Liebe Fories,
ich hatte kürzlich einen naiven (nicht-sexuellen) Flirt mit einem jüngeren Mann. Zeitweise hat er/es mich emotional sehr berührt und doch habe ich relativ schnell bemerkt, dass es nicht mehr werden wird. Ich habe wahrgenommen, dass wir zwar einen besonderen Zugang zueinander haben, aber dass es eben nicht mehr ist.
Nun habe ich das Gefühl, dass er sich von mir zurückgezogen hat. Warum ist mir nicht bekannt. Vielleicht habe ich mich zuvor unbewusst zurückgezogen? Ich weiß es nicht.
Fakt ist, dass mir bewusst ist, dass zwischen uns niemals eine Partnerschaft entstehen wird.
Warum geht mir sein Rückzug trotzdem so nah? Warum tut es mir immer so weh, wenn Menschen sich von mir zurückziehen? Manchmal sind es sogar Menschen, bei denen ich fühle, dass einfach keine gemeinsame Basis besteht?
Warum tut mir das immer so weh? Ist das einfach nur verletzter Stolz oder steckt da mehr dahinter?
Falls jemand möchte, würde ich sehr gern meine, wie auch die Daten des Mannes via PN weitergeben.
Ich bedanke mich ganz herzlich im Voraus.
Lieben Gruß von
Luisa
Hi
ich möchte aus meiner Sicht allgemein was dazu sagen.
Ich kenne das Leiden, dass man irgendwie "gebunden" ist. Nach einem Verlust/Trennung macht sich diese insgeheime Bindungs-Tendenz des Unbewussten ebenso bemerkbar.
Es ist meiner Erfahrung nach jede Liebe - sei sie echt oder nur "eine Phase" - eine Wiederspiegelung des Eigenen. Der Bauch, die Emotionen können so stark sein, dass wir sie für wirklich halten, während uns manche Liebschaft (jede weitere aufs neue) nur ein Stück weiter bringt, unsere eigenen Sehnsüchte auszuleben. Wenn das nicht geht, dann spüren wir den Schmerz.
Es ist also weitestgehend Neptun.
Man kann sich eine echte Liebe vorstellen, und sie ist ebenso Neptun. Aber auch was anderes: Der Schmerz einen geliebten Menschen zu verlieren, mag echt sein, weil man gemeinsame Erfahrungen usw. hatte, oder ein Stück des eigenen Lebens geht. Danach - die Trauerarbeit - zieht sich wahrscheinlich über mehrere Jahre hin.
Aber was ist mit den "Lieben"/Partnerschaften, die wir noch kaum gelebt haben? Wenn uns jemand nach einem Jahr, oder einem Monat verlässt? Da kann man mit Sicherheit von ausgehen (also man selbst geht davon aus, nicht jemand anderes), dass das meiste davon wieder mal Neptun ist. Idealvorstellungen einer heilen Welt, einer Ganzheit. "Alles was wir zusammen haben können... und was wir grösseres werden...", was uns etwas verspricht. Und daraus entstehen manche Träume, Sehnsüchte aber auch Enttäuschungen.
Ich habe in meiner Erfahrung so ziemlich heftige Verbindungen gespürt, und was dahinter steckte war meine eigene unbewusste Unvollkommenheit. Sie wird angerührt, wenn uns in der Liebe was entgleitet, diese Unvollkommenheit. Ich glaube aber, dass wir auch in die Kindheit zurück gehen können um zu schauen, wie das Verhältnis zu unseren Eltern war (vorzugsweise die belastenden Momente poder Mikoro-Traumen), weil auch das einen starken Komplex bilden kann, auf den jede spätere Verlusterfahrung gründet. Das ist für , wenn ich meine eigenen Gefühle betrachte, immer wieder vordergründig, und ich verallgemeinere das auf alle Lieben, die jeder Mensch haben kann. Denn unser emotionaler Körper ist nicht grad super gut drauf, schaut man sich an, wie wir aufwuchsen. Man prügelte uns aus der Sicherheit mit Demütigung und Drohungen. Wir wollen in der Liebe schließlich den Kreis schließen, und umso stärker die Erfahrungen in der Kindheit den Kreis zerbrachen, desto grösser unser Bedürfnis.
Andererseits verbergen sich natürlich auch Lernerfahrungen hinter allen solchen schwerwiegenden Beziehungen. Es lässt sich manchmal an wenigen Konstellationen ablesen, wo der Braten stinkt, aber manchmal auch nicht so einfach. Auch wenn wir nicht wissen, was die Ursache im Radix ist, können wir diese Erfahrungen als etwas sehen, wo wir etwas überwinden müssen und am Ende des Lebens oder sogar nach einigen Monaten sagen wir: Wow, daraus bin ich gewachsen hervor gegangen. Aber wir können auch festhalten, immer wieder dasselbe (Selbst-)Mitleid provozieren oder Muster wachrufen, und werden dann nur weiter leiden...
Ich hab gelernt, mir selbst was gutes zu tun. Man kann sich zB selbst ein Geschenk machen, indem man eines aussucht, das genau das ist, was man will. Das lenkt nicht nur ab, sondern es kann auch den Blick für die Liebe schärfen, und frei machen von mancherlei Aufopferungssehnsucht ("ich bin bereit alles für Dich zu tun").
Auch wenn ein Gedanke des Verstandes daran zweifelt. Das ist zwar Konsum, aber es geht dabei wesentlich darum, dass man sich selbst was gutes tut. Aber Schokolade essen is nicht so gut.
LG
Stefan