Alles über die Baby-Boomer - okay Boomer?

Laguz

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wo sich Fuchs und Hase eine gute Nacht wünschen
Hallo zusammen ... :)

Da es hier so einige Baby-Boomer gibt und sich auch immer mal wieder Diskussionsbedarf zeigt ...
Bitte sehr, ein neuer Thread ...

Zum Thema zwei Links:

Je nach Land und Studie werden die Jahre 1946 bis 1964 (USA) oder 1955 bis 1969 (Deutschland) den Baby-Boomern zugeordnet, den geburtenstärksten Jahrgängen nach dem zweiten Weltkrieg.

Jene "Boomer", die direkt (und bis über 20 Jahre) nach dem zweiten Weltkrieg geboren wurden, waren Kinder einer traumatisierten Kriegsgeneration, die mit unglaublichen Verlusten und Traumatisierungen (Zerstörung, Leid, Tote) zurechtkommen mussten.
Kinder der Kriegsgeneration waren nicht selten der Erziehung von überlebenden Nationalsozialisten oder überlebenden Opfern des Nationalsozialismus ausgesetzt. Das hatte gewisse Folgen für die (v.a. psychische) Entwicklung.
Natürlich gab es direkt nach dem Krieg auch Grund zur Freude, denn schließlich hatten die Alliierten einem diktatorischen Staat den Garaus gemacht.
Es wurden - zumindest im Westen - demokratische Strukturen installiert.

Kaum war also der Krieg vorbei, stieg auch schon die Geburtenrate deutlich (Quelle) ...
... und auch die Wirtschaft brummte nach dem Krieg ... es begann das Wirtschaftswunder!

Heute - nicht erst 80 Jahre nach dem Kriegsende - steht diese Generation auf dem Prüfstand.
Was gibt es Positives, was gibt es Negatives zu berichten?

Viel Vergnügen!
Laguz
 
Zuletzt bearbeitet:
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Klasse, vielen Dank, @Laguz.

Hab gerade wenig Zeit, bin aber sehr interessiert.

Jedenfalls denke ich, mit "uns Baby-Boomern" - 1955 bis 1969 (Deutschland), wie Du oben schreibst - muss man rechnen, z.B. auch als Wähler.

Ich nehm "uns" aber überwiegend auch als eine Gruppe/Generation wahr, die jetzt im Rentenalter viel fitter ist und mehr anstellen kann, als unsere Eltern, erst recht als unsere Großeltern. Auf einem Foto hab ich letztens meine Großeltern gesehen, da waren die in dem Alter, in dem ich jetzt bin. Da hab ich mich echt erschrocken. Die waren wirklich alt. :D
 
Was gibt es Positives, was gibt es Negatives zu berichten?

Als positiv hab ich z.B. empfunden, dass wir in der Schule (bin 1969 eingeschult worden) fast nur junge Lehrer hatten. Das waren fast alles sogenannte ´68er´, gerade mit dem Studium fertig, die uns viel vom damaligen Zeitgeist mitgegeben haben. Also eher laisser-faire und nachsichtig mit uns, auch wenn es eine "normale" Schule war. Eine unserer Parallelklassen hatte aber auch noch so eine alte, übriggebliebene Nazi-Tante als Klassenlehrerin. Die hat die Schüler das Fürchten gelehrt. Die taten uns immer sehr leid.

Später in der 5. und 6. Klasse auch der Aufklärungsunterricht, ganz neu und modern im Lehrplan, das hat unsere Lehrerin super gemacht. Sie war Klasse, hatte aber auch 5 eigene Kinder und mit denen schon viel durchgemacht. :D

Die Wirtschaft sollte angekurbelt werden.
Verbal und im Verhalten wurde oft zum Ausruck gebracht: Hast du nichts, bist du nichts, d.h. es wurden hohe Ewartungen in uns gesteckt.

Ja, danach habe ich auch lange Zeit mein Leben ausgerichtet. Diese Erwartungen habe ich auch so empfunden und aufgesaugt. Bis ich, wie viele in meiner Generation, irgendwann nicht mehr konnte (heute nennt man das Burnout) und auch gedacht hab, wofür eigentlich. Nach einer längeren Auszeit hab ich mit 29 nochmal abends mein Abi nachgeholt und studiert (ich hatte das Glück, eltern-unabhängiges Bafög zu bekommen, man konnte damals noch gut davon leben).

Also diese Chance, nochmal umzusatteln (natürlich mit Glück und dem Bafög) und einen Beruf zu haben, wo ich wirklich weiß, das bin ich, das hatten die nachfolgenden Generationen nach uns Baby-Boomern so nicht mehr. :(
 
Die Wirtschaft sollte angekurbelt werden.
Verbal und im Verhalten wurde oft zum Ausruck gebracht: Hast du nichts, bist du nichts, d.h. es wurden hohe Ewartungen in uns gesteckt.
Genau ...
Und als eine von vielen Gegenbewegungen entwickelten sich in mehreren Wellen verschiedene Friedens- und Protestbewegungen gegen das laufende Establishment.

Ende der 1960er in der BRD war es die Studentenbewegung (angeführt von Rudi Dutschke, *1940 +1979), die sich auch gegen den Vietnamkrieg richtete:

Und dann besonders mit Beginn der 1980er, wegen der atomaren Aufrüstung (NATO-Doppelbeschlusses vom 12. Dez. 1979), bildeten sich neue Friedensinitiativen in der BRD, aber auch in der DDR:

Bis in die späten 1980er hinein protestierten in vielen europäischen Städten und an vielen Orten hundertausende Menschen gegen Atomwaffenstützpunkte und gegen die Stationierung von Atomwaffen.
Letztlich führten die Vorläufer dieser Friedensbewegung zur Gründung der Partei der Grünen.

Auszug (Wikipedia):
Die Grünen entstanden in der Bundesrepublik Deutschland als Zusammenschluss eines breiten Spektrums politischer und sozialer Bewegungen der 1970er-Jahre. Wesentlich getragen wurde die Parteigründung von der Ökologie-, der Anti-Atomkraft-, der Friedens- sowie der Frauenbewegung. Die politische Bandbreite reichte von den K-Gruppen im Gefolge der Studentenbewegung der 1960er-Jahre bis zu konservativen Umweltschützern.
 
Und es ist auch die Generation der "Universal-Handwerker", denn welche Einzelperson kann heute noch praktisch ein komplettes Eigenheim aufbauen oder sanieren und nebenher alle Fahrzeuge der Familie reparieren?
Wobei damals viele Informationen - wenn nicht aus vereinzelten Büchern und Zeitschriften - mühevoll zusammengetragen werden mußten, man war ja offline ... deshalb war die mündliche Kommunikation so wichtig.
Hierbei fällt mir auch, ohne dies jetzt werten zu wollen, einer der größten Unterschiede von "Boomern und X" zu "Y und Z" auf: Es wurde wesentlich mehr gesprochen ... beobachtet es mal beim "Smalltalk" im Alltag.
Man war stolz, mit guten Tipps der Erfahrenen das Leben besser zu meistern (so diese "positiv" übermittelt wurden); heute verhallen diese meist ohne jegliches Interesse.
Vielleicht war aber unsere Zielsetzung oftmals eine Andere ... nicht nur auf der physischen Ebene ... denn auch bei diversen Esoterik-Stammtischen nehmen pikanterweise (fast) nur die "Alten" teil.
 
Wir waren die Frauen, die Emanzipation in die Wege
geleitet haben.
Die meisten Mütter
waren noch kein Vorbild für Berufstätigkeit.

1961 kam dann die Anti-Baby Pille auf den Markt.
Auch, oder gerade diese machte uns freier, sich für Berufstätigkeit zu entscheiden.
Die heutige freie Sexualität steckte noch in den Kiinderschuhen.
Aber - wir haben gelernt. Für einige ist es immer noch
zu wenig. Die werden ihre eigenen Lenprozesse durchmachen müssen.
 
Gegen Frauenrechte wird vor unserer Haustüre gerade wieder sehr intensiv gearbeitet:

 
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Wenn ich hier mitlese, fällt mir besonders die Verallgemeinerung auf. "Wir waren die Frauen" wir konnten noch Häuser bauen und Autos reparieren " , die man mir ja ungerechterweise zum Vorwurf machte.

Ich sag’s mal so: Wenn man sich ständig auf "wir“ beruft, um die Vergangenheit zu glorifizieren, sollte man auch bereit sein, das "wir“ zu tragen, wenn es um Verantwortung geht.
 
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