SternenspielNull
Sehr aktives Mitglied
Und mal ganz ehrlich gesagt, ein Hartz4ler hat jeden Tag, von morgens bis abends Zeit. In der Zeit sollte ihm ja wohl noch was einfallen. Jeden Tag.
Eben, und da braucht er sich nicht vom Arbeitsamt vollquatschen lassen, von wegen Jobsuche und so.
Ich selber hätte ja auch was suchen sollen, damals, als es noch nicht mit dem Namen eines Politikers emblemiert war und bloß Arbeitslosenunterstützung hieß, eine viel bessere Bezeichnung, wie ich meine, denn was soll der Blödsinn, sich namentlich verewigen zu lassen, nur weil man irgendwelche Regeln umgeregelt hat.
Meine Beraterin war ja wirklich sehr gnädig, aber hin und wieder hätte ich ihr doch beweisen sollen, dass ich eh was suche, und eines Tages war sie wirklich ungehalten. Sie hatte mir ein Angebot geschickt, irgendwas im Lager, und ich bewarb mich auf eine eigentlich unnachahmliche Weise, so dass die mich sicher nicht nehmen, aber es war leider zu stark, und sie sendeten die Bewerbung zum Arbeitsamt, und meine Beraterin war wirklich zornig und meinte, sowas kann man der Bild-Zeitung geben, und die werden es drucken unter der Rubrik "So arbeitswillig sind unsere Arbeitslosen".
S'gab auch ein paar andere Probleme, einmal hatte ich einen Termin und ging nicht hin, weil ich eine furchtbar starke akute Sinusitis hatte, aber anstatt dass ich zum HNO ging, holte ich mir etwas Heroin gegen den Schmerz. (Ich hab's eh nur geraucht, keine Sorge.) Und dann hatte ich irgendeine Ausrede, aber die akzeptierten sie nicht, und ich hatte ein paar Wochen nur Sozialhilfe, die ich später obendrein zurückzahlen musste. (Obwohl ich eigentlich eh so sparsam lebe, dass das kein Problem ist, aber lieber war mir doch der Luxus von unhinterfragten 500 Euro im Monat.)
Na gut, und zum Schluss war's direkt köstlich. Ich hatte wieder mal einen Termin, und sie war total zuvorkommend, und hat mich irgendwie überredet, es doch mit einer Ich-AG zu versuchen. Ich meinte, warum nicht, wenn's nicht klappt, kann ich ja zurück zum damals herandüsternden Hartz, und so stellte ich mich als Künstler vor, holte mir bei der Handwerkskammer eine positive Zukunftseinschätzung, und hatte plötzlich doppelt so viel Geld, weil ich auf die freiwillige Weiterversicherung (unberechtigterweise) verzichtete, zwar nur für sechs Monate, aber immerhin.
In der Zeit kam ich dann aber zurück nach Österreich, und hab mich weder dort noch hier jemals mehr beim Arbeitsamt gemeldet, also scheine ich in der Statistik eigentlich als Erfolgsstory auf, als Ich-AG, die den Schritt in die Selbständigkeit geschafft hat.
Und in diesen letzten sechs Monaten hab ich so viel Geld gespart, dass ich jahrelang über meinem normalen Niveau von ein paar hundert Euro Taschengeld im Jahr leben konnte. (Welches derzeit auch empfindlich gestört ist, ich hab nicht die geringste Ahnung, was ich mit diesen 9000 Euro eigentlich anfangen soll.) (Aber Anfragen sind dennoch zwecklos.) (Es sei denn, von einer gewissen Person für einen gewissen Zweck.)