Ich weiß nicht, Mara. Ehrlichgesagt hab ich keine Ahnung, ich habs einfach gelebt. Meine Kids sind ja jetzt schon im Studieralter, bis auf die Jüngste, die ist erst 16 und sitzt demnach noch in der Schule.
Aber ich denk mir, ich wollte in so vielen Bereichen alles anders machen als meine Eltern. Ich bin als Kind ziemlich mit körperlicher Gewalt konfrontiert worden und hatte mir vor Geburt der Kinder selbst versprochen, niemals in diese Schiene zu rutschen.
Und ich habs geschafft, das ging auch mit drei Kindern, dass man gewaltfrei erzieht. Aber: Ich war unheimlich oft in dieser Situation, in der mein Vater gewesen sein musste, bevor die Ohrfeigen flogen. Besonders als ich dann nach der Scheidung alleinerziehend war. Ich spürte diese Hilflosigkeit, diese Ohnmacht, dieses "Was-soll-ich-jetzt-tun-Gefühl", wenn oft Situationen mit den Kids waren, wo ich mir dachte, jetzt - genau in diesem Moment - bist Du Dein Vater.
Ich kann mich noch gut dran erinnern, dass ich mir in diesen Momenten die Hände hinter dem Rücken festgehalten hatte, dass es weh tat, um zu verhindern, dass ich genauso reagiere wie er. Und das ging gut, irgendwann hatte ich diesen Reflex auch nicht mehr, weil ich sah, dass andere Lösungen (Reden, Geduld) auch Ergebnisse brachten. Und der Reflex wurde immer schwächer und dieses Gefühl, wie mein Vater zu reagieren, auch.
Aber das war so diese typische Situation, wo ich lernte, in seine Rolle zu schlüpfen und schlagartig erkannte, WARUM er so war. Und damit mir selbst auch ein ganz schönes Stück weit geholfen hatte. Täter-Opfer-Tausch.
LIebe Grüße
Suena
Hallo!
Möchte dir jetzt unbedingt mitteilen, dass ich es toll finde, dass du dich so unter Kontrolle hattest........
Für deine Kinder hast du es geschafft, nicht so zu reagieren.....ich finde das bewundernswert. Denn oft ist die Ausrede von uns Erwachsenen......dass es ja bei uns auch nicht anders war und wir haben es gut überlebt......Schwachsinn!!!
Ich wurde nicht geschlagen in meiner Kindheit und meine Kinder auch nicht. Aber meine Eltern.....und sie haben gleich reagiert wie du....sie haben es nicht fortgesetzt........bei mir hat es gut gegriffen, ohne körperliche Züchtigung groß zu werden.
Komischerweise hat meine Schwester mir mal in einem Gespräch gestanden, dass sie ihre Kinder geschlagen hat.....ich war schockiert..... Doch auch sie ist zur Besinnung gekommen und hat damit aufgehört...... Da frage ich mich, ob sie mehr von unseren Vorfahren in sich hatte als ich......
Mein Freund wurde auch geschlagen in der Kindheit, oft von einer Seite des Vorzimmers in die andere geprügelt....unvorstellbar für mich......
Und manchmal merke ich, dass er mit meiner Erziehungsmethode nicht einverstanden ist..... Er meint, ich bin zu gutmütig und rede zuviel....klar, er kannte das nicht....sondern lernte die Faust seines Vaters kennen.....
Ich habe schon am Anfang unserer Beziehung klargestellt, dass Schläge hier nicht geduldet werden......und er akzeptierte es......denn er weiss, dass ich das nie tolerieren könnte....für mich wäre es ein Trennungsgrund, wenn er meine Kinder geschlagen hätte........Wir sind jetzt sieben Jahre zusammen.....
Aber auch ich kenne Situationen, wo ich knapp dran war, mal hinzuschlagen......auch ich kann es nachvollziehen, wenn man mit seiner Geduld und Kraft am Ende ist......
Ich sagte in der Situation auch meinen Kindern, dass ich jetzt am Ende bin und am Liebsten zulangen würde......und sie sollten jetzt Ruhe geben.....dann bin ich gegangen....aus Selbstschutz, um nicht zum Täter zu werden......
Meiner Erfahrung nach setzen wir die Erziehungsmethoden unserer Eltern weiter oder gehen einen konträren Weg....... Woran es liegt, wie wir uns entwickeln, weiss ich nicht....... Ich bin in Punkto Nichtschlagen meinen Eltern nachgegangen.....aber in anderen Dingen reagiere ich konträr.......
lg Felice