Wir denken, dass die Geoglyphen eine ganz eminente Bedeutung hatten im Gesellschaftssystem und im Glaubenssystem der Nasca-Bevölkerung. Durch die Geoglyphen wurde im Grunde eine sterile Wüstenlandschaft in das Lebensumfeld, in die soziale Umwelt der Nasca-Leute eingebunden. Die Geoglyphen hatten eine Funktion von Freilichttempeln, also man ist auf die Geoglyphen gegangen, um den Göttern zu opfern. Im Zentrum des Kultes standen ganz offenbar Wasser und Fruchtbarkeit, leicht verständlich in dieser Region, wo Leben und Überleben abhängt von Wasser und der Verfügbarkeit von Wasser und wenn wir noch dazunehmen, dass es im Laufe der Zeit und insbesondere der Nasca-Zeit immer trockener wurde können wir besser verstehen, wie die Menschen durch diese rituellen Aktivitäten um Wasser flehten, durch den Bau von Geoglyphen, durch den Bau von kleinen Tempeln, durch das Niederlegen von Opfergaben, was aber offenbar am Ende der Nasca-Zeit nicht ausreichte. Das Wasser blieb aus. Die Nasca-Kultur ging zugrunde. Die Menschen wanderten ab."
Das Rätsel der Nasca-Linien - so scheint es - ist gelöst: Sie dienten religiösen Ritualen. Markus Reindel forscht weiter. Ausgrabungen zeigen, dass die Region immerhin schon vor fast 6000 Jahren besiedelt war. Der Fund vom Morgen auf der aktuellen Grabung ist ein Mosaikstein in dem Puzzle:
Zusammen mit seinen Kollegen begutachtet der Archäologe den grob geschnürten Beutel in seiner Hand, der an einem alten Mauerrest zutage kam. Er öffnet ihn vorsichtig. Sichtbar wird eine braune, undefinierbare Masse:
"Wir haben alle Möglichkeiten durchdiskutiert, was das eigentlich sein könnte. Das geht also von der Achida, also der eigentlichen Frucht, die auch zu den Blättern gehört, die da gekocht worden ist oder gegart worden ist in dem Erdofen bis hin zu der Verpackung von irgendwelchen Samen oder sogar zu der durchaus seltsamen Praxis, die man in den Grabungen hier nachweisen kann, dass man menschliche Exkremente eingepackt hat, teilweise auch an sehr prominenten Stellen, wo dann Körbe sind, wo ein richtiger Exkrementhaufen, wiederum abgedeckt von einem anderen Korb, auch in zeremonialem Kontext der Nasca-Hauptstadt zum Beispiel. Also da sind viele Möglichkeiten, also wir müssen das jetzt tatsächlich mal angucken, öffnen, und dann von jemandem, der sich mit solchen Dingen auskennt, analysieren lassen. Solche unscheinbaren kleinen Dinge, die können uns sehr viel Informationen geben. Es müssen nicht immer die Goldfunde sein oder die schönen bunten Keramiken, sondern so was speziell bei den frühen Fundorten ist für uns Archäologen eigentlich viel interessanter."
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