Alles über die Baby-Boomer - okay Boomer?

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Oha. Mitnichten, wenn unter dem Deckmäntelchen "Meinung" (übrigens ein von Rechtsextremen absichtlich geframter und gehypter Begriff) gelogen wird, dass sich die Balken des Grundgesetzes aka der Rechtsstaatlichkeit biegen.
Man kann schlichtweg alles sinnverdreht missbrauchen, auch die Meinungsfreiheit.
Trotzdem ist sie das Wesen jeder Demokratie.
 
In deiner Überschrift sowie im ersten Beitrag hatte ich einen philosophischen Ansatz gelesen, und in dem Sinne habe ich geantwortet
Ehrlich gesagt, mir geht es im Prinzip um eine Retrospektive.
Natürlich kann man das nur in Teilen tun, aber Ansätze findet man.

Ich schrieb daher unter anderem:
Heute - nicht erst 80 Jahre nach dem Kriegsende - steht diese Generation auf dem Prüfstand.
Was gibt es Positives, was gibt es Negatives zu berichten?

Das hast Du offenbar von Anfang an als nicht sinnvoll angesehen, Du schriebst:
Welcher Prüfstand?
Schuld und Verdienst gegeneinander aufrechnen? Und dann? Besser machen - was auch immer – können es ja sowieso nur die nachfolgenden Generationen.

Die Boomer sind die privilegierte Generation. Von Geburt an bis heute.

Und am Schluss des zweiten Beitrags schriebst Du:
Aber egal, ist nun sowieso Diskussionsende hier..................obwohl es keinen wirklichen Anfang gab.

Ich finde nichts Philosophisches in Deinen Beiträgen, sondern eher mehrere Be- und Verurteilungen, aber gut.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man kann schlichtweg alles sinnverdreht missbrauchen, auch die Meinungsfreiheit.
Trotzdem ist sie das Wesen jeder Demokratie.
Nein.
Siehe link zum Grundgesetz.
Es geht um Rechtsstaatlichkeit und Gleichheit vor dem Gesetz, und das ohne Ansehen der Person.

Nicht darum, dass es wichtig ist, dass jeder überall irgendwelche faktenferne Scheisse labern kann.
 

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"Was sind Kriegsenkel?​


Kriegsenkel werden meist definiert durch Ihren Geburtsjahrgang zwischen 1960 und 1975. Sie gehören zu den geburtenstarken Jahrgängen, den Babyboomern.
Richtiger ist jedoch: Sie sind die Kinder der Kriegskinder. Sie sind die Kinder der Kinder und Jugendlichen des Zweiten Weltkrieges und des NS-Systems.

Die Vorfahren in ihren Herkunftsfamilien haben Kriegserfahrungen, haben Bombenangriffe, körperliche Gewalt, Trennung und den Tod von geliebten Menschen erfahren. Viele verloren ihre Heimat – ihr Zuhause wurde zerbombt, verbrannt oder ihnen weggenommen. Sie flüchteten oder wurden vertrieben. Ihre Väter und Großväter brandschatzten, stahlen und plünderten. Sie vergewaltigten, töteten oder lynchten andere Menschen. Sie waren Täter, Mitläufer oder ahnungslose Opfer."

Man kann davon ausgehen, dass die Kriegskinder, Jugendlichen und die, die im Krieg erwachsen waren, ihre Traumata fast alle verdrängt haben im Zuge des Wiederaufbaus. Man muss sich nur Filme aus den 50er angucken, dann weiß man es.
Von Sissi über die Förster-Liesel alles heile Welt. Sogar die Hippie-Bewegung noch, alles prima, wir kiffen uns die Welt schön und haben uns alle lieb, und engagieren uns lediglich politisch- und das ist eine äußere! Aufarbeitung,
keine innere, direkte, emotionale. D.h., bei der äußeren Aufarbeitung zeigt man noch auf die Täter und fühlt sich selbst gut und gerecht.
Bei der inneren geht das nicht mehr.
Wer den verborgenen, emotionalen Schrott letztendlich abkriegte, waren wir, auch nicht die 50er Jahrgänge so sehr.
Denn deren Eltern waren keine (Klein-) Kinder oder Jugendlichen im Krieg, sondern schon erwachsen und reflektionsfähig.
Unsere ja, sie haben den Krieg ungefiltert abgekriegt, aufgenommen, verdrängt und weitergegeben.
Dazu kommt, dass Nachkommen von Tätern ebenso traumatisiert sind wie Nachkommen von Opfern,
nur, dass sie keine Hilfe bekommen, aus moralischen Gründen.
Wir haben die inneren Schuldgefühle geerbt/übernommen, was bedeutet, kein Recht auf Leben, kein Recht auf Freude, Leichtigkeit etc. In der Tendenz, Scham, Schuld, sich klein halten, Negativität, Misstrauen.
Das durchzieht die ganzen Kriegsenkel-Generation, und alles im stillen Kämmerlein. Man konnte das nicht benennen, weil es tief innen ablief.
Und äußerlich gab es ja nichts auszustehen, außer unfähigen Eltern, aber materiell nicht.
Geprügelt wurden Kinder auch vor den 50ern schon, das ist es nicht nur.

Das Tätererbe wird öffentlich immer nur so abgehandelt, dass man sich "für Opa schämt".
Das habe ich nie, keine Sekunde. Ich wusste immer, das war er, nicht ich.
Was ich hatte, war der Tod, die Angst und das Grauen selbst in den Knochen, das, was er vllt hundertfach verbreitet hat in Auschwitz-Birkenau als Arzt.
Das läuft viel viel tiefer ab als auf bewusster Gewissensebene. Es ist eine Art Vorenthaltung von Leben, was da Jahrzehnte arbeitet. Ein Zwang, sich kleinzumachen, gleichzeitig aggressiv zu sein, weil man das Gefühl hat, aus dem Dunkel nicht heraus zu dürfen, nicht ein natürliches Recht auf Leben und Lebensglück zu haben. Statt dessen eine tonnenschwere Last zu tragen und sie nirgends ablegen zu dürfen.
Und das zu kapieren, hilft zwar etwas, aber letztlich trägt man es doch weiter, so ist es einfach- als Nachkomme eines Täters.

Und in D gibt das hunderttausendfach.
Das wirlt alles über Generationen weiter. Und je unbewusster, deso kälter die Folgen, emotional.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieses Thema - Trauma generell, aber auch transgenerationale Weitergabe von Traumata durch Kriege, den Holocaust, Vetreibung etc., wodurch ganze Völker und Gesellschaften betroffen sind - ist ein unglaublich weites und wichtiges, aber genau so schmerzhaftes Thema, weil (so meine ich jedenfalls nach all dem, was ich in den letzten beiden Jahren darüber erfahren habe und verarbeiten musste) wir alle davon was abgekriegt haben. Es ist halt nur dermaßen schmerzhaft da hinzusehen und zu -fühlen, dass keiner das freiwillig tut. Es sei denn, jemand ist in einer heftigen Krise und hat das Glück, einen guten Therapeuten zu finden. Dann kann es meistens ´rauskommen, manchmal zum ersten Mal überhaupt erst bewusst werden und mit der Zeit verheilen, was passiert ist.

Ich konnte es erst, nachdem meine Mutter gestorben war. Wie schlimm für sie alles gewesen sein musste, und dass ich es ebenso wie sie verdrängen musste, wurde mir erstmals bei ihrer Abdankung bewusst. Der Kopf hatte es ja kapiert, was geschehen war, aber was es für die Gefühlswelt bedeutete in den verschiedenen Lebensaltern - für sie und für mich-, das ist nochmals was anderes. Ja, das wäre wirklich ein grosses Glück, da den passenden Therapeuten/die passende Therapeutin zu finden.

Die beiden Weltkriege und die Nazi-Zeit haben wir hier in D m.E. definitiv nicht verarbeitet, die meisten unserer Eltern und Großeltern haben ihre schlimmen Erlebnisse (auch natürlich ihre eigenen Taten) verdrängt und mit z.B. Sucht oder massiver Arbeits-Besessenheit kompensiert.

Wirklich wichtiges Thema, wie ich finde, aber ob das etwas für dieses Forum ist...

Ich habe mir viele Dokus angeschaut, die ich mir früher gar nicht zugemutet hätte, und noch viel mehr geheult. Nein, in einem solchen Forum kann man da eher nicht in die Tiefe gehen. Hier stehen meiner Meinung nach immer die politischen Aspekte/Auseinandersetzungen im Vordergrund. Das nützt wenig, wenn es um Ohnmacht, Scham und Wut geht. Ich konnte aber auch mit sonst niemandem darüber reden...bisher. ^^
Danke für dein Feedback. ;)
 
Meine Mutter, Jahrgang 43, Ihren Vater im Krieg verloren. Mein Vater Jahrgang 38, Juengstes von 9 Kindern, in der Stadt aufgewachsen und Essen besorgt. Ich Jahrgang 64, mehr oder weniger in den Siebzigern kosumverwoehnt und ohne Bildung aufgewachsen und wenig bis gar nicht geredet.
 
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