Im Buddhismus sind die alltäglichen Gefühlserscheinungen, die wir als "normal" bei uns und unseren Mitmenschen kennen, nicht so "normal" angesehen. Der Buddhismus lehrt, dass Emotionen wie Liebe, Hass etc. nicht so "normal" und wertvoll sind, wie es uns Menschen immer erscheint und weiss gemacht wird.
Viele Menschen möchten sich ein Leben ohne diese Emotionen auch gar nicht vorstellen, da sie befürchten, dass ohne diese emotionalen Eintrübungen als Einziges
Langeweile übrigbleibt.
(Wer ernsthaft meditiert weiss das natürlich besser.

)
Die Psychologie wertet die Gefühlswelt, die Leid, Schmerz, Gier, Verzweiflung, Kummer, Liebe, Freude (im Pali als 'dukkha' zusammengefasst) etc. beinhaltet ebenfalls als "normal". Die Psychologie versucht auch nicht, die Menschen von den Einflüssen dieser Gefühlsphänomene zu befreien. Der Star-Psychologe Paul Watzlawick sagte selbst dazu: "Ich bilde mir nicht ein, meinen Patienten das einzig wahre, richtige Weltbild zu verpassen. Ich verschaffe Ihnen nur eines, das
besser passt und
weniger Leid verursacht."
Aber die Psychologie schliesst ebenfalls aus, dass Leben von diesen Einflüssen
'Dukkha' befreit sein kann, ohne dadurch an Qualität zu verlieren. Sie ist deshalb nur daran interessiert, die prozentuale "Mischung" zu verändern - weniger Leid, mehr Freude. Auf wirkliche Befreiung können wir da leider auch nicht hoffen.
Bei den Buddhisten kenne ich persönlich 2 Sorten: solche, die sich mit dem Titel schücken und sich in der Besonderheit suhlen, und andere, die den Wert solcher Lehren erkannt haben und sie anzuwenden versuchen. Sie nehmen die Lehren zu Hilfe, um sich von der Last 'Dukkhas' zu befreien.
Der Buddhist hat erkannt, dass die "normalen" Gefühlseinflüsse, die "Herzenstrübungen" ('kilesa'), die Leid, Schmerz, Gier, Verzweiflung, Kummer, Liebe, Freude etc. beinhalten eben
nicht "normal" sind.
Betrachten wir das Zentrum dieser Empfindungen, so stellen wir fest, dass wir zunächst ein "ICH" finden, an welches sich die selbstzentrierten Herzenstrübungen 'Kilesa' anhängen.
Wir können die Herzenstrübungen (kilesa) in Gier, Hass und Verblendung ('lobha', 'dosa' und 'moha') unterteilen, sie in sechzehn Typen gruppieren oder sie in beliebig viele Kategorien aufteilen. Im Endeffekt sind sie alle in den Bezeichnungen
· Gier (etwas haben wollen, etwas begehren oder mögen),
· Hass (etwas ablehen, abstossen, nicht haben wollen) und
· Verblendung (das wahre Wesen der Dinge nicht erkannt haben)
enthalten. Aber auch diese drei kann man zu einem Begriff zusammenfassen: das "Ich-Mein-Gefühl". Das "Ich-Mein-Gefühl" ist der innerste Kern, der Gier, Hass und Verblendung gebiert. Wenn es als Gier, blindes Wollen und Verlangen, auftaucht, zieht es das Sinnesobjekt, das mit dem entsprechenden Sinnesbewusstsein in Kontakt getreten ist, an. Wenn es in einem anderen Moment das Objekt zurückstösst, ist das Hass oder dosa. Zu den Zeiten, da es verwirrt ist, um das Objekt kreist und nicht weiss, was es will, handelt es sich um Verblendung oder moha.
Diese Art es auszudrücken erleichtert es uns die eigentlichen
Herzenstrübungen zu beobachten. Gier oder Lust (lobha oder ra-ga) zieht das wahrgenommene Objekt herein, will es sich einverleiben. Hass oder Ärger (dosa oder kodha) stösst die Dinge zurück. Verblendung (moha) kreist um das Objekt, nicht sicher, was zu tun ist, bewegt sich im Kreis, hat Angst davor es wegzustossen und ist nicht willens es heranzuziehen.
Die Herzenstrübungen reagieren mit einer dieser Verhaltensweisen auf die Sinnesobjekte (Formen, Geräusche, Gerüche, Geschmäcker, Tastobjektenund Gedanken) je nachdem, welche Form das Objekt im Geist annimmt; ob es klar erkennbar oder versteckt ist und ob es eher Anziehung, Abstossung oder Verwirrung herausfordert. Trotz ihrer Unterschiede sind sie alle drei Trübungen des Geist-Herzens, weil sie ihre Wurzeln in dem inneren "Ich-Mein-Gefühl" haben. Deshalb kann man sagen, dass das "Ich-Mein-Gefühl" ihr Anführer und die Grundursache von allem dukkha und von aller Krankheit ist.
Da viele Menschen die Lehre Buddhas in bezug auf dukkha nicht vollständig untersucht haben und sie deshalb nicht richtig einschätzen können, wird sie häufig missverstanden. Manche glauben Geburt, Alter, Krankheit, Tod und so weiter, wären an sich dukkha. Tatsächlich sind diese nur die charakteristischen Träger von dukkha.
Der Buddha fasste seine Erklärung von 'dukkha' zusammen, indem er sagte: "Kurz gesagt, dukkha sind die fünf Zusammenhäufungen (khandha) in denen sich Anhaften (upa-da-na) findet." Auf Pali heisst das: "Sankhittena pañcupa-da-nakkhanda--dukkha". Das bedeutet, dass alles, was anhaftet oder woran als "Ich" oder "Mein" angehaftet wird, dukkha ist. Alles, wobei es kein Anhaften an "Ich" oder "Mein" gibt, ist nicht dukkha. Folglich können auch Geburt, Alter, Krankheit, Tod und so weiter, nicht dukkha sein, wenn an ihnen nicht als "Ich" oder
"Mein" angehaftet wird. Nur wenn Geburt, Alter, Krankheit und Tod, als "meine" Geburt, "ich" altere, "meine" Krankheit, "ich" sterbe und so weiter, festgehalten werden, sind sie dukkha. Mit dem Körper und dem Geist ist es das Gleiche. Kommt nicht auf den Gedanken, dass dukkha dem Körper und dem Geist innewohnt. Nur im Verbund mit "Ich" oder "Mein" werden sie zu
dukkha. Mit dem reinen und unbefleckten Körper und Geist des Arahants jedoch, ist keinerlei dukkha verbunden. (Ajhan Buddhadasa)