Berufung oder Euphorie?

Hallo Huck,

Es ist natürlich sehr schwer zu unterscheiden, ob etwas wahre Berufung ist oder ob es nur emotionale Euphorie ist.

Die Überlegungen können in beiden Fällen gleich klingen. Was sich jedoch mit Sicherheit unterscheidet, ist das Ergebnis. Bei emotionaler Euphorie redet man einbischen darüber, dass man die Welt des Sinnesgenusses aufgeben möchte und im nächsten Augenblick will man dann doch alles wieder genießen. Manmanchmal gibt man auch den Genuss für eine bestimmte Zeit auf, weil man davor sehr frustriert und gepeinigt wurde. Dann ruht man sich in der Entsagung wieder etwas aus und stürtzt sich dann wieder in den Genuss.
Aus dem, was ich bis jetzt erfahren durfte, kann ich sagen, je mehr jemand die Abneigung gegen Genuss hat, umso mehr ist es der Frust, aufgrund von dem er nichts mehr mit der Welt zu tun haben will. Er hat nicht so richtig mit der Welt abgeschlossen, sondern die Umstände haben ihn einfach rausgejagt. Der Wunsch mag noch da sein.

Es besteht ein großer Unterschied, ob man sich in das spirituelle Leben begibt, weil man das Spirituelle will, oder ob man da reingeht, weil man aus dem Materiellen flieht. In beiden Fällen ist es gut, wenn wir spätenstens dann unsere Haltung nochmal genau prüfen wollen und ggf. auch aufgeben können.

Ich habe so etwas durchlebt, als ich ca. 19-20 Jahre alt war. Mit der Welt hatte ich abgeschlossen, als ich mich damals nach Indien begeben habe. Ich dachte dort günstigere Umstände zu finden, aus denen ich dann Schlussendlich den letzten Schritt aus der weltlichen Existenz machen kann.
Die Spekulation ging nicht auf. Die Umstönden brachten mich zurück. Später versuchte ich es nocheinmal und wieder ging es nicht. Ich musste immer wieder zurück und immer wieder wurde ich vor die gleichen Prüfungen gestellt. Ich hätte mich leicht wieder verstricken können und einige Male war ich knapp davor, doch mit 24 habe ich dann endgültig das Mönchsgelübte in einer Vaisnava (hinduistischen) Tradition abgelegt und lebe seit dem in einem Kloster.
Das Alter spielt also keine Rolle. Die Frage ist nur, ob und wann der Zeitpunkt kommt.
Bei mir war es dann so, dass mich keinen materiellen Umstände in das Kloster getrieben haben. Vielmehr war es der Wunsch spirituelles Leben zu praktizieren.

Es gibt natürlich viele Ansichten diesbezüglich, was spirituelles Leben ist. Die von dir genannten Lehren des Buddhismus und des Christentum sind grundsätzlich verschieden, da es im Christentum um den Dienst zu Gott, während man im Buddhismus nur um die eigene Erlösung bemüht ist. Vielmehr gibt es im Buddhismus keinen Gott. Somit würde ich sagen, dass der Buddhismus nur eine Verneinung des materiellen Lebens ist und kein spirituelles Leben hat.
Das ist jetzt nicht wie eine Wertung aufzufassen. Die Frage ist, was man will und was einen letztendlich zum wahren Glück führt. Alle Religion und alles Lehren haben irgend wo ihren sinn, so wie alle Schulklassen zum Examen führen. Es gibt natürlich auch Irrlehren, doch weder das Christentum, noch der Buddhismus sind solche, obwohl unter dem Denkmantel dieser Lehren, auch viele Irrlehren existieren.

Für mich sind, wie gesagt, alle Lehren Teil eines universalen Lehrplans, den wir über verschiedene Inkarnationen hindurch durchlaufen können. In diesem Leben können wir vom Buddhismus, im nächsten Leben vom Christentum angezogen werden. Wenn ich so von den Lehren spreche, dann meine ich keine Insitutionen, sondern die eigentliche Lehre, so wie sie von den Propheten verkündet wurde und so wie sie von seinen aufrichtigen Nachfolgern gefolgt wird.

Ich komme auch aus einem christlichen Hintergrund und wurde erst mit 12 Jahren getauft. Obwohl ich mich auch mit Ansichten der Buddhisten, und anderer Philosophien, die die Exsitenz einer Persönlichkeit Gottes verneinen, habe ich mich trotzdem zum Theismus der Vaisnava-Schule angezogen gefühlt. Darin habe ich keinen Widerspruch zur christlichen Lehre, so wie ich sie auffasste, gesehen und doch fand ich auch sehr den lebendigen und praktischen Aspekt des Glaubens, so zu sagen das spirituelle Leben.

Es gibt natülich noch viel, was man diesbeüglich sagen kann. Das würde nichtmal in alle Foren im Internet passen. Dabei ist auch spirituelles Leben mehr eine Frage der Erfahrung und nicht zu sehr der Theorie und Spekulation darüber.

Die Frage, die du dir stellst und die Gedanken, die du hier von dir gibst, kann ich gut nachvollziehen. Ich kenne das aus der persönlichen Erfahrung. Man ist weder hier noch dort.

Wenn du willst, dann kann ich dir vielleicht helfen die Antowort auf die Frage zu finden, indem ich dich einlade, zu mir zu kommen. Du kannst gerne fragen, was du wissen möchtest. Über meine Homepage kannst du auch mehr darüber erfahren, was wir als Vaisnava-Mönche machen. Auf der Page findest du auch im Downloadbereich einige Vorträge zum Download.
Ich schreibe dir das so als Angebot, zusammen mit der Aussage von Paulus: „Prüfer alles und das Gute behaltet.“ Vielleicht findest du etwas für dich.

Schöne Grüße
Daniel
 
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@esperanto
zitat:
ich möchte dir hier raten, dass du jesus und co vorerst einmal beiseite schiebst.....und dir über dein bisheriges leben gedanken machst!
dann fragst du dich, was du von deinem leben bisher gelernt hast!
was hast du entdeckt, was hast du erfahren.....(das alles unabhängig von gott)[

ich hab mir schon genug gedanken über mein leben gemacht, und ich habe erkannt daß es auf der grobstofflichen ebene kein seelenheil zufinden gibt.
ich beklage ja nur den scharfen kontrast, der sich automatisch zum alltag ergibt, wenn man beschließt, zum göttlichen bewußtsein durchzudringen.
gott beiseite zu schieben, ist übrigens der größte fehler, den man machen kann. Ihn voll und ganz in sich aufnehmen ist die devise.

zitat:
Viel wichtiger als Reichtum und Macht sind Menschen mit denen man weint und lacht.

da sagst du mir was neues
 
@bijoux
zitat:
Ich antworte dir: du hast nur Liebeskummer, das ist alles.
Lebe deine Trauer aus, geh durch das Tal der Traenen, und eines Tages wachst du auf und merkst, dass das Leben auch ohne diese eine spezielle Frau lebenswert ist.
Liebeskummer vergeht immer!
Koppel das nicht an deine geistige Entwicklung.

antwort:
ich habe definitiv keinen liebeskummer. bis vor einem monat hatte ich eine freundin, die eigentlich nach meinem geschmack war.
ich habe aber erkannt,daß es nicht reicht eine tolle frau an der seite zu haben, um glücklich zu sein.
die erwartung, daß dich dein partner glücklich macht, bedeutet leid!
als erstes mußt du lernen mit dir selber/alleine klarzukommen. und dazu benötigst du kontakt zu gott/göttliche macht wie auch immer.
und wenn ich eines tages spirituell sehr weit vorangeschritten bin, dann könnt ich mir vorstellen, wieder mit einer frau zusammen zu sein. wenn ich es dann überhaupt noch bedarf.
 
hallo daniel,
vielen dank nochmal für deinen netten artikel. er hat mich sehr angesprochen.
deine einladung klingt sehr interessant. zumal ich gerne meine einbettung im christentum mit einer östlichen spirituellen praxis kombinieren würde.
am meisten hat mich bisher yoga angesprochen - über vaisnava weiß ich noch nichts, werde mich aber auf jeden fall informieren.

l.g.
 
Hallo Huck,

Zitat
ich habe definitiv keinen liebeskummer. bis vor einem monat hatte ich eine freundin, die eigentlich nach meinem geschmack war.
ich habe aber erkannt,daß es nicht reicht eine tolle frau an der seite zu haben, um glücklich zu sein.
die erwartung, daß dich dein partner glücklich macht, bedeutet leid!

Weisst du was, Huck? Mein Partner macht mich gluecklich und zwar seit ueber 20 Jahren!
Nicht immer, wir sind ja Menschen und Ecken und Kanten ;), aber generell ja! Ohne ihn waere mein Leben leer und die Welt grau.
Das kann also nicht verallgemeinert werden!

Meine Antwort an dich gruendete auf deinem anderen posting:

Zitat
ich glaube, daß es einen grund dafür gibt, warum mir alles vergängliche, alles leid des irdischen lebens in den letzten 4 jahren so
intensiv vor augen gehalten wurde

das durchleben der großen liebe mit all ihren berauschenden glücksmomenten und der folgende fall ins bodenlose leid
einsamkeit und angst, große immense ängste

Das klingt ja nun etwas anders als deine vorherige Aussage!
Deshalb denke ich, dass sich die Emotionen erstmal glaetten sollten, ehe man gleich allem entsagt ;)
Ob du zum Moench geschaffen bist, ob das deine Aufgabe ist oder nicht, kannst nur du selber wissen.
Eigentlich bist du mit 26 Jahren aber noch viel zu jung fuer eine solche Entscheidung.
Warte doch, bis zu wenigstens 30 bist!

Alles Gute fuer dich,
Bijoux
 
Bijoux schrieb:
Weisst du was, Huck? Mein Partner macht mich gluecklich und zwar seit ueber 20 Jahren!
Nicht immer, wir sind ja Menschen und Ecken und Kanten ;), aber generell ja! Ohne ihn waere mein Leben leer und die Welt grau.
Das kann also nicht verallgemeinert werden!

Hi Bijoux,

ich verstehe was Huck meint.
Er will sein Glück nicht von einem anderen Menschen abhängig machen. Die meisten Menschen haben eine ähnliche Einstellung wie Du: Das Leben ohne Partner ist "leer und grau".
Ehrlich gesagt wenn ich einen Mann kennenlerne, der so über eine Partnerschaft denkt, nehme ich meine Füsse in die Hand und laufe so schnell es geht :))
Aber es gibt auch Menschen die haben Sehnsucht nach etwas anderem.
Ich zähle mich auch dazu. Frag ich mich nicht danach was es ist. Ich kann es nicht in Worte fassen.
Ist auch völlig wurscht, ich will nur sagen daß diese "seelische" Abhänigkeit von einem Partner für mich nicht der Weg ist. Irgendwo habe ich erst vor kurzem diesen Satz gelesen: "Ich brauche keine zweite Hälfte zum glückllich sein, ich fühle mich auch so ganz". Das trifft es ziemlich gut.


lg
Placebo
 
Zitat
Hi Bijoux,
ich verstehe was Huck meint.
Er will sein Glück nicht von einem anderen Menschen abhängig machen. Die meisten Menschen haben eine ähnliche Einstellung
wie Du: Das Leben ohne Partner ist "leer und grau".

Aber ja, Placebo, das versteht jeder, stell dir mal vor: sogar ich ;), weil es ein ein alter abgedroschener Hut ist, der abgedroschenste, seit es Menschen gibt, die von der Liebe enttaeuscht sind! Es ist immer dasselbe. Kann ich nicht kriegen, was ich haben will, dann mache ich es madig, so einfach ist das.
Dann entsage ich eben allem, weil es eh nix bringt, und entziehe mich der schnoeden Welt ;) Sowas nennt man Flucht nach vorn, und ich habe den Verdacht, dass Huck das macht.

Zitat
Ehrlich gesagt wenn ich einen Mann kennenlerne, der so über eine Partnerschaft denkt, nehme ich meine Füsse in die Hand und
laufe so schnell es geht :))

Ja sicher, vor irgendeinem Bloedmann rennt jede Frau weg, aber ich hab noch nie von einer Frau gehoert, die vor ihrem Traummann davon gerannt ist, die musst du mir zeigen ;)

Zitat
Aber es gibt auch Menschen die haben Sehnsucht nach etwas anderem.
Ich zähle mich auch dazu. Frag ich mich nicht danach was es ist. Ich kann es nicht in Worte fassen.

Soll ich es, wenn du es nicht kannst?
Es ist das, was uns alle hier umtreibt. Die Sehnsucht nach unserem wahren zu Hause, nach der Ekstase, nach dem Goettlichen, der unica mystica.
Und du gehst einfach so davon aus, dass ich das nicht kenne? Nur, weil ich gleichzeitig das Riesenglueck habe, meinen Traummann an meiner Seite zu haben, mit dem ich noch heute, nach 20 Jahren, paradiesische Zustaende erlebe?
Das soll ich wegwerfen? Wofuer?

Zitat
Ist auch völlig wurscht, ich will nur sagen daß diese "seelische" Abhänigkeit von einem Partner für mich nicht der Weg ist.

Och, ich denke, wenn du dich mal unsterblich verliebst und der Mann so ist wie in deinen Maedchentraeumen, genau so, und du fuehlst dich wie im Himmel, wie in einer anderen Dimension, dann vergisst du das ganz schnell mit der gar so schrecklichen "seelischen Abhaengigkeit" . Die ist komischerweise dann voellig egal...
Was soll das ueberhaupt sein?
Vielleicht hat ja das Schicksal oder der liebe Gott oder dein Schutzengel dir diesen Mann geschickt und den wirst du dann im Ernst verschmaehen?
Das glaubst du doch selber nicht ;)

Zitat
Irgendwo habe ich erst vor kurzem diesen Satz gelesen: "Ich brauche keine zweite Hälfte zum glückllich sein, ich fühle mich auch
so ganz". Das trifft es ziemlich gut.

Das ist, wie gesagt, ein uralter Hut, ein ganz alter Slogan, den liest man in jedem besseren Frauenroman seit mindestens 40 Jahren ...

Komischerweise verzehren sich trotzdem alle nach dieser ihrer Haelfte, wenn sie keine haben und versuchen alles, um sie zu bekommen ;)
Mir kann keine Frau etwas vormachen, dazu bin ich zu alt und habe zuviel erlebt.

Und nun kommt die Frage aller Fragen:
Wieso schliesst das Leben mit einem Partner, der wie das grosse Los ist, aus, dass man auf einem spirituellen Weg ist?

Und um nun nochmal auf Huck zurueckzukommen...
Er zaeumt das Pferd meiner Ansicht nach von hinten auf. Aber das habe ich schon geschrieben.

Einen schoenen Abend wuenscht
Bijoux
 
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hi,

ich frag mich, wenn ich das lesen, wozu wir denn nun hier in der westlichen welt genau an diesem ort zu dieser zeit leben ....

sicher nicht um vorm leben davon zu rennen. sicher nicht um in der entsagung und dem rückzug an den herausforderungen des lebens vorbei zu gehen.

mag sein, dass eine zeit des rückzuges gut ist, aber sich niemals mehr mit dem leben um dich herum zu beschäftigen? glaub ich nicht.

du lebst, du bist ... du atmest, du leidest und du empfindest freude ... wie du das tust, das ist dein lernweg ... aber das du es tust, das hast du dir vor langer zeit schon ausgesucht.

man wird nicht erleuchtet, weil man das anstrebt und sich anstrengt. erleuchtet sein ist überhaupt nicht anstrengend ... man ist erleuchtet und wann das geschieht, das entscheidet nicht dein wollen und nicht dein kopf, sondern deine seele, da kannst du noch so viel techniken üben.

im übrigen vergisst du das lachen der erleuchteten ...

also egal was du tust ... machs dir schwer oder sei! DU BIST!

lg
marie
 
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