Zumeist wenden sich Wissenschaftler mit ihren Ideen und Gedanken an so genannte "Peers", also an andere Wissenschaftler und Experten auf ihrem Gebiet, und nicht an eine breite Öffentlichkeit, deren Meinung es oft anders als mit rationalen Mitteln zu beeinflussen galt. "Peer Review" gilt als anerkanntes Verfahren zur Qualitätssicherung bei wissenschaftlichen Publikationen.
Dass dagegen einige wenige Forscher heute mit offenen Briefen und YouTube-Videos ihre Meinung über die Corona-Maßnahmen kundtun, um politische Aufmerksamkeit zu erringen, steht kaum im Zeichen seriöser wissenschaftlicher Arbeit. Hier handelt es sich zumeist eher um öffentliche Aufmerksamkeit und persönliche Bestätigung suchende Aktionen als um ernsthafte wissenschaftliche Kommunikation. Ein Beispiel ist Sucharit Bhakdi, vor seinem Ruhestand im Jahr 2012 ein anerkannter deutscher Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, der im März 2020 über Youtube sowie einen offenen Brief an Angela Merkel teils massive medizinische Fehlinformationen über Covid-19 verbreitete.
Kurz darauf gab Bhakdi ein Interview im Youtube-Kanal des Verschwörungsideologen Ken Jebsen. Zusammen mit seiner Frau, ihrerseits Biochemikerin, publizierte er dann das Buch "Corona Fehlalarm?", das in der Fachwelt aufgrund "tendenziöser Aussagen" auf breite Ablehnung traf. So meinte Bhakdi, man müsse unbedingt zwischen symptomfreien Infizierten und tatsächlichen, erkrankten Patienten unterscheiden. Erstere seien in der Statistik gar nicht zu berücksichtigen, forderte er.