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SammyJo
Guest
Aus gegebenem Anlaß:
http://www.evolver.at/stories/Koerperkunst_01_2009/
Eine phantastische Vorführung (ein Akt der Kunst), wie "Mensch" entgleist immer wieder zu entgleisen droht und jegliche Grenzen und Tabus fallen lässt, wenn der Blutgeruch zu stark geworden ist. Wahrhaft mutige Menschen.
Da sich dies auf einige aktuell laufende Themen übertragen lässt, stellt sich die Frage: Gibt es Grenzen bei der Selbstverstümmelung, Selbst- und Fremdkasteiung und zur Schau gestellten Entwürdigung, oder sollte man im Zuge der "Toleranz" alles, wirklich alles abnicken und durchreichen? Ich hoffe, daß die Zusammenhänge deutlich werden.
Your body is a battlefield!
Oder: Der Körper zwischen Beschädigung und Modifikation. "Rokko´s Adventures"-Autor Daniel Krcal hat sich mit Phänomenen wie Stechen, Schneiden oder gar Hirnaufbohren beschäftigt. Daß der Mensch gern mit sich selbst spielt, ist schließlich nichts Neues - die Auswüchse solcher Basteleien spalten jedoch seit jeher (nicht nur) die Gesellschaft. 16.01.2009
"Your body is a battlefield" konstatierte dereinst die Photographin und Konzeptkünstlerin Barbara Kruger. Was als feministische Kampfattitüde gedacht war, ist im Grunde genommen so etwas wie die Formulierung einer anthropologischen Grundkonstante, nämlich der einer grenzüberschreitenden und kodifizierenden Aneignung und Adaptation des menschlichen Körpers. Körpermodifikation mit und ohne Funktion, Selbstschädigung, die Lust am Verstümmeln von Leibern und vieles mehr - der menschlichen Phantasie sind in der Kolonisierung des Körpers scheinbar keine Grenzen gesetzt. In diesem kleinen Special werden ein paar herausragende Gestalten exemplarisch behandelt. Genausogut hätten es auch andere sein können, so quantitativ stark vertreten ist die Körperthematik in und abseits der Kunst. Eigentlich nicht verwunderlich - ist er doch das uns nächste, das wir haben. Einen kleinen Überblick über die Formen körperlicher Modifikationen soll der folgende Text bieten.
Im Gegensatz zu diesen beiden fiktiven Exempeln stehen natürlich Künstler, die sich tatsächlichen Torturen aussetzen. Da wäre zum Beispiel Douglas Gordon, der seine abgeschnürten Hände 60 Minuten lang filmte, bis sie blau anliefen und beinahe abgestorben wären. Doch anders als bei der aktionistischen Selbstverliebtheit eines sich selbst beschädigenden Brus ging es Gordon um das, was sein Film beim voyeuristischen Publikum evoziert. Er wollte die Zuschauer spüren lassen, daß in ihnen ein sadistischer Zug steckt - für Douglas eine logische Folge der Schaulust.
In einer anderen videodokumentarischen Aktion machte sich der Amerikaner Chris Burden zur Zielscheibe eines Revolverprojektils: Aus fünf Metern Entfernung schoß ihm ein Freund in den linken Oberarm.
Doch was, wenn der Künstler die Kontrolle noch mehr aus der Hand gibt und sich dem Publikum direkt ausliefert? Diese Frage wurde wohl am radikalsten von der Body-Art-Pionierin Marina Abramovic im Selbstversuch durchgespielt. Bei ihrer Aktion "Rhythm 0" hatte sie beinhart sechs Stunden Regungslosigkeit durchgehalten, während sie das Publikum mit 72 an ihr zu benutzenden Gegenständen konfrontierte. Nach einer langen und zögerlichen Zeit entwickelte die Situation eine dramatische Eigendynamik: Zuschauer begannen Abramovic die Kleider vom Leib zu schneiden und ihr blutende Verletzungen zuzufügen, und plötzlich stand auch die Möglichkeit sexueller Übergriffe im Raum. Zwei Gruppen bildeten sich: eine das Äußerste fordernde und eine beschützende, die der Künstlerin eine geladene Pistole in die Hand und ihren Finger an den Abzug legte. Daraufhin kam es zu Schlägereien, um nicht zu sagen Machtkämpfen um die Vorherrschaft über die noch immer regungslose Abramovic.
http://www.evolver.at/stories/Koerperkunst_01_2009/
Eine phantastische Vorführung (ein Akt der Kunst), wie "Mensch" entgleist immer wieder zu entgleisen droht und jegliche Grenzen und Tabus fallen lässt, wenn der Blutgeruch zu stark geworden ist. Wahrhaft mutige Menschen.
Da sich dies auf einige aktuell laufende Themen übertragen lässt, stellt sich die Frage: Gibt es Grenzen bei der Selbstverstümmelung, Selbst- und Fremdkasteiung und zur Schau gestellten Entwürdigung, oder sollte man im Zuge der "Toleranz" alles, wirklich alles abnicken und durchreichen? Ich hoffe, daß die Zusammenhänge deutlich werden.