Momentan hatte es allerdings einen konstruktiven Verlauf.
jogurette schrieb:
Schließlich wird von vornherein auf natürlichem Wege erst gar keine Zeugung stattfinden können.
Das ist ein entscheidender Punkt. In der Diskussion der Abtreibung wird die Zeugung vom Erzeuger und der Erzeugerin entweder angenommen oder nicht. Es sind immer zwei im Gleichgewicht daran beteiligt - mit dem Unterschied, dass der Zeuger "punktuell-impulsgebend" wirkt und die Zeugerin "empfanggebend-nährend-bewahrend". Es ist wie das körperliche Yin und Yang. Das Kräfteverhältnis ist ausgeglichen, wenn:
1. Zeugungsphase: Er
geben will und sie
nehmen will.
2. Formgebungsphase: Sie innerlich und äußerlich
annehmen und alles dafür
geben will. Er innerlich und äußerlich
annehmen und alles dafür
geben will.
3. Struktur-in-Funktion-Phase/Geburt: Sie
geben und er
annehmen will.
Da sich das Ganze längerfristig im Verborgenen/Bauch abspielt, wird es schwierig. Das Kräfteverhältnis verschiebt sich bei Punkt 2 in Bezug auf Raumeinnahme/Mutter bzw. den, der "sich ja nur außerhalb" befinden kann/Vater. Er kann einfach im Außen abbhauen, sie kann - etwas weniger einfach, weil innerlich - "abhauen". Weil es bei ihr schwieriger und auffälliger mit inneren OPs etc. ist, wird ihr Abhauen stärker diskutiert als seins.
Man kann sich in Menschen hineinversetzen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem Leben für etwas nicht reif waren. Das ist jeder von uns früher oder später mal und man lernt nur selbst daraus.
Würde man die Zeugung aus der weiblichen Dunkelheit herausnehmen und von beiden gut betrachtbar und gut zu beobachten in ein neutrales Gefäß bringen, das in der Mitte von beiden steht und für das während der Zeugungs- und Formgebungsphase beide gleichermaßen verantwortlich sind, sähe die Diskussion ganz anders aus. (Dummerweise erschreckt sich bei uns Menschen ein kleines Wesen, wenn man das tun würde ... bei uns mag es die Dunkelheit bis zur Geburt.)
Die Diskussion ist also eigentlich Folgende: Wer nimmt das Gefäß zu sich und gibt ihm Nährboden und Wärme, lässt es "sich formen"? Heute du oder morgen ich? Wir beide, auch wenn wir uns nicht mehr verstehen? Wer nimmt es nicht an? Heute du oder morgen ich? Wir beide? Auch wenn wir uns doch gut verstehen? Was können wir tun, wenn wir nicht wissen, wie wir damit umgehen sollen?
Wer von uns beiden darf entscheiden, was damit passiert? Wer von uns beiden vertraut sich und dem anderen in der Entscheidung? Oder sich nicht und dem anderen in der Entscheidung auch nicht? Verbietest du mir oder ich dir, zwingst du mich oder ich dich, ermöglichst du, oder ich, lässt du mich oder lasse ich dich? Das und die Konsequenzen des Denkens und Handelns gelten gleichermaßen auf beiden Seiten. Ein liebender Mann würde seine Frau nicht zwingen, sondern das Gefäß selbst in sich annehmen, wenn er könnte. Ich würde das tun, wenn ich ein Mann wäre und könnte.
Das weit übergeordnete Recht wäre doch, daß niemand, gar niemand das Recht haben darf, über Leben oder Tod einer anderen Person zu entscheiden.N I E M A N D.[...]
Dann darf auch
niemand pro und contra Abtreibung entscheiden, denn wer es tut - egal pro oder contra Leben - begeht eine Hybris. Ganz einfach.