Ich denke, das Problem an einigen ungeimpften sog. "Querdenkern" (den Missbrauch dieses Worts find ich echt dämlich), ist, dass sie nicht nur gegen die Covid-Impfung sind, sondern meist auch gegen alle anderen Maßnahmen: Abstand halten, Maske tragen, Lock-Downs, etc. und sich dementsprechend nicht an solche Maßnahmen halten. Das gefährdet andere, und man sieht, wie bei Massenveranstaltungen (und ja, ich weiß, es war auch der CSD und nicht nur Querdenker-Demos) oft auf Maßnahmen gepfiffen wird und dann mitunter Cluster entstehen, genauso bei Reiserückkehrern, die maskenfrei irgendwo in Kroatien ordentlich abgefeiert haben, etc. Dass Masken zB gegen Corona teilweise schützen, ist Fakt, und wer Anderes behauptet, ist tatsächlich irgendeiner Ideologie auf den Leim gegangen. Wenn es einem also wirklich darum geht, die Pandemie so schnell wie möglich hinter sich zu lassen, sollte derjenige doch sich erst recht an Maßnahmen halten - die zumindest in AT eh sehr oft lediglich als "Empfehlung" und nicht als Zwang eingeführt wurden, aber wenn sich so viele nicht daran halten, was sollen Politiker dann machen? Ein paar Unverbesserliche vor sich selbst retten (und dadurch Freiheiten einzuschränken), oder ihnen alle Freiheiten lassen und sie dafür den Gefahren für sich und andere aussetzen? Die Frage ist ethisch möglicherweise wirklich ethisch und philosophisch eher komplex, das Problem ist, dass viele Meinungen schon so verfestigt sind, dass auf Komplexitäten gar nicht mehr eingegangen wird. Die einen tragen gleich mal Judensterne, weil sie gegen Impfungen sind, wo andere in der 3. Welt froh über jede Impfdosis wären ... die anderen beenden gleich mal Freundschaften zu jedem, der Maßnahmen kritisiert, als ob Menschen nun nur noch aus diesem einen Thema bestünden. Dieses Schwarz-Weiß-Denken fällt mir allerdings nicht nur bei diesem gesellschaftlichen Thema auf, sondern in vielen anderen Bereichen (leider) auch, was übrigens mit ein Grund war, weshalb ich in meinem Nebenjob momentan nicht mehr tätig bin.
Ich finde schon, dass auch Raum für Kritik bleiben können sollte. Es gibt halt zB mWn nach (normalerweise sehr harmlose, aber eben auch nervende) Nebenwirkungen des Maksentragens (nachzulesen u.a. bei "Lungenfachärzte im Netz"). Auch Allergien gegen bestimmte Maskenstoffe können eine Rolle spielen. Wenn man das anspricht und mal genervt ist von der Maske, ist man deshalb auch noch lange kein "Querdenker", man greift nur eine weitere Perspektive auf, und dadurch könnten zB Masken optimiert werden oder Tipps zur Linderung für Betroffene entstehen. (Ich hab zB echt Mitleid mit den Supermarktmitarbeitern, die nun schon monatelang 8 Std. pro Tag FFP2-Maske tragen müssen, das ist schon eine Leistung.) Ich trage Masken dennoch weiterhin aus absoluter Überzeugung und Respekt gegenüber meinen Mitmenschen, weil ich lieber Nasen- und Halsschmerzen habe als Corona, und weil ich auch mein Umfeld nicht anstecken möchte, falls ich - als Geimpfter möglicherweise unbemerkt - eine unbemerkte Infektion habe. Und ich erwarte dieses Mindestmaß an Rücksichtnahme auch von meinem hoffentlich nicht indoktriniertem Umfeld.
Wir leben halt nun mal in einer nicht einfachen Zeit, da mussten unsere Großeltern und Urgroßeltern schon durch, und die hatten noch nicht diese Annehmlichkeiten, die wir heute in Krisenzeiten zum Glück bislang haben.
Ich verstehe zB auch, dass manche Menschen kritisieren, wenn es tatsächlich in demokratisch fragwürdige Richtungen geht, zB hier:
https://kaernten.orf.at/stories/3082344/ oder auch hier:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/oesterreich-ohne-impfung-kein-arbeitslosengeld-17542933.html , wobei ich da ausdrücklich
nicht von mir ausgehe, weil ich weder in die eine, noch in die andere Kategorie falle und mich sowieso (u.a. sicherheitshalber auch präventiv wegen Berufsaussichten) impfen ließ.
Man kann natürlich sagen, das sin "Kollateralschäden", die Menschen sollen sich nicht so anstellen, ein paar gehen halt psychisch oder finanziell in der Pandemie drauf, zum Wohl aller.
Kompromisse und auch mal ein bisschen ein Opfern für Andere ist in einer Krise aber vermutlich beinahe unumgänglich, wenn man etwas gemeinsam schaffen möchte. Und wenn es "nur" das Maskentragen trotz Klaustrophobie ist.
Eine Impfung jedenfalls ist ein körperlicher Eingriff, und so positiv er überwiegend sein mag, dass da einige Menschen misstrauisch sind und für sich erst mal Grenzen ziehen, finde ich
menschlich ebenso nachvollziehbar. Als ich mich früher piercen ließ, wurde jedenfalls gefühlt genauso Aufhebens darum gemacht (auch in Einverständniserklärungen) wie jetzt beim Impfen, und damals wars einfach nur ein kleines Löchlein.

- Dass Corona eine furchtbare Krankheit ist und bleibt (ich kenne selbst etliche Fälle, u.a. Long Covid), wird dann eben verdrängt, oder als weniger dramatisch wahrgenommen. Auch das ist für mich psychologisch erklärbar.
Natürlich sind Strafen kurzfristig oft wirksam, langfristig aber aus soziologischer/pädagogischer Sicht absolut nicht - sinnvoller ist da wirklich die Bratwurst oder ein paar Euro als Anreiz zur Impfung (egal, was ich persönlich davon halte, wohlgemerkt).
Es ist also nicht verwunderlich, dass in einer Zeit des kollektiven Traumas nun ein paar Leute (hyper-)sensibilisiert sind, völlig verzweifeln, irgendwo einen Anker suchen und es dann (mal wieder) Radikale gibt, die das seelische (oder körperliche) Leid dieser Menschen ausnützen und sie ködern - für ihre eigenen Zwecke. Es ist so banal und es funktioniert immer wieder.
Manche kritisieren dann eben gezielt, andere schmeißen die Nerven weg und landen bei fragwürdigen, radikalisierten Gruppen. Und die tummeln sich für gewöhnlich tatsächlich meist auch auf Demos, ziemlich egal, was das für Demos sind. Und diese Radikalen wissen ganz genau, wie sie Verunsicherte ködern können. Oft sind es nicht die ebenfalls Radikalen und/oder Dummen und/oder Gewaltbereiten. Oft sind es ausgerechnet tatsächlich intelligente und gerechtigkeitsliebende, aber labile (weil verzweifelte) Menschen, die für eigene Ideologien im Namen irgendeiner Weltrettungs-Phantasie, Toleranz-Behauptung, Vaterlands-Rettungs-Phantasie, Massensterben-Verhinderungs-Wunsch oder sonst einem Ideal (das dann meist "backstage" nicht wirklich den wahren Zielen der Anstifter entspricht) geködert werden.
Das alles kann schnell passieren, diese Gruppierungen sind sehr gewitzt in ihrem Auftreten, es wird rhetorisch viel überlegt, wie man andere am besten "motivieren" kann (quasi Propaganda-Marketing) und viele Anhänger wissen wohl nicht einmal selbst, wie es im Kern solcher Gruppierungen aussieht. Ich kann da jetzt nicht speziell zu Corona sprechen (ich befasse mich da mit Radikalisierungen schon kaum mehr, weil ich es so leid bin), aber mit anderen radikalen Gruppen und Sekten hab ich mich nun fast 20 Jahre beschäftigt und irgendwie fasziniert es mich immer wieder aufs Neue, wie gut althergebrachte Methoden immer wieder funktionieren.
Wer also - sicher oft genug auch zurecht - verzweifelt, sollte weder Nerven noch Maske wegschmeißen, sondern sich vielleicht eher Hilfe abseits irgendwelcher Fanatiker (egal, an welcher Front) suchen.