürlich auch bei Dir selbst ... ich komme selbst von denen, die nur das Schöne sehen wollten und nur das, einmal im Monat zelebrierten und die restlichen 29 Tage waren die Hölle, die ich nicht sehen wollte.
Inwiefern nützt dir bei sowas Erleuchtung? Ich meine, jeder ganz normale Mensch kann, so er möchte, all das jeden Tag überall hier sehen, erkennen, wahrnehmen, empfinden, erleben.
Ist Hinsehen anstatt die Augen zu verschließen bereits sowas wie Erleuchtung?
Erleuchtung hat ja sogar einen Zweck, nämlich, schlußendlich, im Alltag etwas zu bewirken - doch das tut sie als letztes erst, weil es die größte Heraus-herein-forderung ist, Erleuchtung eben in den Alltag umzusetzen und nicht drüber zu reden.
So, ich geh in meinen Alltag.
Erleuchtung in den Alltag umzusetzen. Das gefällt mir jetzt aber mal ausgesprochen gut. Ist wohl nicht immer so ganz einfach.