Zeit nach dem 16. November
Trotz des Einmarsches der Sowjetarmee leisteten immer noch einzelne Gruppen Widerstand. Doch mit der Zeit begann eine Massenflucht über das seit 1955 nicht mehr besetzte Österreich in den Westen. Die meisten Flüchtlinge wurden im Raum Wien gesammelt und mit dem Notwendigsten versorgt. In Ost-Österreich entstanden eine Reihe von Flüchtlingslagern; zum Teil dort, wo ein Jahr zuvor erst die sowjetischen Besatzungstruppen nach dem Staatsvertrag abgezogen waren, wie in Traiskirchen oder dem Schloss Liechtenstein in Maria Enzersdorf.
Da Österreich nicht alle Flüchtlinge aufnehmen konnte, wurden viele auf andere westliche Staaten verteilt. Die meisten Ungarn durften sich dabei ein Land und mitunter eine bestimmte Region in diesem Land aussuchen. Viele davon gingen nach Übersee, etwa 70.000 blieben dauerhaft in Österreich. Insgesamt flohen über 200.000 Ungarn ins westliche Ausland, mehr als 70.000 davon über die Brücke von Andau, die über den Einser-Kanal führt.
Um den Fluchtweg abzuschneiden, wurde die alte Holzbrücke am Nachmittag des 21. November 1956 gesprengt. Zum Gedächtnis wurde 40 Jahre später die Brücke von Andau in Zusammenarbeit österreichischer und ungarischer Pioniere wieder errichtet und am 14. September 1996 feierlich eröffnet.
1957 gründeten geflüchtete Ungarn in Baden bei Wien das Orchester Philharmonia Hungarica, das seinen Sitz seit 1960 in Marl (Westfalen) hatte und den künstlerischen und faktischen Rang eines Staatsorchesters der Bundesrepublik Deutschland erreichte. Heute findet das Orchester seine Fortführung in der Neuen Philharmonia Hungarica.