Das jenseitige Paradies

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Verus

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Das jenseitige Paradies

Der Himmel ist ein Ort der Gottesverehrung. Wer seine Pflicht in der Liebe und Anbetung Gottes sieht, ist an diesem Ort gut aufgehoben. Wer aber seine Aufgabe in der Selbstverwirklichung sieht, ist an einem anderen Ort gut aufgehoben: Dem jenseitigen Paradies.
Es gibt schon jetzt eine paradiesische Welt, die in der Geisterwelt liegt und in der sich alles um die Vollendung des Geistes dreht. So ist das jenseitige Paradies eine Welt der Künstler, Philosophen und Wissenschaftler. Es ist aber auch eine Welt der Phantasie, Kreativität und der Lebensfreude. Und letztlich ist das Paradies drüben eine Welt der ewig Glücklichen und der unsterblichen Geister. Wer ist nun aber in dieser bunten Welt willkommen, wer kann in das jenseitige Paradies gelangen? Mit einem Wort: Der Idealist oder der, welcher noch Ideale kennt. Denn die jenseitige, paradiesische Welt hat Sterne, die andere Namen tragen. Diese Sterne heißen Liebe und Freiheit, Wahrheit und Gerechtigkeit, Treue und Gleichheit, Schenkungsfreude und Lebensbejahung, Glauben und Frieden und vor allem Schöpferkraft. Im jenseitigen Paradies kann das geistige Wesen alle diese Ideale erlernen und sie auf spielerische Art zur Vollendung bringen. Es kann sie in Schulen aber auch studieren und sie von hochwissenschaftlicher Seite kennen lernen. Wie ich schon ausgeführt habe, sind Ideale für das Zusammenleben von bewußtseinsmäßigen Wesen unverzichtbar, da sie das Glück und die Lebensfreude gewährleisten. Und so kann der interessierte Geist im jenseitigen Paradies alle Ideale in ihrer Vollendung betrachten. Er kann Gemeinschaften sehen, in denen die Wesen in vollkommener Gleichheit leben, in denen es keine Obersten und Führer und keine Untergebenen gibt. Er kann zwei, seit Jahrmillionen in wahrer Liebe verbundene Seelen besuchen. Er kann die Treue einer Hundeseele über eine Ewigkeit hinweg betrachten und die Wahrheitsliebe von Engeln. Er kann die vollkommene Freiheit von geistigen Vagabunden kennen lernen, bei denen jeder Tag anders ist als der vorherige. Er kann mit Richtern sprechen, die die vollkommene Gerechtigkeit kennen. Er kann den Glauben eines Heiligen bewundern, der unbeirrt an sich und an seinen Gott glaubt. Er kann Schenkungsfreude erlernen und verstehen, was dieses Wort bedeutet. Er kann die Friedensliebe von vollendeten Pazifisten vernehmen und er kann die Schöpferkraft von Hunderttausenden Genies erleben, die eine neue Welt nach der anderen hervorbringen. Und er kann schließlich die Lebensbejahung des ersten Lebewesens beobachten, dass sich seit Jahrmilliarden durch sein Ja zum Leben am Leben gehalten hat.
Der menschliche Geist, der in der jetzigen Welt so viele Verirrungen und Verwirrungen kennen lernt, kann im jenseitigen Paradies wieder zu seinen Ursprüngen zurückfinden. Nämlich zu der unvorstellbaren Kraft die ihm der Glaube an Freiheit, Wahrheit und Liebe gibt. Und so kann der menschliche Geist, der nach seinem Tod oft eine erbärmliche Gestalt darstellt, wieder die Lebensenergie sammeln, die er durch seine Erstickungsanfälle in der materiellen Welt verloren hat. Er kann im Paradies nämlich wieder frei durchatmen und sich an den wunderbaren und edlen Dingen und Wesen der paradiesischen Welt drüben erfreuen. Ja, er kann Kräfte tanken, die für ein, zwei, neue Leben reichen und was noch wichtiger ist, er kann sich von den vielen Unrat, den er angesammelt hat, wieder befreien und reinwaschen. Denn in der oft so bösen, materiellen Welt fängt sich der menschliche Geist so manche Unreinheiten und schädlichen Anhängsel ein, die er wieder loswerden muss, wenn er als reine Kinderseele wiedergeboren werden will. Und so kann der stinkende, menschliche Geist in den reinen Wassern des Paradieses baden und sich säubern und er kann im angenehmen Duft der Sommerwinde neue Frische erlangen und sich mit einem wirklich annehmbaren Geruch versehen. Kurzum, das Paradies im Jenseits kann für den menschlichen Geist eine wahre Verjüngungs- und Entschlackungskur, ein reinigendes Bad und eine neue Einkleidung bedeuten, die ihn wieder zu einen ansehnlichen Wesen machen.
Hat der Mensch mit seinem Geist diese Verjüngungskur hinter sich, kann er daran gehen, im Paradies neue Eigenschaften zu erwerben, indem er einige der dort stattfindenden Schulungen und Kurse besucht. So kann er sich in der guten Kommunikation üben und im sozialen Umgang mit anderen. Er kann sich in Sachen Liebe und Toleranz weiterbilden und er kann ein freigeistiges Seminar besuchen, in dem ihn klar gemacht wird, dass der menschliche Geist alles denken kann und darf, was nur möglich ist. Er kann aber auch in eine der großen Denkschulen gehen und sich mit Ideologien und Massenphänomenen beschäftigen, also Fragen, die mit dem Wohl und Wehe ganzer Völker und Zivilisationen zusammenhängen. Und wenn der Mensch genug studiert hat, kann er in einen der vielen Paradiesgärten seinen Nachholbedarf in Sachen Lebensfreude stillen. Er kann sich an der sexuellen Liebe erfreuen oder an den Vorträgen und Spektakeln von wahrhaft, begabten Komikern. Er kann lachen, trinken und essen und sich des Lebens freuen und den ganzen Tag lang über das tun, was er tun möchte. Ja, da es keine Pflichten im Paradies gibt, kann er sich hundert oder Tausend Jahre des Lebens freuen und singen und musizieren, und tanzen und feiern und soviel lachen und schreien, wie er nur möchte. Das wird seiner Seele neue Kraft geben und seine ungestillten Wünsche stillen.
Wenn der Mensch das lehrreiche und delektierende Leben im Paradies genossen hat, kann er sich daran machen, über seine Zukunft nachzudenken. Er kann sich mit Professoren des Lebens unterhalten und herausfinden, ob er im Paradies bleiben und dessen Reichtum vermehren oder ob er wieder in eine materielle Welt zurückkehren soll. Entscheidet er sich für die Rückkehr, kann er sich von Lehrern bei der Auswahl eines geeigneten Zeitpunktes und Ortes helfen lassen, damit seine nächste, irdische Existenz besser verläuft als die letzte.
Das Paradies im Jenseits ist so groß wie das Universum und es wird von den Gedanken und Idealen seiner Bewohner aufgebaut und zusammengehalten. Statt einer Welt ist es eher eine Glaubenssache, nämlich der Glaubenssache an das Edle und Gute, an das Vollendete und Reine, an das Geistige und Göttliche. Denn obwohl Gott dem Paradies nicht vorsteht, ist er doch allgegenwärtig. So kann jeder, der es will, seinen Gott dort sehen, wo er ihn sehen möchte, denn er zeigt sich den Wesen im Paradies auch, unaufdringlich und vorsichtig. Und wer Gefallen an der Erscheinung Gottes gefunden hat, kann sich ihr zu nähern versuchen. Aber dann wird er aus den Grenzen des Paradieses heraustreten, denn der wahre Gott, hat seinen Aufenthaltsort, wie wir wissen, nicht im Paradies sondern im Himmel.
 
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