wird jetzt bisserl lang
aber es lohnt sich von meinem Lieblingsdichter Kahlil Gibran
aus dem Prophet "Die Liebe"
Von der Liebe....
Da sagte Almitra: Sprich uns von der Liebe.
Und er hob den Kopf und sah auf die Menschen, und es kam eine Stille über sie. Mit lauter Stimme sagte er:
Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr. Sind ihre Wege auch schwer und steil, und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin.
Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann....
Wenn sie zu dir spricht, glaube an sie. Auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann wie der Nordwind den Garten verwüstet
Denn so,
wie die Liebe dich krönt, kreutzigt sie dich.
So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich.
So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern, steigt sie hinab zu deinen Wurzeln und erschüttet sie in ihrer Erdgebundenheit.
Wie Konrgarben sammelt sie dich um sich.
Sie drischt um dich nackt zu machen, sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien, sie mahlt dich, bis du weiss bist, sie knetet dich, bis du geschmeidig bist.All dies wird die Liebe mit dir machen, damit du die Geheimnisse deines Herzens kennenlernst und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst.
Aber wenn du in deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst, dann ist es besser für dich, deine Nacktheit zu bedecken und vom Dreschboden der Liebe zu gehen, in die Welt ohne Jahreszeiten, wo du lachen wirst, aber nicht dein ganzes Lachen, und weinen, aber nicht all deine Tränen.
Liebe gibt nichts von sich selbst und nimmt nichts als von sich selbst.
Liebe besitzt nicht, noch lässt sie sich besitzen; denn die Liebe genügt der Liebe.
Und glaube nicht, du kannst den Lauf der Liebe lenken, denn die Liebe, wenn sie dich für würdig hält, lenkt deinen Lauf. Liebe hat keinen anderen Wunsch, als sich zu erfüllen.
Aber wenn du liebst und Wünsche haben musst, sollst du dir dies wünschen:
Zu schmelzen und wie ein plätschernder Bach zu sein, der seine Melodie der Nacht singt. Den Schmerz allzu vieler Zärtlichkeit zu kennen. Vom eigenen Verstehen der Liebe verwundet zu sein; und willig und freudig zu bluten.Bei der Morgenröte mit beflügeltem Herzen zu erwachen und für einen weiteren Tag des Liebens dankzusagen; zur Mittagszeit zu ruhen und über die Verzückung der Liebe nachzusinnen; am Abend mit Dankbarkeit heimzukehren; und dann einzuschlafen mit einem Gebet für den Geliebten im Herzen und einem Lobgesang auf den Lippen.
Und dennoch, wer empfindet nicht, dass ebendiese Liebe, wenn auch unbegrenzt, doch im Zentrum seines Wesens enthalten ist und sich nicht von Liebesgedanken zu Liebesgedanken bewegt noch von Liebeshandlung zu Liebeshandlung?
Und ist etwa die Zeit nicht ganz so wie die Liebe ungeteilt und raumlos?
LG Alice