Der ausschlaggebende Grund war, dass ich sehr skeptisch betr. Hirntot bin.
Ich glaube, die Medizin steckt in vielen Dingen noch in den Kinderschuhen und ich glaube nicht, dass Hirntot gleichbedeutend mit Tot ist.
Ich möchte vorwegschicken, dass ich dich in deiner Entscheidung keinesfalls in irgendeiner Richtung beeinflussen möchte. Bleib dabei, du hast dir wenigstens Gedanken gemacht, also echte und rationale GEdanken und nicht irgendwas mit Energiegedöns.
Aber kurz zur Hirntoddiagnostik.
Als Hirntod wird das IRREVERSIBLE Erlöschen der Gesamtfunktion verstanden.
Um dies feststellen zu können gibt es ein Protokoll, nach dem man verfahren muss.
Dieses Verfahren wird NUR auf tiefkomatöse Patienten angewendet. Dabei prüft man die Hirnnerven, Schmerzreaktionen und den spontanen Atemantrieb bei Patienten bei denen man die Therapie nicht weiter eskalieren kann. Medizinisch ist hier sozusagen das Ende der Fahnenstange erreicht und man kann nichts mehr tun.
Eine Therapie dieser Patienten wird auch nicht mehr fortgesetzt werden, auch wenn sie letztlich nicht als Spender zur Verfügung stehen.
Voraussetzung für diese Diagnostik ist, dass keine tiefe Sedierung vorliegt.
Das bedeutet, die Patienten liegen da, als wären sie in Narkose, bekommen aber keine Medikamentendosen, die diesen Zustand künstlich erzeugen, sondern die sind von sich aus so.
Außerdem müssen bestimmte Umstände ausgeschlossen sein. Der Patient darf z.B. nicht ausgekühlt (Hypotherm) sein.
Merkspruch: Kein Mensch ist tot, außer er ist warm und tot.
Außerdem müssen Verginftungen und gewisse andere Komaursachen ausgeschlossen sein.
Die Hirnnerven testet man über bestimmte (SReflexe und Schutzreflexe. Es reicht also keinesfalls zu mal kurz in die Augen zu sehen und festzustellen, dass die Pupillen nicht mehr rund sind, andersrum, sind die Pupillen entrundet ist das ein guter Grund eine eingehende Diagnostik zu fahren
Es gibt noch weitere zu testende REflexe, ich möchte aber nicht alle erläutern. Ebenfalls nicht erläutern möchte ich, wie man den Schmerzreiz setzt um Schmerzreaktionen zu testen.
Was ich wieder bereit bin genauer zu erläutern ist der Test auf eigenständige Atmung.
Grundsätzlich sind diese Patienten ja beatmet.
Der Atemantrieb eines sonst gesunden Patienten erfolgt primär über den CO2-Partialdruck im Blut.
Steigt dieser Druck an steigt die Atemfrequenz um CO2 abzuatmen.
(bei sonst Gesunden - bei z.B Menschen mit COPD ist die Steuerung des Atemantriebs eine andere)
Man stellt jetzt die Beatmung ab und die erste Folge ist, dass der pCO2 anfängt zu steigen. Der Normalwert liegt bei 35-45mmHG.
Das Protokoll besagt, dass der Test ab einem pCO2 von >60mmHG erfolgen kann - nicht darunter und in der Regel nimmt man höhere Werte.
Man stellt also fest, obwohl der Patient, der ja schon eine Weile in diesem Zustand auf der Intensivstation liegt, keine Medikamentendosen bekommt, die die Spontanatmung aufheben und der wichtigste Atemantriebsreiz vorhanden ist eine selbstständige Atmung nicht mehr Aufnimmt.
Das Atemzentrum liegt im Stammhirn, also einem sehr, im wahrsten Wortsinn fundamentalen Hirnbereich, der offensichtlich nicht mehr Arbeitet.
Die Tests der Hirnnerven zielen auf höher gelegene Bereiche des Hirns ab.
Das sind alles sogenannte klinische Tests.
Dem folgt eine Schwebephase von mindestens 12h bei Patienten, die eine primäre Hirnschädigung haben (Z.B eine kapitaler Schlaganfall) und geht hinauf bis zu 72h bei Patienten, die eine Hirnschädigung haben die konsekutiv aus einem anderen Geschehen erfolgt ist (z.B. Polytrauma und dann Hirnschaden durch Minderperfusion, lange Atemstillstandszeit durch Lungenschaden usw.)
Nach dieser Schwebezeit wird die gesamte Diagnostik wiederholt.
Man darf nicht vergessen, Shania, diese Patienten liegen nicht seit 12h oder so auf der Intensivstation, sondern man da ja im Vorfeld i.d.R. viel und lange zu therapieren versucht. Häufig therapiert man, der PAtient erholt sich aber nicht mehr sondern man kann über Tage beobachten, wie es schlechter und schlechter wird.
Und irgendwann sieht man, daher mein Hinweis am Anfang vllt. dass die Pupillen entrundet sind oder Ähnliches. Dann fährt man ins CT und sieht z.B. eine massive Ödembildung im Gehirn, während sich gleichzeit das Grundleiden als therapieresistent erweist. Und dann beginnt man sich Gedanken zu machen bzw. ist dann eigentlich eine Hirnschädigung da, die ein Weitertherapieren eigentlich sinnlos macht..
Und dann ist eigentlich der Punkt so langsam erreicht, wo man ein Einstellen der Therapie eruiert. Und dann, im Falle einer möglichen Organspende kommt die Hirntoddiagnstik in Frage.
Neben den klinischen Untersuchungen gibt es noch weitere. Das CT habe ich eben genannt,
bedeutsam ist auch das EEG und noch einige andere.
Eine solche Diagnostik wird ausschließlich von Ärzten durchgeführt, die über viel Jahre Berufserfahrung auf Intensivstationen und mit Patienten mit Hirnschädigung haben und nie alleine.