Ähm, und was ist, wenn ich Eigenschaften besitze, die meine Eltern null, null, null besitzen?
Dann sind sie nicht da

(Scherz).
Bzw. von welchen Eigenschaften sprichst Du? Kannst Du mal ein Bespiel nennen, was Du meinst?
Hm, z.B. Organisationstalent, Ordnungsfimmel, Einrichtung, Motivation im Leben, Männer- oder Frauenbild, Werte
Bist Du Dir sicher? Ist es nicht eher andersrum, daß grad die Glaubensmuster anerzogen werden und bestimmte Fähigkeiten (Eigenschaften) mitgebracht worden sind?
Eigenschaften/Fähigkeiten erben wir zunächst von unseren Eltern. Alles andere liegt dahinter. Aber wo genau die Grenze ist dürfte schwer auszumachen sein. Somit kommen natürlich auch Glaubensmuster neu dazu. Klar.
Was bedeutet dies? Bist Du der Meinung, daß man nie anders sein kann als die eigenen Eltern? Doch kann man sehr wohl, vor allem dann, wenn man rausfindet, was von ihnen ist etc. Dann schaut man es sich an, löst es auf (wenns nicht gefällt) und findet irgendwann das, was eigentlich das Eigene ist.
Solange es Dir nicht gefällt hast Du es nicht aufgelöst *g*. "Hinter" den Eltern kommt das eigene. Die Anteile der Eltern sind Anteile von uns, die wir integrieren wollen. Sie kommen, wenn wir sie angenommen haben, zu dem, was wir schon erarbeitet haben. Es verbindet sich dann zu einem, ich sage mal, großem Ego, wobei Ego dann nur das Ich ist. Aus dieser Sicht ist Gott dann auch ein Ego.
In Deinem Beispiel oben, sagst Du, Du hast alles versucht nicht wie Dein Vater zu werden und bist es dann aber dennoch geworden? Habe ich das so richtig verstanden?
Ja. Er hat mir in unserem ersten Jahr unseres erneuten Kontaktes nur von sich erzählt. Was er erlebt hat, wie er denkt, wie er fühlt. Uns sind nicht nur einmal die Kinnladen runtergefallen. Es war auch nicht schlimm, denn so fühlte ich mich endlich komplett, denn obwohl ich war wie er wusste ich nicht, wie ich bin, denn mir fehlte der Spiegel. Es gab keine Identifikation mit ihm Das ist für Kinder ja unheimlich wichtig, sich in den Eltern zu finden. Darüber entdeckt man sich und fühlt sich ja auch angenommen. Ein tolles Gefühl.
Auch das könnte man vollkommen anders sehen. Grad wenn ich bestimmte Dinge NICHT für mich annehme, finde ich endlich das, was meins ist. Und gegen gewisse Sachen werde ich mich auch wehren, da es eben ganz eindeutig NICHT in meinem Sinne ist. Warum soll ich mich mit Sachen belasten, die mir nicht gut tun, die es aber nun mal gibt? - bin mir nicht sicher, ob ich Dich richtig verstanden habe...
Also, die meisten Dinge, die man selbst nicht annehmen will findet man trotzdem irgendwo. Sie entwischen nur unserem Bewusstsein, weil wir sie ja nicht sein wollen. Darum spricht man ja von Schattenanteilen. Trotzdem ist im Ursprung alles da. Wohlgemerkt im Ursprung. Auch Eltern haben sich verbogen und leben sich nicht mehr. Auch darum bekommen wir ja Stress, weil wir zunächst Spiegel für sie sind, unverfälscht. Da kommen dann alte Sehnsüchte hoch.
Du magst diese Sicht nicht wirklich, stimmt's? Warum, kann ich nicht beurteilen und will es auch nicht verurteilen. Ich bin lange selbst vor mir weggelaufen und ich weiß, dass es unter der Oberfläche recht anstrengend war, nicht ich selbst zu sein. Aber ich fand meinen Vater furchtbar, ich fand meine Mutter furchtbar, also fand ich mich selbst so furchtbar, dass ich mich selbst nichtmal erlebt habe. Ich lief viele Jahre durch mein Leben in dem glauben, jemand zu sein. Doch ich war niemand, und es viel alles ziemlich schwer. Auf der Ebene, die ich damals wahrgenommen habe. Über das, was darunter war zu sprechen verkommt zur Theorie...
Ich erlebe mich heute sehr frei und sehe die Zwänge und Rollen der anderen. Ich verurteile sie nicht, im Gegenteil. Wie sage ich so schön: Manchmal möchte ich sie alle schütteln, damit sie wach werden, aber das geht natürlich nicht.
Gruß
Andreas