Wenn man sich die verschiedenen Themen-Schwerpunkte innerhalb dieses Themas anschaut, bzw. die Fragen die hier diskutiert werden, kann man nichts davon 100% eindeutig beantworten, aber sich allem annähern.
1. Ist der Täter psychisch gestört, lediglich ein Amokläufer, oder ein Terrorist auf der Basis seiner Ideologie?
Das eine schließt das andere ja keines falls aus. Man kann klar sagen:
- Er ist ein Nazi und antisemitisch
- Es war sein Ziel Juden zu ermorden
Gleichzeitig:
- Er agierte sehr impulsiv, nicht wie jemand der wie ein "Soldat" eine Mission umsetzt
- Er tötete willkürlich
- Er hat sich selbst mehrfach als "Loser" bezeichnet
- Er hatte Drogenprobleme
Worauf ich hinaus will ist: Es braucht hier kein entweder-oder. Das er antisemitisch ist und Juden ermorden wollte ist Fakt. Das er diesen Plan schnell aufgab und dann willkürlich tötete ist ebenfalls Fakt. Was den Plan selbst betrifft: Er gilt ja durchaus als intelligent und er soll sehr lange geplant haben. Gleichzeitig hat er ja nicht "gut" geplant. Auch das könnte für psychische Probleme sprechen. Aber wie gesagt, sollte er psychisch krank sein, heißt das doch nicht das er deshalb nicht auch ein Nazi und antisemitisch ist. Ich persönlich denke sogar umgekehrt: Psychische Krankheit und kranke Ideologien bedingen sich.
2. Trägt die AfD Mitverantwortung an dieser Tat?
Ich finde, man sollte es sich nicht zu einfach machen in dem Glauben diese Frage sei eindeutig zu beantworten. Das ist sie nämlich nicht und das ist m.A.n der einzige sichere Fakt hier. Aber man kann darüber nachdenken.
Was genau wird der AfD von jenen vorgeworfen die ihr eine Mitverantwortung geben? Es läuft darauf hinaus, die AfD habe Verantwortung für ein gesellschaftliches Klima das Antisemitismus fördert. Ich persönlich bin da nicht so sicher. Ginge es um Hass auf Muslime würde ich das eindeutig bejahen, Hass auf Juden betreffend hat sich die AfD bisher meines Wissens nach nicht als besonders gezeigt.
Gleichzeitig: Es ist offenbar Fakt (habe den neuesten Spiegel gelesen), dass Antisemitismus zugenommen hat. Ich selbst glaube, dass sowohl die AfD wie auch ein solcher Anschlag Symptomatik ist, also beides Wirkung und auch die AfD nicht Ursache. Denn wenn man die einfachen Fakten durchgeht:
- Gab es vor der AfD schon Antisemitismus? Ja
- Gab es vor der AfD schon Anschläge auf Juden? Ja
- Ist die AfD judenfeindlich, so wie man sagen kann dass sie sich gegen den Islam richtet? Nein. Das ist m.A.n. nicht vergleichbar. Es gibt sicherlich Antisemiten in der AfD und daher auch Zitate die man nutzen könnte um zu einer solchen Schlussfolgerung zu kommen. Aber würde man genau hinsehen würde man die überall finden. Schaut man sich hingegen die Einstellung der AfD in Bezug zum Islam an, gibt es absolut gar keine Zweifel.
Ich persönlich glaube: Das gesellschaftliche Klima dass die AfD stärkt, ist auch unterstützend wenn es um rechtsextreme Anschläge geht. Das macht das eine aber nicht zur Ursache und das andere zur Wirkung.
Was bei solchen Themen immer ein Problem ist, wo immer Sand in die Augen gestreut wird: Alles wird politisch instrumentalisiert. Die AfD instrumentalisiert jede Gewalttat die von Flüchtlingen begangen wird. Umgekehrt wird aber auch alles mögliche instrumentalisiert um es der AfD anzulasten. Solche Spielchen sollte man nicht mitmachen wenn man wissen will wie etwas wirklich ist. Und grundlegend ist m.A.n. sowieso immer der erste Schritt sich bewusst zu machen, dass man nichts sicher wissen kann, gerade um möglichst unvoreingenommen über solche Dinge nachdenken zu können.
Außerdem: Wenn es um gesellschaftliche Themen geht, sogar wenn es nur um Individuen geht, ist die Komplexität der einzelnen Aspekte derart hoch, dass nur ein allwissender Gott wirklich wissen könnte wie die Ursachen-Wirkungs-Kette tatsächlich aussieht. Mir sind jene suspekt, die vorgeben klar zu sehen, denn fast immer sind das Ideologen.