Beim Bau wurden alte US-Pläne kopiert
Bei der Planung des Katastrophenmeilers Fukushima Daiichi wurden fundamentale Fehler gemacht. Das räumte ein Ingenieur ein, der am Bau des AKW beteiligt war. "Beim Baubeginn des Reaktor 1 im Jahr 1967 haben wir die Konstruktion der US-Firma General Electrics kopiert", sagte Shiro Ogura, der damals für Toshiba arbeitete, bei einer Pressekonferenz des japanischen Citizen's Nuclear Information Center.
Obwohl die Lage an der sandigen Küste in Japans Nordosten, in einem Erdbebengebiet direkt am Meer, eindeutig eine andere ist als die der US-Kraftwerke seien weder Reaktoren noch Sicherheitssysteme auf einen Tsunami ausgelegt worden. Trotzdem habe man die Konstruktion fast eins zu eins übernommen. "Die Gefahr eines Tsunami haben wir überhaupt nicht berücksichtigt", sagte Ogura, der die Kühlsysteme für alle Reaktoren außer dem vierten mit konstruiert hat, laut der japanischen Zeitung "Hokkaido". "Wir waren nah dran, ignorant zu sein. Wir haben nicht geprüft, ob die vorgesehenen Maßnahmen ausreichten", sagte Ogura.
Der pensionierte Ingenieur betont die mangelnde Erfahrung, die die Japaner damals mit Atomtechnologie hatten. "Bei der Konstruktion von Reaktor 1 hatten wir keine Erfahrung. Wir wussten fast gar nichts. Wir wussten zwar, dass das Gebiet von Erdbeben und Tsunami bedroht ist - aber wir waren nicht in der Lage, diese Gefahr zu berücksichtigen", so Ogura.
Beim Bau des zweiten Reaktors habe man den Entwurf von General Electrics verbessert. Allerdings offenbar auch nicht ausreichend: "Damals sagte man uns, in diesem Gebiet gebe es keine Erdbeben, die stärker sind als 8." Auch in den darauffolgenden Jahrzehnten wurden diese Vorgaben laut Ogura nicht revidiert: Kurz vor seiner Rente seien die Maßnahmen gegen Erdbeben überprüft - aber ein solch schweres Beben wie das jetzige sei nicht berücksichtigt worden. "Ich fühle mich verantwortlich", sagt Ogura im Hinblick auf die Atomkatastrophe.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,751574,00.html