Warum Kinder Religionsunterricht bekommen müssen

Colombi

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Warum Kinder Religionsunterricht bekommen müssen

Ein echt guter Artikel!

Hier ein Auszug davon:

Schule bedeutete auch, sich mit Themen auseinanderzusetzen, die einem unangenehm oder lästig sind. Es ist nicht nur ein falsches pädagogisches Signal, religionskritischen oder andersgläubigen Schülern das Fernbleiben vom Religionsunterricht zu erlauben. Es macht auch den Diskurs zwischen den Schülern um einiges ärmer.

Diskutieren, debattieren, sich aneinander reiben, um dadurch zu einer eigenen Meinung zu gelangen - das sind urdemokratische Prozesse. Die Fähigkeit dazu muss in der Schule geübt werden. Auch oder gerade anhand so emotional besetzter Themen wie dem Glauben.

Mehr davon: http://www.spiegel.de/panorama/gese...onsunterricht-bekommen-muessen-a-1115525.html
 
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Und hier noch ein guter Auszug aus dem Artikel:

"Wissen Sie, wir sind nicht wie Sie, wir sind orthodox, das ist ganz anders."

"Es geht doch im Religionsunterricht nicht um Mission, sondern um Information, um Weltwissen", warf ich genervt ein. "Die Kinder lernen etwas über das Christentum, aber doch auch über andere Religionen, damit sie sich kritisch damit auseinandersetzen können." Und das sei ja wohl heute nötiger denn je, wo Fundamentalisten, Extremisten und Scharlatane allerorts religiöse Schriften missbrauchten, um junge Leute für obskure Missionen zu rekrutieren. Oder?

"Natürlich setzen wir uns mit verschiedenen Religionen auseinander", pflichtete mir der Klassenlehrer bei. "Wir sind doch nicht der verlängerte Arm der evangelischen oder katholischen Kirche." Auf Nachfrage ließ auch der Rektor verlauten, der Religionsunterricht solle nicht zum ungeliebten Orchideen-Fach verkommen. "Die Gründe für einen Antrag auf Befreiung vom Religionsunterricht müssen plausibel sein und werden sehr genau geprüft", sagte er.

Mehr dazu: http://www.spiegel.de/panorama/gese...onsunterricht-bekommen-muessen-a-1115525.html
 
Ein Kind wurde unlängst gefragt, ob es in seinem Kindergarten auch Flüchtlinge gäbe, worauf der Knirps antwortete: „Nein, nur Kinder.“ Ich halte nichts von konfessionsgebundenem Religionsunterricht, weil damit der Gedanke vom Anderssein erst sichtbar wird. Zudem sind Kinder noch nicht in der Lage die komplexen Inhalte einer Lehre zu verstehen, denn sie haben ja schon große Mühe sich in dieser Welt einzuordnen.

Wenn wir Erwachsene schon Mühe haben die Bibel zu verstehen, wie sollte das dann einem Kind gelingen? Obwohl es schon eine Ewigkeit her ist, kann ich mich noch an eine Religionslehrerin erinnern, die uns die Geschichte Daniels näherbringen wollte. Ich hatte jedenfalls nicht verstanden, wer denn dieser Daniel gewesen war und was ich mit dieser Geschichte anfangen soll. Gut, heute weiß ich werd Daniel war und was in dieser Geschichte erzählt wird – aber was ich damit anfangen soll, bleibt mir immer noch ein Rätsel.

Erst mit der Pubertät beginnt der Mensch über die Sinnfrage „Wer bin ich“ wirklich nachzudenken. Wäre es also nicht klüger den Kindern in der Grundschule zunächst das Zusammenleben im Kleinen näher zu bringen und erst später die Werte unserer Gesellschaft, sowie die unterschiedlichen Denkrichtungen gemeinsam zu vermitteln?

Es reicht zur Orientierung nicht, die Religion zu kennen, in die man hineingeboren wurde, sondern auch die Alternativen, die sich anbieten. Zumindest hätte damit das Verständnis und die Toleranz gegenüber Andersdenkenden eine kleine Chance. Der augenblickliche Ethikunterricht verfehlt leider dieses Ziel, weil dort auf gewisse Weise auch wieder eine Ausgrenzung betrieben wird.


Merlin
 
Wieso verbindet ihr hier mit Religionsunterricht nur die Bibel? :sneaky:
Ich kann mich sehr, sehr vage an den Religionsunterricht erinnern: Das war eine knallharte, christliche Indoktrination und als Kind habe ich z.B. den Schwachsinn von der wundersamen Fische- und Wein-Vermehrung sogar geglaubt, auch den brutalen Quatsch mit Hölle und Co. Erst als ich, erwachsen werdend, aufwachte, konnte ich diesen Müll abschütteln...
 
Ich fänd Religionsunterricht gut. @DruideMerlin es gibt auch "Kinderbibeln", zum leichteren Verstehen, hab ich öfter bei Lidl gesehen/im Angebot.
Liebe Schnepe,

weist Du, ich bin in einem Blauen Ländchen aufgewachsen. Ich selbst erlebte, wie ich jede Woche als Katholischer plötzlich zu einer Minderheit in der Klasse wurde. Während die anderen in unserem angestammten Klassenzimmer blieben, wurden wir paar Katholen zum Religionsunterricht in einen kleinen Lehrmittelraum gezwängt. Das setzte sich dann fort, als die Masse der Schüler zum Konfirmationsunterricht gingen und sich damit eine eigene Gemeinsamkeit in der Klasse entstand. So richtig bewusst ist das mir erst bei einem Klassentreffen einige Jahrzehnte später geworden. Es wurden da Erinnerungen ausgetauscht, zu denen ich überhaupt keinen Bezug hatte.

Von meinen Enkeln weiß ich, dass dies heute nicht viel anders ist. Wenn ich jetzt nun an muslimische Kinder denke, kann ich mir schon vorstellen, dass hier neben einer kulturellen Barriere auch noch die Religion selbst ein Hindernis zur Toleranz werden kann. Die größte Gefahr der Spaltung liegt darin, den anderen nicht zu verstehen und so wird aus einem Schulfreund plötzlich ein Fremder.

Ich habe auch nicht davon geschrieben seine Kinder nicht in einem religiösen Kontext zu erziehen, aber das sollte, wie bei den Religionen an sich, Privatsache bleiben. Nach meinen Vorstellungen sollten Religionen auch nicht aus der Schule verbannt werden, vielmehr geht es darum, andere besser zu verstehen. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass man eine Lehre erst teilen oder ablehnen kann, wenn man sie auch versteht. Am Ende sollten nicht Lutherische, Katholische, Frei-Kirchler oder Atheisten die Schule verlassen, sondern junge Menschen, die Halt und Orientierung in unserer Gesellschaft finden können.


Merlin
 
Ich kann mich sehr, sehr vage an den Religionsunterricht erinnern: Das war eine knallharte, christliche Indoktrination und als Kind habe ich z.B. den Schwachsinn von der wundersamen Fische- und Wein-Vermehrung sogar geglaubt, auch den brutalen Quatsch mit Hölle und Co. Erst als ich, erwachsen werdend, aufwachte, konnte ich diesen Müll abschütteln...
Am Anfang meiner Kindheit spielten beim mir die Schutzengel eine große Rolle. Hölle und Co. waren wohl deshalb schon zu Beginn kein Thema für mich und wird es auch nicht werden können.

Der große Einbruch kam dann mit dem Schulbeginn. Die größten Problem waren auch für mich die Ungereimtheiten in der christlichen Heilsgeschichtete. Nun ja, so wurde mit jeder Religionsstunde die Kluft zwischen mir und der Bibel immer größer, wobei mir dann die damaligen Pfarrer den letzten Rest meines Glaubens nahmen.


Merlin
 
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Am Anfang meiner Kindheit spielten beim mir die Schutzengel eine große Rolle. Hölle und Co. waren wohl deshalb schon zu Beginn kein Thema für mich und wird es auch nicht werden können.

Der große Einbruch kam dann mit dem Schulbeginn. Die größten Problem waren auch für mich die Ungereimtheiten in der christlichen Heilsgeschichtete. Nun ja, so wurde mit jeder Religionsstunde die Kluft zwischen mir und der Bibel immer größer, wobei mir dann die damaligen Pfarrer den letzten Rest meines Glaubens nahmen.


Merlin

Ich kann mich nur noch an "Schuhcreme in den Ofen werfen, brennt schön" und sowas erinnern. "Am Anfang meiner Kindheit" (auf dem Dorf). :D;)
 
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