Mir fiel was aus der Schulzeit ein: Die großen Kränkungen der Menschheit. Einigermaßen krieg ichs noch zusammen.
Einst ging man davon aus, die Erde sei der Mittelpunkt des Universums. Alles, die Sterne und die Planeten und auch die Sonne, drehe sich um die Erde und damit auch um uns Menschen. Als dem geozentrischen Weltbild widersprochen und belegt wurde, daß die Erde als einer von vielen Planeten sich um die Sonne dreht, da war die Empörung groß. Das heliozentrische Weltbild hatte es schwer, anerkannt zu werden, denn der Mensch war damit von dem hohen Roß gekippt, alles drehe sich um ihn.
Die nächste große Kränkung fürs menschliche Selbstverständnis, war die Lehre der Evolution. Daß wir von Tieren abstammen, tierischen Ursprungs sein sollen, war schwer zu verknusen. Wenige Jahrzehnte später kam gleich der nächste Schlag: Psychologen sagten, wir sind längst nicht so sehr Herr über uns selbst, wie wir gerne glauben würden. Freud zum Beispiel sprach vom Unbewußten, dem wir quasi ausgeliefert sind, dem unser Empfinden und Handeln unterliegt.
Sowas sind tiefe narzisstische Kränkungen. Manche Menschen können sowas nicht akzeptieren.
Und jetzt kommt ein winziger Virus auf den Plan, bedroht unsere Gesundheit und legt, weil wir uns zunächst nicht anders zu helfen wissen, die ganze Welt mehr oder weniger lahm. Das schränkt uns in unserer geliebten und gepriesenen Freiheit ein und wirft uns zurück auf die bittere Erkenntnis, verwundbar zu sein und nicht jederzeit machen zu können, was wir wollen. Manche kommen mit dieser Kränkung nicht klar. Da gibts dann keine Zugänglichkeit für Fakten und, wie man es von Narzissten kennt, auch kein Mitfühlen und Kooperieren. Nur Gegenwehr und sich sperren und dominieren wollen, mit allen Mitteln.