Schoggi schrieb:
Das mit der Wärme versteh ich nicht ganz. Sonst sagen doch immer alle man sollte solche Verletzungen kühlen. Und die Kälte wirkt doch auch abschwellend?
Hi Schoggi!
Gut - gehen wir etwas in die Tiefe. Bei einem Bändereinriss oder einer Zerrung wird ganz allgemein mal Gewebe zerstört. Die Entzündungsreaktion des Körpers läuft nun so ab, daß über verschiedene Mediatorensysteme Blut an die betroffene Stelle gebracht wird. Das macht der Körper um Fresszellen, immunaktive Zellen sowie Nährstoffe dorthin zu bringen. Die Nährstoffe deshalb, damit die sich nun teilenden Zellen, die wieder zur ursprünglichen Gewebedichte kommen wollen, ausreichend Nahrung haben. Das Konzept ist recht durchgängig - die Schwellung, die der Körper herbeiführt ist also gut durchdacht. Um jetzt allerdings eine überschiessende Reaktion zu vermeiden wird Eis angebracht. Eis wirkt zusammenziehend und verhindert Teile der Schwellung in dem die Kapillaren, die ja eigentlich weit gestellt sind, wieder enger gestellt werden. Das macht man in den ersten Stunden der Verletzung um eben ein zuviel der Schwellung zu verhindern.
Jetzt haben wir aber gerade beschlossen, daß die Schwellung ja eigentlich von Vorteil ist, da ja zum einen das tote Gewebe (die kleinen, süßen, geplatzten Zellen) durch die Makrophagen (Fresszellen) gefressen wird und auch die Nährstoffe, die im Blut gelöst sind vermehrt im extrazellulären Raum zur Verfügung stehen. Wenn sich jetzt eine Zelle des ortsansässigen Gewebes teilen möchte, macht sie die Kanäle auf und frisst die Nährstoffe - kann sich also rasch teilen und somit wird die Wiederherstellung der verletzten Struktur beschleunigt.
Warum also Schwellung verhindern könnte man sich berechtigt fragen? Gut - die Abfallprodukte von Zellstoffwechsel werden über das Lymphsystem entsorgt - wir sagen das einfachheitshalber mal so, in wirklichkeit ist der Prozess doch entscheidend komplizierter. Diese Lymphgefäße, die ja jetzt so bei Deiner verletzten Stelle herumliegen, haben nur eine gewisse Aufnahmekapazität - können also nur bestimmte Mengen lymphpflichtiger Last in einer gegebenen Zeit abtransportieren. Ist jetzt die Schwellung "überschiessend" und kommt immer mehr Blut an die Stelle, werden diese Gefässe überlastet und es kommt zu einem Stau. Dieser Stau ist nun aber dann nicht mehr so gut, weil ja keine neuen Nährstoffe mehr geliefert werden und die Zellstoffwechselprodukte, welche meist Eiweise sind, verklumpen und dann gar nicht mehr durch die Lymphe abtransportiert werden können - das sind dann dauerhafte, derbe Schwellungen, die sich, wenn überhaupt, nur langsam abbauen lassen.
OK - warum aber Wärme? Wärme sorgt für eine Mehrdurchblutung und für Muskelentspannung. Bei der akuten, ersten Phase einer Verletzung ist Wärme natürlich nicht angezeigt - ab ca. 3-12 Stunden nach dem Vorfall jedoch kann die Wärme eingesetzt werden um die Muskeln zu entspannen und dadurch einen leichtern Lymphabfluss zu ermöglichen. Weiters wirken leichte Bewegungen, soweit halbwegs erträglich, um die Muskelpumpe, die für die Bewegung der Lymphflüssigkeit mit verantwortlich ist, in Gang zu bringen. Gerade im Bezug auf Infrarot gibt es, soweit ich weiß noch unwiderlegte, Theorien, daß die Frequenz des Infrarotlichts sich günstig auf die Zellteilungsrate auswirkt. Auch Laser soll ähnliches bewirken.
Duch die o.a. Zusammenhänge wird nun auch klar, warum die Lymphdrainage hier wahre Wunder vollbringt - die lymphpflichtige Last wird abtransportiert und neuer Raum für frisches Blut und damit für neue Nährstoffe geschaffen. Deshalb heilen mit Lymphdrainage behandelte Verletzungen schneller ab und verkleben nicht - was sonst leider oft als Spätfolge auftritt.
Wenn Du mit der Wut nichts anfangen kannst, ist das auch OK - war nur die Sicht der TCM. Deine Erkenntnis, daß Dir das immer passiert, wenn es gerade sehr viel Spaß macht, also wenn Du im Wachsen bist, könnte auf eine schwäche des, für das Holz nährenden Elements, Wasser deuten. Aber ohne genaue Puls- und Zungendiagnose ist das alles nur ein "im trüben Fischen". Man könnte genauso gut annehmen, daß es jahreszeitbedingt ist und im Herbst greift nun mal das Metall (=Lunge) das Holz an (=Leber). Tja - da könnte man jetzt endlos drüber philosophieren.
Hoffe, ich hab dennoch etwas Licht in die Sache gebracht. Vielleicht gibt es bei Deinem Verein ein Sport-Physiotherapeuten oder einen Sportmasseur - den könntest Du, wenn Du noch weitere Infos möchtest, zu dem Thema Kälte/Wärme befragen - der muss das aus dem FF drauf haben.