Schwieriges Thema. Was chaya_wien sagt ist kein unwesentlicher Aspekt bei dieser Thematik. Es gibt nicht wenige Menschen die dieses oder ähnliche Konzepte tatsächlich benutzen um sich vom Leid anderer oder vom Leid überhaupt abzugrenzen und das geschieht dann in den Extremen sogar auf sehr abfällige Weise. Ich vermute im indischen Kastensystem dürfte das oft so sein, aber in Esoterikkreisen dürften auch nicht wenige Anhänger der "Jeder Mensch erschafft sich alles selbst." - Theorie in diese Falle tappen.
Ansich ist dieses Konzept sinnvoll, wenn derjenige ganz bei sich bleibt und es verwendet um gemachte Ohnmächtigkeitserfahrungen zu verarbeiten. Ich selbst habe eine ganze Weile mit dem Konzept gearbeitet und hab dabei versucht sehr stark darauf zu achten, dass ich nicht in die Schiene abrutsche wo ich das auf andere Menschen anwende.
Inzwischen bin ich von diesem Konzept abgekommen, weil es bei allen Versuchen und aller Öffnunge in der Form, wie es üblicherweise dargestellt wird, nie wirklich meiner Erfahrung entsprochen hat, auch wenn man sich sowas sicher sehr wünscht.

Was geschieht entsteht aus sich selbst heraus. Es gibt nicht Chloroplast, die Person/Seele, die ihr Leben kreiert. Nein, es gibt das Leben, was sich jeden Moment neu erschafft und die Figur Chloroplast ist ein Aspekt davon, nicht ein Teil, sondern ein Aspekt, weil ungetrennt.
Wenn dabei überhaupt eine Wahl ist, dann die Wahl das anzuerkennen - zu sehen.
Ich bin nur in dem Maße Schöpfer,
wie ich sehe, dass ich stets der Moment bin, die Situation und nicht die Person/Seele.
Da steht "wie ich sehe" besser müsste es heißen "wie gesehen wird", weil es nichts ist, was der Verstand wirklich erkennen oder begreifen kann. Er kann es "nachkonstruieren" und darum kann irgendwie annähernd darüber gesprochen werden. Ich glaube aber auch, dass es gar nicht darum geht das zu sehen, es ständig zu sehen würde die Geschichte korrumpieren und wenn es um etwas geht, dann um die Geschichte, das Spiel.
Menschen in Leidenssituationen so ein Konzept an den Kopf zu werfen ist ziemlich unsensibel - wer das Konzept für sich verwenden um das Leben zu erforschen, der macht dabei aber sicher nichts falsch. Wir sind Forscher, wenn wir auf die Welt kommen - wirklich gute und leidenschaftliche Forscher (so viel wie Kinder lachen und weinen - das ist Leidenschaft) und wir bleiben Zeit unseres Lebens Forscher, wenn wir es zulassen.

Ganz deiner Meinung.
Was ich noch hinzufügen möchte - das Problem ist, wie so oft, auch in diesem Problem die Pauschalaussage. "Alles" ist ... (beliebiger Text)...trifft nie ins Schwarze, sondern stellt eine Verallgemeinerung dar, wer sich ihrer bedient, zieht Schubladen auf, anstatt zu differenzieren.
Dabei gibt es grundlegende Unterschiede. Es existiert selbstgemachtes Leid, so manche psychosomatische Krankheit ist der beste Beweis dafür, ebenso der Zustand ewiger Unzufriedenheit und Suche, in dem manche zu lange verweilen oder sich durch einen engen Fokus, negative Programmierung selbst schwächen, anstatt Situationen zufriedenstellend zu ändern.
Dieses Dilemma lässt auch Menschen in unglücklichen Beziehungen, sie haben sich perfekt negativ programmiert in Gedanken und bewegen sich nur mehr durch einen Tunnel.
Aber auch hier wird nicht geholfen durch Arroganz oder die gelangweilte Diagnose "selbst schuld", sondern indem man Alternativen aufzeigt und jedenfalls einmal die helfende Hand reicht, so wie einem selbst sicherlich auch schon mal geholfen wurde, wenn man sich gerade total verfahren hatte, sei es nun durch Eltern, Freunden, Partnern, usw.
Was man dann daraus macht ist wieder eine andere Frage, die Gretchenfrage würde in diesem Fall lauten "willst du dich wirklich gut fühlen, gesund werden" und "was bist du bereit dafür selbst zu tun". Wenn man darauf die Antworten kennt, dann hat man schon viel gewonnen.
Es gibt aber auch Leid, das von außen kommt, einen traumatisiert und schockt, Gewalt, Misshandlungen, Vergewaltigungen, Folter, Kriege, Verfolgungen aufgrund der Herkunft oder Religionen, manchmal genügt es auch im falschen Land geboren zu werden (z.B. Nordkorea, Sahelzone, Afghanistan) und man ist in einer Elendsspirale, die man leider nicht rein gedanklich überwinden kann und die schlichtweg grauenvoll ist und die keineswegs verharmlost oder mit irgendwelchen ist-dein-Karma-Verharmlosungen nur ansatzweise erklärt werden können, denn faktisch ist es eine Ungeheuerlichkeit, ebenso die immense Kluft zwischen armen und reichen Menschen.
Wenn es hier so etwas wie Karma gibt, dann nur rein global und menschheitsgeschichtlich, denn das würde bedeuten: es wird global betrachtet so lange Elend, Ungerechtigkeit und die grauenvollsten Dinge geben, wie wir nicht gelernt haben, dass wir alle eins sind und unsere Taten Konsequenzen haben und wir somit jede/r Einzelne die Verantwortung tragen und die Verpflichtung haben mitmenschlich zu handeln.
Dort einzugreifen, wo Unrecht geschieht, dort zu helfen, wo es notwendig ist. Uns zu fragen, ob wir wirklich die Kleidung vom Billigdiskonter und das Fleisch aus Massentierhaltung kaufen, ob es nicht noch Alternativen gibt, die viel besser sind.
Ob man tatsächlich dies oder jenes unbedingt haben muss oder ob ich mit dem Geld nicht lieber die Unterkunft für ein traumatisiertes Kind bezahle, das zusammen mit seinen Eltern aus einer Gegend fliehen musste, wo niemand von uns leben möchte. Oder die Patenschaft für ein Waisenkind übernehme oder mich beteilige an der Finanzierung eines Nebelfängers in Afrika:
http://www.wasserstiftung.de/wasserprojekte.html
Wir alle sind für das Elend mitverantwortlich, so lange wir nichts dagegen aktiv machen. Natürlich jede/r im Rahmen der Möglichkeiten und manchmal gilt es zuerst einmal sich selbst zu retten.

In diesem Sinne - gebt auf euch Acht und vergesst nicht auf die anderen, die Welt als Ganzes, denn wir sind ein Teil davon, nicht abgehobene Erleuchtete, das erreichen wir in diesem Leben nicht mehr.