Und wenn die Luft komprimiert wird, entsteht mehr Wasser als zuvor?
Ja. Durch den Vorgang, der zum Komprimieren benötigt wird. Man nennt es auch Verbrennung.
Ihr Chemmies reduziert die Atmosphäre immer auf das, was eurer Ansicht nach vor dem Durchflug vorhanden war. Diese Erklärung ist recht einfach, deshalb glaubt ihr auch an Chemtrails - weil ihr die weitaus komplexeren Zusammenhänge, die es in der Realität gibt, schlicht nicht versteht. Aber die Erklärungen der VT sind eben unzureichend, oft auch falsch.
Man kann sich die Atmosphäre nicht als eine homogene Masse vorstellen, sondern dort gibt es verschiedenste Bewegungen und auch Zustandsänderungen.
So ist vor dem Durchflug schon Feuchtigkeit vorhanden. Ist die Sättigung ausreichend, sieht man die Feuchtigkeit als Wolken, wenn es ausreichend Kondensationskerne gibt oder im Ausnahmefall auch mal eine homogene Kondensation/Nukleation (siehe Fallstreak hole u. ä.). Es kann aber auch sein, dass es Unterkühlung gibt (unterkühlte Tröpfchen, ISSR). Im letztgenannten Fall sieht man keine Wolken, aber die Feuchtigkeit ist da.
Wir haben also schon mal die Bedingungen der Umgebung ganz ohne Flugzeug, die sehr komplex und vielfältig sein können.
Jetzt kommt das Flugzeug. Es saugt Luft an und stößt sie als Strahl wieder aus. Allein dadurch, also ganz ohne Verbrennung, haben wir eine Änderung der Druckverhältnisse. Durch diese Änderung entsteht temporär Unterdruck, eine Abkühlung zwischen 10 und 30 °C. Dadurch haben wir schon mal Bedingungen, die temporär zu Kondensation führen können - wohlgemerkt unter Vernachlässigung der Verbrennung.
Nun kommt aber noch die Verbrennung dazu, wodurch ein mittlerer Airliner (A320, B737 u. ä.) um die 800 g pro Sekunde Wasser ausstößt (das war die Grundlage meiner Berechnung, ich habe also noch nicht mal Widebodies berücksichtigt). Ergänzt wird das Ganze durch Aerosole aus der Verbrennung. In der Folge haben wir also einerseits die Kondensationskerne, woran sämtliche Feuchtigkeit kondensieren kann (also auch die aus der Umgebung) und andererseits gleich eine ganze Ladung mehr Wasser, die zur Umgebungsfeuchtigkeit hinzukommt. Auch diese kondensiert und resublimiert natürlich.
Ist erst durch den Ausstoß eine Sättigung erreicht, haben wir natürlich auch erst dadurch die Wolken, also die Kondensstreifen.
Wir haben hier also schon mal ein paar Zusammenhänge, damit aber nicht genug. Durch die Kälte in der Höhe gibt es auch recht geringe thermische Energie, wodurch der Kondensstreifen an sich keine großen Bemühungen zeigt, sich zu verteilen. Er will lieber an der Stelle ruhen. Temperaturen spielen aber auch bei Verdunstung, Sublimation, Kondensation, Resublimation usw. eine Rolle, aber das spare ich mir hier.
Nun haben wir das Gebilde mit dem Streifen, das wiederum den Bewegungen in der Höhe unterliegt. Haben wir eine Schicht, die sich bewegt, wird sich auch der Streifen als Ganzes bewegen - eine Ursache für die berühmten Gittermuster. Dabei sinken die Wirbelschleppen ab, wir haben die Beulen.
Haben wir aber Bewegungen in der Schicht, wird der Streifen verweht, er wird breiter. Auch die Beulen gehen dann zu irgendeiner Seite weg.
War die Luft vorher schon gesättigt und die Feuchtigkeit unterkühlt, hat diese Feuchtigkeit nun auch die Gelegenheit, zu kondensieren/resublimieren - wir sehen also richtig fette (und ggf. verwehte) Streifen, weil sich dort auch die Feuchtigkeit aus der Umgebung anlagert.
Usw. usf. Das war jetzt mal noch ein Versuch, die Komplexität der Bedingungen in der Höhe zu verdeutlichen. Aber das kann nur ein kleiner Ausschnitt gewesen sein - in der Realität spielen noch viel mehr Zusammenhänge und deren Kombinationen eine Rolle.
Warum halten sich also dann die Streifen stundenlang, bei 70%, wo die Luftfeuchte doch überall hinkann?
Die Frage muss man dann allgemein stellen: Warum halten sich generell Wolken stundenlang, wo doch die Luftfeuchte überall hin kann?