Elli schrieb:Versuche, die Verhaltensweisen zu identifizieren, die dich am stärksten anziehen und abstossen! Dann vergleiche diese mit deiner Vergangenheit. Und als drittes versuchst du dann, die Emotionen zu analysieren, die diese Abläufe in dir auslösen und dich immer wieder in alte Verhaltensmuster zurückwerfen.
Was auch hilft - jedenfalls hats mir geholfen... sich immer wieder selbst zu sagen, dass man nicht mehr das wehrlose Kind ist, sondern dass man nun in einer Position als Erwachsener ist, wo man durchaus auch agieren und nicht nur reagieren kann.
Und erwarte nicht, dass sich das alles zackzack auflöst. Dies ist ein Prozess, der viel Wiederkäuen verlangt. Schliesslich und schlussendlich geht es darum, deinen Glauben an dich selbst und deine Situation zu ändern. Das was du glaubst, das ziehst du an und wirst es erleben.
Es geht also v.a. darum, die innere Sichtweise von dir Selbst und deine Erwarungshaltungen zu verändern. Dies funktioniert über den Glauben. Mit Glauben muss nicht immer etwas Religiöses gemeint sein.
Achte auf deine Gedanken, deine Gefühle, deine Mimik und Gestik! Probier es mal aus, wenn du dich traurig oder verloren fühlst. Setz dich breit wie ein Macho hin und grins dann frech und arrogant. Muss ja niemand zugucken. Du wirst dich wundern, was für einen Einfluss sowas auf deine Laune haben kann.
Du bist also nicht darauf festgelegt, im Aussen die Gefühle von Innen zu zeigen. Du kannst auch von Aussen Gefühle im Innen wecken durch ebensolche kleinen Tricks
Greetings
Elli
Liebe Elli!
Erst mal danke für deine Postings, die sind wirklich hilfreich.
In dem Prozess bin ich schon länger drin, und immer wieder werden mir Kleinigkeit bewusst.
Allerdings hab ich das meiste bis jetzt meinem Vater "in die Schuhe geschoben", denn mein Vater war immer der Böse.
Mehr und mehr komm ich jedoch drauf, dass eigentlich meine Mutter mir schwer zu schaffen macht.
Vor wenigen Wochen ist was "komisches" passiert:
Ich bin in der Früh aufgewacht und hab mich ganz ganz klein gefühlt. Mein Selbstbewusstsein war am Boden, ich hab mich schlecht und wertlos gefühlt wie schon lang nicht mehr.
Als erstes hab ich an meinen Freund gedacht - hab mir überlegt was war (im Schlaftaumel), was er gesagt oder getan hat.
War aber nichts.
Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen:
Ich hatte am Vortag mit meiner Mutter telefoniert.
Das Gespräch war wichtig für mich, ich brauchte Info über etwas und wohl auch ein bisschen Ermutigung und Verständnis.
Doch bei meiner Mutter kommt eigentlich immer Desinteresse rüber - auch dann, wenn sie sich bemüht Interesse zu zeigen.
Naja, und mitten drin meinte sie: "Naja, da reden wir ein ander Mal drüber [Es ging um einen zeitlichen Termin!!], ich hab wen in der anderen Leitung"
Und weg war sie.
Eigentlich arg, dass mich so eine Kleinigkeit dermaßen aus der Bahn werfen kann. Und je mehr ich drüber nachdenke, umso klarer wird mir, dass mein Freund das in dem Ausmaß gar nicht hätte schaffen können.
Ich hab den ganzen Tag gebraucht, bis ich wieder einigermaßen "gerade stehen" konnte.
Noch etwas ist mir aufgefallen:
Ich reagiere extrem auf Widersprüche.
Früher hat sein Mund gesagt "geh" doch sein Verhalten hat gesagt "bleib"
Jetzt sagt sein Mund "bitte bleib" und naja ein Teil seines Verhaltens sagt "lass mich in Ruh"
Offensichtlich tendiere ich dazu mich eher am Verhalten zu orientieren, als an dem was er sagt.
Dazu fällt mir auch ein Erlebnis aus meiner Kindheit ein:
Keine Ahnung wie alt ich war, wohl so fünf oder sechs? Oder jünger?
Ich bin auf dem Schoß meiner Mutter rumgekrabbelt.
Sie hat sowas gesagt wie "na du bist aber eine kleine Schmusekatze" - das war das was sie laut gesagt hat. In Wirklichkeit aber wollte sie nur ihre Ruhe und dass ich mich allein beschäftige.
Komisch, dass ich mich an das noch erinnern kann, denn eigentlich hab ich nur sehr sehr wenige Kindheitserinnerungen....
Wenn du dich noch nicht lösen kannst, dann musst du an dir arbeiten. Dem Typen die Schuld zu geben, hat jedenfalls keinen Sinn. Selbst wenn er der Arsch ist, bist du es, die nicht von ihm los kommt.
Schon klar.
Im Grunde genommen ist er ja auch gar kein Arsch - sondern auch nur ein Mensch der extrem mit seiner eigenen verschissenen Kindheit und deren Auswirkungen zu kämpfen hat.
Was wohl nicht entschuldigt, dass er sich manchmal wie ein Arsch verhält.
Als ich das Eingangposting geschrieben hab, war ich extrem am Boden - aber das Problem liegt ja eher bei mir als bei ihm.
Tatsache ist, dass ich nicht die Einzige bin, die in unserer Beziehung immer mehr dazulernt. Je mehr ich aus den "Ich-lass-mir-alles-gefallen-Phasen" rauskomm, desto mehr Mühe gibt er sich eigentlich mich nicht zu verletzen.
Wir gehen beiden in winzigen Schritten - aber wir gehen aufeinander zu. Manchmal gibt es halt auch Rückschläge, auf beiden Seiten, doch die Vorwärtsbewegung ist klar und deutlich zu erkennen.
Eigentlich denke ich die Beziehung macht Sinn so wie sie ist.
Wir haben beide aneinander zu lernen und zu wachsen, und erst wenn wir damit fertig sind (zumindest mit der akuten Problemlösung) können wir entweder wirklich richtig zusammensein, oder aber auch auseinander gehen.
Vermutlich ist es sogar wichtig, dass nicht alles, bzw fast gar nichts perfekt ist.
Ich glaube wenn ich jetzt gehe, dann hab ich nur drei viertel dieser Lektion gelernt - bin noch nicht ganz fertig
Ich hatte auch schon Beziehungen mit "normalen" Männer, das plätscherte zwar so dahin, aber gelernt hab ich daraus null - schließlich war ich da nie gezwungen mich meinen Innereien zu stellen.
So, jetzt noch zum Schluss:
Ich hab ihm jetzt mitgeteilt, dass er entweder MIT mir oder OHNE mich sein muss, und dass es so wie jetzt auf keinen Fall weiter gehen kann.
Vielleicht war das IHM gegenüber nicht besonders fair - denn er hat sich in der letzten Zeit wirklich sehr bemüht mir alles Recht zu machen und auf mich einzugehen, hat aber durch seine eigenen Probleme immer wieder gepatzt.
MIR gegenüber finde ich es auf jeden Fall fair, und dieser Schritt hat mich sehr erleichtert.
Ich hab ihn danach nur kurz gesehen, er scheint zu einem MIT mir zu tendieren, aber das wird sich erst zeigen, denn da muss er sein Verhalten dran anpassen.
Mal sehen, wo diese Erkenntnisse hinführen....
Alles Liebe
Agnes