Da meinst du richtig, liebe Eva
Das praktische bei diesen digitalen Bildern ist halt: hat man mal wo ein doofes Objekt hingestellt, einen gefrästen Kegel aus rotem Digitalglas in einer Spiegelwelt, dann montiert man ihn eben wieder raus und setzt was passenderes ein. Mit Farbe auf Papier oder Leinen ist das nicht so einfach zu korrigieren, das ist wahr.
Aber man kann zum Beispiel auch diese Poserfiguren hernehmen, um sich in anatomischen Zeichenstudien zu üben, wenn man Zeit hat. Die kann man ja drehen und durch den virtuellen Raum biegen, wie man will. Die sind ja recht geduldig. Ich denke, dass man sich schon drauf verlassen kann, dass die Proportionen stimmen, wenn man sie im virtuellen Raum dreht. Vielleicht werd ich das mal versuchen.
Phu, aber wann... Die Tage vergehen ja im Flug.
Grüßender Mönk
Hi, Du hast gute Ideen, lieber Mönki!
Du könntest z.B. für Deine ohne Farbe und etwas eigenartig dastehende Dame neben der Ziegelwand Dir eine digitale Person so drehen, dass Du sie für dieses Bild verwenden und somit die richtige Perspektive auf Deinen
besagten Frauenkörper übertragen kannst. Es muss im Endeffekt nicht 100 %-ig stimmen aber stimmig sein. Verstehst Du, was ich meine?
Es gibt nur wenige Maler, die die Perspektive ohne Modell hinkriegen. Für alle meine verflossenen Aktbilder z.B. war immer ein Modell vorhanden. Doch das fertige Bild soll im Endeffekt stimmig sein. Es steht ja nicht drauf, wie Du zu Deiner Darstellung gekommen bist. Ohne Modell zu arbeiten, überhaupt wenn man noch keine Erfahrungen gesammelt hat, muss automatisch zu einem Misserfolg führen, sogar bei besonders talentierten Menschen.
Ich hoffe, dass Du bald wieder zu malen beginnst, und zwar neben Deinen digitalen Versuchen, wenn sie nicht zu zeitaufwendig sind. Zwischendurch kannst Du Dir das Bild hinstellen und immer wieder betrachten. Dabei fallen Dir gewisse Unebenheiten auf, die Du daraufhin immer wieder überarbeitest und sozusagen für Dein Gefühl in Ordnung bringst.
Auch würde ich die digitale und die eigene Figur immer wieder vergleichen und darüber nachdenken, warum es in der Malerei nicht überzeugend rüberkommt.
Malen besteht nämlich immer wieder aus einem Studium. Aus Nichts wird Nichts. Es ist ja nicht leicht die Dreidimensionalität in die Zweidimensionalität zu übersetzen, auch nicht ein digitales Bild auf die Leinwand zu bringen.
Wenn Du vor allem Menschen zeichnen willst, wäre es angebracht, dich mit den Proportionen des Körpers und der körperlichen Perspektive etwas intensiver zu beschäftigen. Es werden auch Aktkurse in der Kunstschule für Erwachsene angeboten.
Das alles muss ja nicht sofort sein, doch es wäre gut, wenn Du Dich einmal dazu entschließen könntest. Etwas Lebendiges zu malen ist auch viel gefühlsbetonter als sich an einem digitalen Erdmenschlein zu orientieren, wenn es auch hilfreich sein kann, überhaupt wenn es es momentan keine andere Möglichkeit gibt, an einem echten Studium teilzunehmen.
Ich sehe es so.
Sei herzlich gegrüßt
eva07