Meditieren ist dafür eine passende Möglichkeit. Mach halt weiter, da ist nichts, wovor du dich erschrecken müsstest.
Lieber Jenson,
bei dem letzten Beitrag von Renate fiel mir ganz spontan eine alte Geschichte ein:
Es war zu einer Zeit, in der ich auch noch nicht so recht wusste, wo meine spirituelle Heimat zu finden sei. Immer, wenn ich glaubte, angekommen zu sein, sah ich ein neues Licht, das es zu erkunden gab. Über Strecken war ich dann oft ratlos, wohin das führen sollte.
Bei einer Meditation zu diesem Thema sah ich einmal, wie ein Wanderer aus der Vergangenheit auf einem Weg wandelte. Alles war in das Dunkel des Nicht-Verstehens gehüllt, nur der Weg und der Wanderer strahlten in ockerfarbenem Licht.
Als er an eine Wegegabel kam, setzte er sich unter einen Baum und dachte darüber nach, welche Richtung er nun einschlagen sollte. Plötzlich sah ich in dem Wanderer Merlin auf seinem Weg durch die Zeiten. Aber schon im nächsten Augenblick wurde mir klar, dass ich nicht auf Merlin blickte, sondern auf mich selbst.
Wie mit einer Eingebung wurde mir bewusst, dass nicht das Ziel für mich entscheidend war, sondern der Weg. Es galt also nicht anzukommen, sondern die Welt zu erkunden.
Nicht umsonst waren die Handwerksburschen drei Jahre und ein Tag ohne besonderes Ziel auf der Wanderschaft, um für ihr Handwerk und das Leben etwas zu erlernen. Das erinnerte mich auch an eine Lebensmaxime der alten Mönche:
"Age, quod agis!“, oder auch
"Tu, was Du tust!"
Nachdem mir das alles bewusst wurde, empfand ich es als Befreiung von der sinnlosen Jagd nach einer Fata Morgana. Seit diesem Tag verstehe ich mich als einen Handwerksburschen auf dem Weg durch die spirituelle Welt. Zugegeben der Gedanke vom Weg und den Zielen ist nicht neu, aber in der Schlichtheit liegt bekanntlich die größte Kraft.
Was hatte ich für kostbare Zeit und Kraft vergeudet, nur um nach dem Sinn meines Tuns zu suchen? Grenzen meiner Gedanken öffneten sich und erst da wurde mir die Fülle klar, aus der man schöpfen kann.
Es fielen auch meine Erwartungen von mir ab, die uns bekanntlich beim Glücklichsein im Wege steht. Sich einfach über ein gutes Werk zu freuen, dass man eben erst getan hat und es sich nicht gleich wieder mit der Frage nach dem Sinn vermiesen.
Eventuell möchtest Du nun auch drei Jahre und ein Tag zu einer Wanderschaft durch die spirituellen Welten aufbrechen, um für Dein Handwerk und Dein leben etwas zu lernen?
Du wirst auf diesem Weg durch die Zeiten vielen anderen Wanderern begegnen, die Dich auch gelegentlich ein gutes Stück begleiten. Wenn Du zurückschaust, wirst Du viele sehen, die auch diesen Weg gehen und in der Ferne wirst Du jene sehen, die ihn schon gegangen sind.
Überleg es Dir, es sind ja nur drei Jahre und ein Tag.
Merlin